Schweden und Finnland fordern ihre Einwohner zur Vorbereitung auf den Krieg auf
AFP – Agence France Presse, 18. November 2024
Schweden hat am Montag damit begonnen, rund fünf Millionen Flugblätter an seine Bürger zu verschicken, um sie auf die Möglichkeit eines Krieges vorzubereiten. Zeitgleich hat Finnland eine neue Website gestartet, die Informationen zur Krisenvorsorge bereitstellt.
Beide Länder haben nach Jahrzehnten militärischer Neutralität ihre Politik geändert und sind im Zuge des russischen Einmarschs in die Ukraine 2022 dem von den USA geführten Militärbündnis NATO beigetreten.
Seit Beginn des Krieges fordert Schweden seine Bürger wiederholt dazu auf, sich mental und logistisch auf mögliche Konflikte einzustellen. Dabei betont die Regierung die ernste Sicherheitslage in der Region.
Die Broschüre „If Crisis or War Comes“, herausgegeben von der schwedischen Agentur für zivile Notfälle (MSB), informiert über Maßnahmen zur Vorbereitung auf Notfälle wie Kriege, Naturkatastrophen oder Cyberangriffe. Es handelt sich um eine aktualisierte Version eines Dokuments, das seit dem Zweiten Weltkrieg fünfmal veröffentlicht wurde.
Die letzte Ausgabe aus dem Jahr 2018 sorgte für großes Aufsehen, da sie erstmals seit 1961, dem Höhepunkt des Kalten Krieges, an die schwedische Bevölkerung verteilt wurde.
„Die Sicherheitslage ist ernst, und wir müssen unsere Widerstandskraft stärken, um verschiedenen Krisen, einschließlich eines Krieges, begegnen zu können,“ erklärte MSB-Direktor Mikael Frisell in einer Stellungnahme.
Die 32-seitige Broschüre, die durch einfache Illustrationen ergänzt wird, beschreibt potenzielle Bedrohungen wie militärische Konflikte, Naturkatastrophen, Cyberangriffe und Terrorismus. Sie enthält praktische Ratschläge, darunter das Anlegen von Vorräten an haltbaren Lebensmitteln und Wasser.
Laut MSB liegt der Fokus der aktualisierten Version von 2024 stärker auf der Vorbereitung auf einen möglichen Krieg. Insgesamt 5,2 Millionen Exemplare werden in den nächsten zwei Wochen an schwedische Haushalte verteilt. Die Broschüre wird in gedruckter Form auf Schwedisch und Englisch zur Verfügung stehen, digitale Versionen sind in weiteren Sprachen wie Arabisch, Farsi, Ukrainisch, Polnisch, Somali und Finnisch verfügbar.
Im Januar hatte Schwedens ehemaliger Armeechef Micael Byden viele seiner Landsleute aufgerüttelt, als er sie aufforderte, ihre eigene Bereitschaft zu überdenken. „Die Schweden müssen sich mental auf den Krieg vorbereiten,“ betonte er damals.
Am selben Tag hat auch die finnische Regierung, deren Staatsgrenze zu Russland sich über 1.340 Kilometer erstreckt, eine neue Website gestartet. Diese bündelt Informationen zur Vorbereitung auf verschiedene Krisen und steht der Bevölkerung als zentrale Informationsquelle zur Verfügung.
Neben Schweden und Finnland haben auch andere europäische NATO-Mitgliedsstaaten ihre Bevölkerung aufgefordert, sich auf mögliche Krisen oder Konflikte vorzubereiten. Hier sind einige Beispiele:
- Estland: Die estnische Regierung hat ihre Bürger ermutigt, Notfallvorräte anzulegen und sich auf potenzielle Krisensituationen vorzubereiten. Dies umfasst die Bereitstellung von Lebensmitteln, Wasser und anderen lebenswichtigen Gütern für mindestens eine Woche.
- Litauen: Litauen hat eine Broschüre mit dem Titel „In case of emergency or war“ veröffentlicht, die Anweisungen zur Vorbereitung auf verschiedene Krisenszenarien, einschließlich militärischer Konflikte, enthält. Die Regierung betont die Bedeutung der zivilen Verteidigung und der individuellen Vorbereitung.
- Lettland: Die lettische Regierung hat Informationskampagnen gestartet, um die Bevölkerung über Notfallmaßnahmen und die Bedeutung der nationalen Verteidigung aufzuklären. Bürger werden ermutigt, sich über Notfallpläne zu informieren und entsprechende Vorkehrungen zu treffen.
- Polen: Polen hat seine Verteidigungsausgaben erhöht und Programme zur Stärkung der zivilen Verteidigung eingeführt. Die Regierung fordert die Bürger auf, sich über Notfallmaßnahmen zu informieren und an zivilen Verteidigungsübungen teilzunehmen.
Diese Maßnahmen spiegeln die gestiegene Besorgnis über die Sicherheitslage in Europa wider.