Horst D. Deckert

Mit neuen Wunderwaffen gegen das Energiewende-Desaster

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Die Grünen arbeiten verzweifelt am Endsieg der grünen Politik. Sie versprechen, dass er bald kommen wird. Sie brauchen nur genug Zeit und Geld. Dabei fallen sie auch immer wieder auf Betrüger rein – und lernen trotzdem nicht aus ihren Fehlern.

Manfred Haferburg

Die Energiewende ist gescheitert, das sieht jeder, der Augen und Ohren am Kopf hat und in der Schule Physik und Mathematik nicht abgewählt hat. Eine halbe Billion Euro wurde verschwendet, und Deutschland liegt bei dem Kohlenstoff-Ausstoß pro Kilowattstunde auf dem vorletzten Platz in Europa. Jede deutsche Kilowattstunde stößt achtmal soviel CO2 aus wie eine französische. Was nun nur noch die Energiewende zum Endsieg führen kann, sind die berühmt berüchtigten Wunderwaffen. Und zum Glück gibt es die geradezu reihenweise, zumindest in der Energiewende-Propaganda der Hauptstrommedien.

Was haben die grünen Journalisten und Politiker nicht alles schon für Wunderwaffen gegen das Energiewende-Desaster bejubelt. Meist werden die Fake-Energieerzeuger oder Fake-Speicher mit dem hochtrabenden Namen von irgendeiner Universität behängt, damit es seriöser aussieht. In Wahrheit sind diese Meldungen nichts als Durchhalte-Propaganda. Die verdeckte Botschaft ist immer: „Macht Euch keine Sorgen, bald wird etwas erfunden, das der Energiewende doch noch zum Endsieg verhilft“. Die Wunderwaffen-Erfinder sind meist schlichte Abgreifer von Subventionen. Früher hätte man sie eher als Alchimisten bezeichnet. Die Alchimisten wollten alles Mögliche in Gold umwandeln. Die Energie-Alchimisten versprechen hingegen, alles Mögliche in Strom umzuwandeln. Gold oder Strom – ganz bald, es braucht nur noch etwas mehr Zeit und Geld.

Da war die Solarzelle, die aus Mondlicht Strom herstellen konnte, ein Wiedergänger der Schusterkugel, erfunden von einem Architekten, der offenbar in der Schule die Physik abgewählt hat. André Brößel, der in Barcelona lebt, hat vor Jahren damit begonnen, Solarkugeln zu entwickeln, die nicht nur bei direkter Sonneneinstrahlung, sondern auch bei bewölktem Himmel und sogar bei Mondlicht Strom erzeugen können. Mit einer Crowd-Funding-Kampagne sammelte er das benötigte Start-Kapital von anderen Deppen im Internet ein, um die Kollektoren mit seiner Firma Rawlemon zur Marktreife zu bringen. Laut einschlägiger Zeitungsartikel soll es sogar möglich gewesen sein, bei Mondlicht damit ein Handy zu laden. Man hat nie wieder etwas davon gehört. Das Geld ist leider weg.

Herr, bitte lass es Hirn über Kalifornien regnen

Oder Forscher der Stanford Universität haben ein Solarpaneel entwickelt, „welches nachts die vom Paneel abgestrahlten Photonen zur Stromerzeugung nutzt“, so jedenfalls Sid Assawaworrarit vom universitären Forscherteam. Dieser Energiefluss ermöglicht es einer „speziellen Apparatur“, die Assaworrarit und seine Kollegen entwickelt haben, mit einem handelsüblichen Solarmodul eine „kleine Menge“ Strom aus dem geringen Temperaturunterschied zwischen der Umgebungsluft und der Oberfläche des Solarpaneels zu erzeugen. Das Modul muss dazu allerdings mit einem „thermoelektrischen Generator“ ausgestattet sein. Dieser sei dafür zuständig, die Wärme, die von der wärmeren Luft zum kühleren Solarmodul fließt, aufzufangen und in Strom umzuwandeln. Es handelt sich zweifelsfrei um einen Durchbruch bei der Erfindung des Perpetuum mobile an der ehrwürdigen Stanford Universität. Ob man damit ein Telefon laden kann, wird eher nicht gesagt. Herr, bitte lass es Hirn über Kalifornien regnen.

