Horst D. Deckert

Leichen pflastern ihre Strecken: Anzahl illegaler Autorennen verdoppelt

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Berlin – Wieder mal so eine Statistik, die die ganze Wahrheit verbirgt, weil sie nicht ins politisches Konzept passt: Die Anzahl verbotener Autorennen in Deutschland hat sich im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Insgesamt registrierte die Polizei 4.981 Fälle, schreibt die „Welt am Sonntag“. Das entspricht einem Anstieg von 106 Prozent gegenüber 2019. Damals waren es lediglich 2.420 Fälle.

Ein starkes Plus gab es in allen Ländern, Berlin hatte aber relativ zur Bevölkerung die meisten Fälle. Ein Vergleich ist jedoch schwierig: Je mehr die Polizei kontrolliert, desto mehr Autorennen stellt sie fest. Die Intensität der Kontrollen ist von Land zu Land allerdings unterschiedlich.

Laut Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) sind illegale Autorennen „leider nach wie vor an der Tagesordnung und nehmen sogar zu“. Dies zeige einmal mehr, „wie wichtig es ist, dass die Taten schonungslos verfolgt und geahndet werden“. Ihr Berliner Amtskollege, Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne), fordert ein „Überlassungsverbot hochmotorisierter Kraftfahrzeuge“ an Fahranfänger.

Über die Initiative des Senats soll der Bundesrat im September abstimmen. Da die Fahrzeuge von meist jungen Fahrern häufig gemietet oder anderweitig überlassen würden, so Behrendt, werde den Behörden eine Beschlagnahmung und Einziehung erschwert. Deshalb wolle Berlin nun so „den Hebel“ ansetzen.

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) fordert ein „generelles Tempolimit von 130 auf den Autobahnen“. Fahrten mit hoher Geschwindigkeit würden dadurch viel stärker wahrgenommen und die Verstöße gegen das Tempolimit seien sichtbarer. „Außerdem würde für die Raser das Risiko, erwischt zu werden, deutlich steigen“, sagte er. Hermann verweist etwa auf die Autobahn 81 zur Schweiz, auf der immer wieder illegale Rennen stattfänden. Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) hält ein solches Tempolimit hingegen für „Unsinn“: „Denn nur neun Prozent der Rennen finden auf der Autobahn statt.“ Die Raserszene sei vor allem in den Städten ein wachsendes Problem. Es würden in Zukunft noch mehr Fälle bekannt, so Reul, weil man sich intensiver darum kümmere. „Das zahlt sich aus, weil wir auch immer mehr Raser erwischen“, betonte Reul. Am wirksamsten sei es, ihre Autos aus dem Verkehr zu ziehen. Der ADAC verlangt bundesweit deutlich mehr Kontrollen. „Wir fordern zusätzliche und auch strengere Kontrollen auf den betroffenen Strecken“, sagte ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand der „Welt am Sonntag“. Die gestiegene Anzahl der illegalen Rennen zeige, dass das konsequente Ausschöpfen des gesetzlichen Strafmaßes offenbar keine ausreichend abschreckende Wirkung habe. Für das erste Halbjahr 2021 melden mehrere Bundesländer bereits weiter steigende Zahlen.

Hier mal ein Bericht vom letzten Jahr, der uns sagt, wer hinter diesen grausamen Zahlen steckt:

„Wer an illegalen Rennen teilnimmt, lässt sich mittlerweile ziemlich genau beschreiben, sagt unser Reporter Martin Schütz, der zum Thema recherchiert hat. Er hat mit Jürgen Berg gesprochen. Der leitet einen speziellen Einsatztrupp bei der Kölner Polizei und trifft bei illegalen Rennen immer wieder die gleichen Täter, erzählt er: ausschließlich männlich, in der Regel zwischen 18 und 25 Jahre alt, viele Deutsche mit türkischen oder arabischen Wurzeln. Oft wohnten sie noch bei ihren Eltern und seien Geringverdiener oder arbeitslos. Die Deutsche Gesellschaft für Verkehrspsychologie kommt zu ganz ähnlichen Schlüssen, was die Täter angeht.“

Warum nicht gleich so, werte Frau Lambrecht? (Mit Material von dts)

 

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