Horst D. Deckert

Leserbriefe zu „Bundestag als PR-Instrument. ZDF auf Wirtschaftslinie. Irre Zeiten“

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Albrecht Müller thematisiert hier den Beschluss des Deutschen Bundestages zum Holodomor und die mediale Berichterstattung zum sog. Fachkräftemangel und zur Einbürgerung. Bei beiden Themen gebe es eine „Einheitsfront der Irrationalität“. Das Parlament habe sich zum „Public-Relations-Instrument der Rechten in der Ukraine mit dem Ziel Feindbildaufbau Russland machen lassen“. Das „wirklich Erstaunliche und Beklemmende“ bei den Medien sei, dass das ZDF, aber auch ARD und die privaten Sender „die von der deutschen Wirtschaft gewünschten Botschaften ohne jegliches Fragezeichen, ohne jeglichen kritischen Unterton nachgebetet“ hätten. Wir haben hierzu interessante Leserbriefe erhalten. Danke dafür. Hier sind sie. Zusammengestellt von Christian Reimann.


1. Leserbrief

Liebes tapferes NDS-Team,

sollte man nicht besser in die Bildung investieren als ausländische „Fachkräfte“ (was immer das sein sollen) anzuwerben. Habe gelesen, dass jeder fünfte Schulabgänger bei uns weder richtig schreiben noch lesen kann und somit als Fachkraft nicht geeignet ist. Das Verkehrssystem ist marode, ebenso wie das der Gesundheit. Internet funktioniert viel schlechter als im Durchschnitt der EU, dafür ist Energie am teuersten. Wegen überbordender Bürokratie werden viele lauthals verkündete Sozialleistungen gar nicht wahrgenommen. Arbeitslose gibt es genug aber mit denen scheinen die Unternehmen wegen mangelnder Bildung und Motivation nichts anfangen zu können. Jetzt also sollen uns die ausländischen Fachkräfte aus der Miesere helfen?

Gruß von
G. Beker


2. Leserbrief

Hallo NDS,

Die Bundesregierung braucht sich doch wegen des Fachkräftemangels keine Sorgen machen.

In der deutschen Industrie zumindest werden jetzt jede Menge Fachkräfte frei, weil ihre Abteilungen oder ganze Firmen, aus ganz aktuellen ökonomischen Gründen, in die USA abwandern, oder dicht machen.

Gruß! U.H.


3. Leserbrief

Liebe Nachdenkseiten, lieber Albrecht Müller,

ja, es ist irre – ihr trefft den Nagel auf den Kopf. Als Schüler war mir unbegreiflich, wie ein halbwegs funktionierender demokratischer Staat, die Weimarer Republik, zu einem kriegsbegeisterten Unrechtsregime werden konnte. Heute weiß ich es. Natürlich passiert das nicht von heute auf morgen und natürlich sind wir noch ein ganzes Stück entfernt vom Verbrecherstaat der Nazis. Deshalb habe ich noch die kleine Hoffnung, dass die von Medien und Politik geschürte Kriegsbegeisterung in Deutschland auf Widerspruch stößt. Und deshalb habe ich heute folgende Mail an den Bundestag geschickt, in der ich Albrecht Müllers treffende Formulierung zum Holodomor-Beschluss des Bundestags zitiert habe:

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrte Frau Präsidentin Bas, mich bedrückt wie sich Politikerinnen und Politiker fast aller Parteien und fast alle Medien einer zunehmenden Kriegsrhetorik gegen Russland bedienen. Haben sie aus zwei Weltkriegen, von denen an einem Deutschland maßgeblich beteiligt, am zweiten allein verantwortlich war, nichts gelernt?

Fassungslos lese ich, dass der Deutsche Bundestag den Holodomor, die Hungersnot in der Sowjetunion in den 1930er Jahren als Völkermord am ukrainischen Volk einstuft. Zweifellos ist diese Hungersnot auf schwere politische Fehler Stalins und der Sowjetführung zurückzuführen. Zweifellos kann man Stalin und der Sowjetführung im Umgang mit der Hungersnot schwere Verbrechen vorwerfen. Zweifellos war der Holodomor aber kein Genozid am ukrainischen Volk. Und zweifellos ist der Beschluss des Bundestags zum Holodomor ein absoluter Tiefpunkt in der Geschichte des Deutschen Bundestags.