Da schimmerte am Energiewende-Wunderwaffenhimmel die Fassade, die aus Kunststofffransen durch Windrascheln Strom erzeugt auf. Die recht ansehnliche junge Südafrikanerin Charlotte Slingsby hat ein Verfahren erfunden, das „Hausfassaden zu Kraftwerken macht“. Ihre Plastikfransen erzeugen mit einem „raffinierten Effekt“ Strom. Das Stromerzeugungsmaterial, es raschelt, ist biegsam und extrem leicht. Alles Eigenschaften, die man nicht unbedingt einem Kraftwerk zuschreiben würde. Doch „Moya“, ein transparenter Vorhang aus Plastik und Elektronik, ist genau das – ein kleines Kraftwerk für den Hausgebrauch, das Wind durch elektrostatische Aufladung in Strom umwandelt. Das funktioniert ungefähr so, als wenn sich ein Kunststoffhemd durch die Bewegung auflädt. Damit soll dann das Haus mit Strom versorgt werden. Wann der große Durchbruch erfolgt? Hier heißt es nur: bald. Und bald ist längst passé, ohne dass man wieder etwas davon gehört hätte.

Dann wurde der grandiose Fernseher erfunden, der Strom erzeugt. Erfunden von dem Erfinder Maxwell Chikumbutso, der schon durch die Erfindung eines Elektroautos Furore gemacht hatte, welches nicht aufgeladen zu werden brauchte. Die Erfindung führte zu nichts weiter als einer Blamage der allzu leichtgläubigen und man muss leider sagen, auch naturwissenschaftlich völlig ungebildeten Journalisten, die das in den Medien bejubelten. Die Journalisten waren aber nicht nur von der Erfindung überzeugt – sie übernahmen sogar freudig die Erzählung, wonach die „revolutionäre Erfindung“ sich nur deshalb nicht durchgesetzt habe, weil sie aus Afrika stamme und Erfindungen von dort durch alte weiße Kolonialisten entweder gestohlen oder unterdrückt würden.

Der grüne Hauptmann von Köpenick

Lernen Journalisten aus solchen Blamagen? Natürlich nicht. Ein grüner Hauptmann von Köpenick sahnte 100.000 Dollar Preisgeld ab: „Jeremiah Thoronka, a 21-year-old Sierra Leonean student, who invented a device that uses kinetic energy from traffic and pedestrians to generate clean power, has won the 2021 Chegg.org Global Student Prize. The prize is worth $100,000”. („Jeremiah Thoronka, ein 21-jähriger Student aus Sierra Leone, der ein Gerät erfunden hat, das die kinetische Energie von Verkehr und Fußgängern zur Erzeugung von sauberem Strom nutzt, hat den Chegg.org Global Student Prize 2021 gewonnen. Der Preis ist mit 100.000 Dollar dotiert.) Da wollten die deutschen Grünen nicht zurückstehen und überreichten dem genialen „Erfinder“ aus Sierra Leone ihren Preis, den „Green-Tech-Award“. Er wurde von der internationalen grünen Blase so hochgejubelt, dass er sogar dem Papst seine Aufwartung machen konnte.

Leider hatte der grüne Hauptmann von Köpenick nichts weiter erfunden als die Umsetzung seiner bahnbrechenden Erfindung in die Praxis.

In der Pressemitteilung des Greentech-Festivals betreffs der Preisverleihung hieß es zur Begründung der Vergabe des Green Awards an Jeremia Thoronka: „Jeremiah war 17, als er ein spezielles Gerät erfand, das die Vibrationen von Fußgängern und Verkehr an belebten Straßen auffängt und in Elektrizität umwandelt. Mit nur zwei Geräten versorgt sein Start-up Optim Energy mittlerweile mehrere Schulen und Haushalte in Gemeinden in seinem Heimatland Sierra Leone kostenlos mit Strom.

