Horst D. Deckert

Minderheitenwahn in der Modeindustrie

Topmodels des Woke-Zeitalters (Symbolbild:Imago)

Kürzlich sorgte die „frohe Botschaft”, dass demnächst ein Model mit Down-Syndrom für den Unterwäsche-Hersteller Victoria’s Secret über den Laufsteg stolzieren darf, für Schlagzeilen. Sensationsheischend pries man die 24-Jährige Sofía Jirau aus Puerto Rico als neues Aushängeschild der edlen Dessouskette an. Erwartungsgemäß bejubelte auch der links-woke Mainstream diese Entscheidung. Eine Marke, die bisher größten Wert darauf gelegt hat, dass ihre Werbegesichter stets groß, spindeldürr und mit einem engelsgleichen Gesicht ausgestattet sind, setzt endlich ein Zeichen gegen Diskriminierung und tritt für „Gleichberechtigung“ ein… endlich bekommen auch sozial benachteiligte Menschen eine Chance, ihr „Talent” unter Beweis zu stellen; endlich werden auch Models „nicht mehr in Schubladen” gesteckt!

Schönheit liegt schließlich im Auge des Betrachters, heißt es immer wieder. Nichtsdestotrotz sollte man das Engagement eines „Models”, welches unter Trisomie-21 leidet, auch kritisieren dürfen, ohne gleich der Diskriminierung oder Behindertenfeindlichkeit geziehen zu werden. Menschen mit Down-Syndrom sind aufgrund oft eingeschränkter kognitiven Fähigkeiten, die oft auch Denkvermögen und Intelligenz negativ berühren, und einer allgemeinen Entwicklungsverzögerung, in fast allen Lebensbereichen stark beeinträchtigt und dadurch stark benachteiligt. Als Kinder lernen sie etwa deutlich später als andere Gleichaltrige laufen, sprechen und lesen.

Schönheit liegt nicht nur im Auge des Betrachters

Zudem schaffen sie meist keinen Schulabschluss, zumindest kein Abitur. Sie können keinen richtigen Beruf ausüben oder eine Familie gründen. Gleichwohl handelt es sich bei ihnen um emotional vollentwickelt, oft liebenswürdige, lebensbejahende und grundehrliche Menschen, die unter ihrem Handicap subjektiv oftmals auch gar nicht leiden. Von daher steht es außer Frage, dass Menschen mit Down-Syndrom bestmöglich in die Gesellschaft integriert werden und ihnen ein weitestgehend normales Leben, ohne jede Ausgrenzung, ermöglicht werden muss.

Etwas völlig anderes ist es allerdings, wenn Menschen gerade wegen ihrer sichtbaren Behinderung von einer Branche hofiert werden, in der sich ansonsten eigentlich alles um Äußerlichkeiten, Schönheitsideale und Sex-Appeal dreht. Es ist zwar richtig, das gerade Schönheit im Auge des Betrachters liegt; dennoch gibt es – auch wenn die Woke-Gemeinde das nicht gerne hören möchte – spezielle Merkmale, die allgemein als schön angesehen werden und so definiert sind. Dazu zählen in unserem westlichen Kulturkreis bei Frauen etwa lange Haare, hohe Wangenknochen, volle Lippen, eine schmale Nase sowie eine schlanke Figur mit etwas weiblichen Rundungen. All dies sind Attribute, die von den meisten Männern als erotisch empfunden werden – daran beißt die Maus keinen Faden ab. Frauen mit Down-Syndrom erfüllen nun einmal nicht diese Kriterien – und da können die Model-Caster noch so viele Behinderte vor die Kamera zerren, es würde an den Fakten nichts ändern.