In diesem Zusammenhang bin ich heute auf eine brillante Formulierung von Albrecht Müller gestoßen, der ich mich vollinhaltlich anschließe. Der Publizist Albrecht Müller, das werden Sie wissen, war unter anderem Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt und Helmut Schmidt, Mitglied des Deutschen Bundestags und ist Mitbegründer des Internet Nachrichtenportals „Nachdenkseiten“. Albrecht Müller schreibt zum Beschluss des Bundestags zum Holodomor:

„Es ist irre: Der Deutsche Bundestag beschließt die historische Interpretation eines lange zurückliegenden Vorgangs in einem anderen Land, in der Ukraine. Der Bundestag betätigt sich damit als Historiker und macht sich zum Instrument der Propaganda der Ukraine, des Westens und der USA. So weit sind wir schon gekommen. Der Bundestag dient nicht nur der Gesetzgebung in Deutschland, er übernimmt die Public-Relations-Arbeit anderer Staaten. Unfassbar.“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Mit freundlichem Gruß
Thomas Arnold


4. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,

der Bundestag verurteilt “Holodomar” als Völkermord in der Ukraine, er scheint wohl seinem eigen wissenschaftlichen Dienst nicht zu trauen:

Nach seinem Gutachten 065/08 von Mai/2008 (S.11) ist das Meinungsbild sowohl in der deutschen als auch in der internationalen Forschung uneinheitlich.

bundestag.de/resource/blob/411750/6631dd7f4c04c6a13165e33295b62733/WD-1-065-08-pdf-data.pdf

Zu der Anwerbung von jungen Fachkräften aus dem Ausland:

Mit der Anwerbung von jungen Kräften aus dem Ausland spart man sich hier ja die Ausgaben für den Bildungsbereich, angefangen im schulischen Bereich bis hin zur fehlenden Unterstützung der Studierenden während der Pandemie in den  letzten 2 Jahren. Als Krönung kommen für Studierende 2023 noch einmalig 200 EUR als Unterstützung für die hohen Energiepreise, aber erst wenn die Plattform für die Beantragung fertig gestellt ist.

Sie haben Recht, es sind schon irre Zeiten

Mit freundlichen Grüßen
Michael Reinhard


5. Leserbrief

Liebes NDS-Team.
 
Mir scheint ein Beschluss des Bundestages zu dieser Frage rassistisch:

  • mehr als die die Hälfte der Verhungerten waren Russen, Kasachen
  • der Hauptverantwortliche war Georgier
  • ein großer Teil der damaligen Mitglieder der Führung der Bolschewiki waren jüdischer Herkunft; ist der Bundestag ein Hort des Antisemitismus?
  • nach dem Tod von Stalin waren mit Cruschtschow und Breshnew meistens Ukrainer „am Ruder“; was will uns der main stream eigentlich erzählen?

Mit freundlichen Grüßen
Reinhard Schuberth


6. Leserbrief

Sehr geehrte Herr Müller,

mich erstaunt Ihre Empörung über die Zustände in der repräsentativen Demokratie der BRD: „Eigentlich ist der Deutsche Bundestag dazu da, als repräsentatives Organ des Volkes die Regierung zu kontrollieren und zu begleiten, und Gesetze zu verabschieden …..     Es ist beschämend und irre“ wie Sie dies in Ihrem heutigen Artikel „Bundestag als PR-Instrument“ schreiben.

Denn die moderne »repräsentative Demokratie« ist keine Demokratie im ursprünglichen, eigentlichen Sinne.  „Wenn die zentralen urdemokratischen Charakteristika größtenteils negiert werden, lässt sich die Annahme, die »repräsentative Demokratie« sei demokratisch (nur eben irgendwie anders als die klassische Demokratie), nicht einfach aufrechterhalten. Denn die Partizipation der Vielen als Freie und Gleiche als Kernversprechen der Demokratie werden ersetzt durch die Wahl politischer Eliten, die eher Rechte vor dem demos schützen sollen und die Bürgerschaft (von der Wahl abgesehen) politisch weitgehend exkludieren.“ (Ph. Dingeldey: „Von unmittelbarer Demokratie zur Repräsentation“-transcript-Verlag)

Beste Grüße
Michael Köhler

Anmerkung Albrecht Müller: Danke vielmals, für Ihre klugen Anmerkungen aber aus meiner Sicht gehen Sie am Thema meines Beitrages vorbei. Die Anmerkungen zur Demokratie waren doch eigentlich nur Bemerkungen am am Rande. Im Kern geht es um die Frage, ob es Aufgabe des Deutschen Bundestages sein kann, Public Relations für eine bestimmte Richtung in der Ukraine zu machen.

Mit freundlichen Grüßen
Albrecht Müller


7. Leserbrief

Sehr geehrte Albrecht Müller und  NDS Redaktion,

Versuch einer Glosse:

Der Bundestag betätigt sich nur insofern als Historiker als er Geschichte umschreibt, eine historische alternative produziert.

In dieser historischen Alternativwelt wird unterdrückt was gerade nicht ins Bild passt und hervorgehoben was gerade genehm ist.