Bei Dr. Habeck wundert mich gar nichts mehr

Die Preisverleihung war ein Schaulaufen der grünen Blase: „Am Green Carpet begrüßten die GTF Gründer Marco Voigt und Nico Rosberg gemeinsam mit Co-Initiatorin Alexia Osswald u.a. die Sportler:innen Malaika Mihambo, Kristina Vogel und Arne Friedrich, die Moderator:innen Annabelle Mandeng, Nina Eichinger, Dr. Eckart von Hirschhausen, Steven Gätjen und Dirk Steffens sowie TikTok Star Younes Zarou. Darüber hinaus waren auch die Schauspieleri:nnen Natalia Avelon, Eva Mona Rodekirchen, Anne Menden und Timur Bartels sowie die Models Eva Padberg und Franziska Knuppe vor Ort. Über den Green Carpet liefen zudem Google CSO Kate Brandt sowie Deutsche Bahn Vorstandvorsitzender Dr. Richard Lutz“. Wahrscheinlich wollte der Bahnchef das junge Genie für seinen Konzern gewinnen, da hätte er hingepasst.

Eine 55-köpfige Jury hatte die Preisträger ausgewählt, und keiner kam auf die Idee, dass man mit piezoelektrischen Quellen niemals so viel Strom erzeugen könnte, dass man „mehrere Schulen und Haushalte in Gemeinden mit kostenlosem Strom versorgen könnte. In einem Video war davon die Rede, dass es 150 Haushalte mit 1.500 Menschen und 15 Schulen mit mehr als 9.000 Schülern seien. Es gab und gibt keinen Nachweis, dass das hochgelobte Projekt überhaupt existiert.

Die Pressemitteilung des Green-Tech-Festivals tönt wohlgegendert: „Die Entscheidung wurde von der 55-köpfigen Jury getroffen, die in einer Jurysitzung zuvor die Gewinner:innen ermittelte. Begleitet wurde der gesamte Wettbewerbsprozess von GTF Knowledge Partner Boston Consulting Group. Als Highlight des Abends hielt Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck eine emotionale Rede mit dem dringenden Appell jetzt sofort ins Handeln zu kommen, statt Ausreden für das Abwarten zu finden.“ Bei Dr. Habeck wundert mich gar nichts mehr, aber die Boston Consulting Group fällt auf so einen Schwindel rein? Man mag es nicht glauben.

Alexander Wendt hat dazu einen aufschlussreichen Artikel auf Tichys Einblick veröffentlicht.

Das Projekt existiert nicht

Am 22. Juni 2023 veröffentlichte das „Green-Tech-Festival“ dann doch eine schmallippige Stellungnahme zu dem Skandal mit einer äußerst fadenscheinigen Ausrede: „Das Projekt Optim Energy lief von 2017 bis 2021 und ließ sich nicht mehr vor Ort besichtigen. Jeremiah Thoronka erlangte als Person eine weltweite Aufmerksamkeit (u.a. TED, UNDP, Global Student Prize, BBC). In der Jury wurden während des Auswahlprozesses Herausforderungen in Bezug auf sein Projekt erörtert. Es wurde festgestellt, dass der Empfänger, vor allem durch sein hohes Engagement in so jungen Jahren und seine Vorbildfunktion in seinem Heimatland, die Kriterien der Kategorie Youngster erfüllt. Im Rahmen der Preisverleihung haben wir Jeremiah Thoronka als einen jungen Menschen kennengelernt, der viele für das Thema der Energieversorgung aus erneuerbaren Quellen sensibilisieren und begeistern kann“. 

In einfache Sprache übersetzt, heißt das: „Das Projekt existiert nicht. Wir haben das nicht gemerkt. Aber Jeremiah ist bei den Grünen sehr berühmt, obwohl er ein Betrüger ist. Er klingt so begeistert, dass andere auch so etwas machen möchten. Und es hätte ja sein können. Wir fanden ihn sehr sympathisch“.

