„Von einer ‚Verengung der Welt‘ sprachen Dennis Gräf und Martin Henning. Die beiden Medienforscher vom Lehrstuhl für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität in Passau haben von Mitte März bis Mitte Mai die Sondersendungen von ARD und ZDF zur Coronapandemie untersucht. Für sie gab der Journalismus ein klägliches Bild ab. Der massenmediale Tunnelblick entsprach nicht den journalistischen Standards.
Das ‚permanente Krisen- und Bedrohungsszenario‘ hätte wie ‚Endzeiterzählungen und Zombiegeschichten‘ gewirkt. Ständig habe man leere Fußgängerzonen gesehen, von einer lang anhaltenden Krise wurde gesprochen, obgleich es dafür zunächst gar keine Belege gab. Corona in Dauerschleife habe die Ängste verstärkt. Zudem wurden Heldengeschichten über Pflegekräfte erzählt und Staatsvirologe Drosten glorifiziert.
Die beiden Medienforscher zeigten sich irritiert, sprachen von ‚Inszenierungsstrategien‘, die angewandt wurden. Mit journalistischer Sachlichkeit habe das alles nichts zu tun. Insofern kann man festhalten, dass der Medienbetrieb als Choreograph der Krise wirkte, dabei die Rolle des kritischen Begleiters aufgab, sich lieber um die Darstellung und nicht um die Beleuchtung verschiedener Blickwinkel bemühte.“