Minderheiten bei GNTM mittlerweile die Mehrheit

Im Gegenteil, indem man sie halbnackt ins Rampenlicht drängt, wird ihre optische „Andersartigkeit”, die doch eigentlich gesellschaftlich keine Rolle spielen sollte,  erst recht hervorgehoben. Sie werden vorgeführt, ohne dass es ihnen bewusst ist. Sofía Jirau wird niemals anderen Models wirklich gleichgestellt sein – sondern immer als „die mit dem Down-Syndrom” gelten. Und aufgrund ihrer verminderten Intelligenz wäre es außerdem sogar möglich, dass sie – leichter als „normale“ Models – verheizt, ausgebeutet oder über den Tisch gezogen wird. Vermutlich wird sie nicht einmal wissen, welche Gagen in dieser Branche eigentlich üblich sind, weshalb es sogar sein könnte, dass sie im Vergleich zu anderen Models für einen Hungerlohn arbeiten muss. Kurzum: Menschen wie Sofía Jirau werden von der Modeindustrie aus eigennützigen Zwecken schamlos ausgenutzt. In erster Linie geht es Victoria’s Secret erkennbar darum, sich als „fortgeschritten” und „woke” zu präsentieren und dem Zeitgeist anzubiedern. Dem gemeinen Fußvolk soll vermittelt werden, dass jeder Mensch gleich schön ist und niemand diskriminiert werden darf.

Noch extremer geht es seit einiger Zeit bei „Germany’s Next Topmodel“ (GNTM) zu, wo Minderheiten mittlerweile zur Mehrheit avanciert sind. Während es zu Anfangszeiten wirklich noch um Schönheit ging und die Kandidatinnen herkömmliche Model-Kriterien erfüllten, ist dies nun völlig nebensächlich geworden. Inzwischen gewinnt man eher den Eindruck, dass dort Frauen, die noch dem gängigen Schönheitsideal entsprechen, nachteilig behandelt werden. Denn genau so, wie der Junkie seine Heroin-Nadel braucht, so benötigt die Werbe- und Modeindustrie heutzutage lauter Kandidaten, die in irgendeiner Form „Diskriminierung” ausgesetzt sein könnten: Schwarze, Alte, Dicke, Kleine und Transgender. Mitmachen kann jetzt einfach jede(r) – weil ja jeder Mensch „schön” zu sein hat. Und wer das nicht unterschreibt, ist transphob, rassistisch, alten- oder dickenfeindlich!

Falsches Verständnis von Schönheit und Diskriminierung der Norm

Galten einst bereits Models, bei denen sich nicht eindeutig die Rippen abzeichneten, als zu dick, können die Kandidatinnen bei GNTM neuerdings gar nicht beleibt genug sein. Da wäre etwa das „Pfundsweib” Lena , welche gut als Werbegesicht für McDonald’s oder Pizza Hut geeignet wäre, aber ganz sicher nicht für den Laufsteg. Und waren einst junge Mädchen schon mit 20 zu alt für einen Karrierebeginn, dürfen die Models heute gerne auch schon im (Ur-)Oma-Alter sein, so wie die 68-Jährige Barbara.  Und damit bloß keiner Rassismus wittert, sind natürlich auch allerhand Afrikanerinnen dabei. Auch Transphobie soll Heidi Klum und ihrer Jury freilich niemand unterstellen. weshalb neuerdings gelegentlich auch Frauen mit Penis vertreten sind. So geschehen vergangenes Jahr, als die „Transgender-Frau” Alex – der Quote sei Dank – sogar zur Siegerin gekürt wurde.

Dieser Antidiskriminierungs-Wahn hat mehrere Haken. Indem das Wort „schön“ inflationär gebraucht (sprich: jeder mit dem Etikett „schön” versehen) wird, ist am Ende niemand mehr wirklich schön. Wenn ausnahmslos JEDER das Zeug zum Model hat, was zeichnet ein Model dann noch aus? Des weiteren werden durch die Versuche, Diskriminierung, Rassismus, Transphobie, Body- oder Age-Shaming proaktiv zu vermeiden, diejenigen Frauen, die wirklich gutaussehend, schlank, jung (und obendrein zumeist noch weiß) sind, diskriminiert. Heidi & Co. (die einst selbst von den heute verteufelten Schönheitsidealen profitierten) werden es sich bei jeder Staffel sicherlich zweimal überlegen, ob sie eine solche Frau zur strahlenden Siegerin erklären – oder am Ende nicht doch lieber eine Kandidatin, die transgender, schwarz, übergewichtig, alt, klein oder behindert ist, das Rennen machen lassen. Am besten wäre doch eine Gewinnerin, welche alle Kriterien auf einmal erfüllt: Das neue Idealbild der 1,50 Meter kleinen, 150 Kilo schweren, tiefschwarzen, geistig behinderten achtzigjährigen homosexuellen Transfrau.

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