Aber der Skandal über die Unwissenheit und Leichtgläubigkeit der ganzen grünen „Green-Tech-Award“-Blase fand nicht den Weg in die Hauptstrommedien. So können sie weiter dilettieren und brauchen sich nicht vor einer informierten Öffentlichkeit zu fürchten.

Ein großes Problem der Energiewende gelöst?

Und nun ist es abermals wieder soweit. Diesmal werden wieder Wissenschaftler der Chalmers University of Technology in Schweden bemüht. Ich selbst habe dort viele Jahre Gastvorlesungen für die auszubildenden Kernphysiker gehalten. Seit vier Jahren existiert der Lehrgang aber nicht mehr. Die neuen Wissenschaftler an der Chalmers haben angeblich eine innovative Lösung gefunden, wie ein großes Problem der Erneuerbaren gelöst wird: „Mit neuer Batterie lösen Forscher ein Problem der Erneuerbaren. Erneuerbare Energien wappnen sich für die Zukunft. Denn: Windräder könnten künftig ihren eigenen Strom speichern. Forscher haben eine Möglichkeit gefunden, wie die Rotorblätter selbst als Akku dienen können“.

Der Autor des Jubelartikels gibt zwar zu, dass die Karbonbatterien in puncto Leistung noch nicht mit herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus mithalten können, dafür sind sie aber sehr leicht. Auch wenn man die Carbon-Batterien nicht mit den Li-Ionen-Akkus vergleichen kann, solche Batterie-Rotoren wird es genauso wenig geben wie ein Elektrofahrrad, das seine Energie im Karbonrahmen speichern kann.

Ein großes Problem der Energiewende gelöst? Dieser Wunderwaffen-Artikel spielt in puncto Physik in der gleichen Liga wie Annalenas Tiefkühlhähnchen zur Stromerzeugung. Deshalb gibt der Artikel auch keinerlei Zahlen bekannt, z.B. wie viel Strom kann pro Kilogramm in der Carbon-Batterie gespeichert werden? Mit Sicherheit jedoch nicht genug. Das sind höchstens „Laborspeicher“, von denen wir nie wieder etwas hören werden. Es sei denn, sie tauchen im Spielzeug-Elektrobaukasten für Kinder neben dem stromerzeugenden Apfel auf.

Die letzten fünf Kilometer sind die schwersten

Die grünen Journalisten und Politiker haben keine Ahnung von den Größenordnungen, über die sie sprechen und schreiben. Da werden Giga-, Mega- und Kilowatt nur so durch die Luft jongliert. Weil in ihrem Kopf keine Ordnung über Größen herrscht, weder physikalische noch ökonomische Größen. So entstehen der Größenwahn und die Machbarkeitsphantasien der Energiewender.

Aber vielleicht können ja die Windräder bald ein weiteres Problem der Landschaftszerstörung durch die Energiewende lösen, indem sie mit Hilfe der in ihren Rotoren gespeicherten Energie wie Hubschrauber von allein zu ihren Standorten fliegen. Oder sie wandeln den gespeicherten Strom in Drehbewegung ihrer Flügel um und treiben so die Windparks bei Windstille an.

Liebe Energiewende-Skeptiker, die nächste Wunderwaffe zur endgültigen Rettung der Energiewende kommt bestimmt. Alles wird gut. Sagte Herr Dr. Habeck doch jüngst: „Wenn wir in dem Tempo weitermachen, dann haben wir es geschafft. Wir biegen jetzt ein auf die Zielerreichungspfade.“ Er sagte dies im Angesicht der Tatsache, dass die „Erneuerbaren“ zwar fast 50 Prozent des Stroms erzeugen – meist dann, wenn er nicht gebraucht wird – aber erst weniger als 17 Prozent der benötigten Primärenergie. Das ist etwa so, als würde ein Marathon-Läufer bei der Fünf-Kilometer-Marke jubeln: „Hurra, ich bin auf der Zielgeraden“, obwohl er noch 37 km vor sich hat. Und für die, welche noch nie einen Marathon probiert haben: Die letzten fünf Kilometer sind die schwersten.

Der Beitrag erschien zuerst bei ACHGUT hier

 

 

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