Absaugen von Fachkräften – dazu gibt es einiges zu sagen.
Von den Amerikanern haben wir auch nichts gelernt,
Das Wort Egoismus sollte man tunlichst vermeiden.
Das Wort ist zu ersetzen durch:
Germany first, we will make Germany great again, klingt doch viel besser. Für diejenigen die nicht so gut Englisch können: Deutschland muss eine Führungsrolle übernehmen.
Es verurteilt die Länder wo die importierten Fachkräfte herkommen zu einer zunehmenden Verarmung.
Was wird aus diesen Fachkräften, wenn der Zustand sich normalisieren sollte? Vielen Dank für geleistete Dienste, aber jetzt werden wir euch wieder abschieben in die Heimat?
Oder werden die dann als Dank mit einem Deutschen Personalausweis beglückt?
Diese Fachkräfte aus dem Ausland sind dann so eine Art Hilfswillige die uns vor dem Fachkräftemangel retten.

Eigentlich sollten wir dann sehr glücklich sein?
Die ausländischen Fachkräfte sichern mit ihren Dienstleistungen und Arbeit unseren Wohlstand und die Wirtschaft.
Die Ukrainer kämpfen für unsere Freiheit, unsere Demokratie und unsere westlichen Werte.
Die Politiker und die Medien verpassen uns eine Gehirnwäsche die es uns erlaubt das obige gebührend zu würdigen.
Das Paradies ist nahe, oder doch nicht?

Das es ein Problem gibt mit den Renten verstehe wer will.
Aus dem Füllhorn wo problemlos 100 Milliarden für das Militär fliessen, da müsste doch auch was für die Renten rauskommen können oder?

Sollte der Bundestag auf der Suche sein nach weiteren Genoziden die sich über Anerkennung freuen würden, ich habe hier noch eine A4 Seite voll mit Vorschlägen.
Die reichen von der Auslöschung der Urbevölkerung in Nordamerika über  Millionen Sklaven aus Afrika die die USA auf dem Gewissen haben bis zu den 500000 toten Kindern die Madeleine Albright lohnend fand.

Mit freundlichem Grüßen
Patrick Janssens


8. Leserbrief

Sehr geehrter Herr Müller,
 
ich will nur kurz zu den letzten zwei Absätze in Ihrem Beitrag eine Bemerkung machen.

Sie gehen da auf den Bundestagsbeschluss zum sogenannten „Holodomor“ ein. Wissen Sie, wenn da eine Frau Baerbock oder z.B. eine Frau Heinrich sich dazu sehr wahrscheinlich ohne historisches Faktenwissen äußern, dann ist das zwar bedauerlich, aber nicht anders zu erwarten.

Am schlimmsten empfinde ich es allerdings, dass es in Deutschland bestimmt echte Historiker, Wissenschaftler gibt, die dazu etwas sagen könnten, sich aber wahrscheinlich nicht getrauen, ihr Kenntnisse über die wirklichen Ursachen und Hintergründe dieser Hungersnot in großen Teilen der damaligen Sowjetunion öffentlich zu äußern.
 
Für eine Eingangsbestätigung dieser E-Mail wäre ich dankbar.
 
Mit freundlichen Grüßen
Ulrich Kleinecke

Anmerkung Albrecht Müller: Danke vielmals für Ihre wichtigen Gedanken zum Thema.

Herzlich
Albrecht Müller


9. Leserbrief

Sehr geehrte NDS-Redaktion,

zum Artikel “Bundestag als PR-Instrument. ZDF auf Wirtschaftslinie. Irre Zeiten” vom 1.12.2022 möchte ich folgende Anmerkungen machen. Erfunden hat diese von den Banderafaschisten verbreitete Verschwörungstheorie Hitlers Reichspropagandaministerium, um den Holocaust und den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion propagandistisch vorzubereiten. Bis heute werden zum Beispiel die gefälschten Fotos aus dem antisemitischen Propagandawerk “Und du Siehst Die Sowjets Richtig” benutzt, um die Verschwörungstheorie zu propagieren. Die BRD übernimmt in ihre offizielle Kriegspropaganda eine antisemitische Verschwörungstheorie des Vorgängerregimes!

Siehe u.a. PDF-Seite 50 und Zitate ab PDF-Seite 137 im folgenden Buch:

Fraud, Famine and Fascism: The Ukrainian Genocide Myth from Hitler to Harvard

Mit freundlichen Grüßen
Tom

PS:
Die Sabotage wird übrigens selbst von antikommunistischen Autoren wie Carroll Quigley und Robert Conquest eingeräumt. Sogar das US-Propagandapamphlet “This Godless Communism” aus den 60ern schreibt darüber: “The peasants are angry! They are killing and burning thier cattle and crops.”

“But cattle and crops were destroyed so thoroughly by the peasants that a terrible famine spread over a large part of Russia.”


10. Leserbrief

spiegel.de/geschichte/1941-beginn-der-blockade-von-leningrad-872-tage-hunger-a-959c3393-12b7-4023-a3b0-238215f6a078

Am Ende dieses lesenswerten Artikels  steht die Frage:Wie viel wissen die Deutschen  über die Blockade und die Antwort ist “so gut wie nichts”, ein bemerkenswerter Aspekt vor dem Hintergrund der aktuellen pädagogischen Aussenpolitik,

B.I.


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