Horst D. Deckert

Neue Ergebnisse: Nahtoderfahrungen sind keine Halluzinationen! Der klinische Tod ist nicht das Ende


In der Medizinforschung kam es durch Einsatz modernster Technik in den letzten Jahren zu vielen bahnbrechenden Erkenntnissen. Der Tod und welche Wahrnehmung damit zusammenhängt, ist jedoch nach wie vor ein Mysterium.

Ein Forschungsteam hat nun zusammengetragen, was über Nahtoderfahrungen aus wissenschaftlicher Sicht bekannt ist.

Eine Arbeitsgruppe der NYU Langone Health in New York City (USA) hat die erste wissenschaftliche Konsenserklärung über Nahtoderfahrungen verfasst und dazu eine Leitlinie entwickelt. Die Ergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Annals of the New York Academy of Sciences“ präsentiert.

Menschen in erhöhten Bewusstseinszustand versetzt

Menschen, die eine Begegnung mit dem Tod überlebt haben, berichten von unerklärlichen Wahrnehmungen mit erhöhtem Bewusstsein.

Solche Erlebnisse werden im Volksmund unter dem Begriff „Nahtoderfahrungen“ zusammengefasst. Aus wissenschaftlicher Sicht wurden Erfahrungen rund um den Tod bislang wenig bewertet.

Um diese Lücke zu schließen, hat sich ein multidisziplinäres Forschungsteam führender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammengetan und das vorhandene Wissen über Nahtoderfahrungen zusammenzutragen.

Weltweit erste Leitlinie über Nahtoderfahrungen

Aus der Studie ist die erste Leitlinie über Nahtoderfahrungen mit dem Titel „Guidelines and Standards for the Study of Death and Recalled Experiences of Death“ hervorgegangen. Die Arbeit stellt den ersten wissenschaftlich überprüften Konsens zu dem Thema dar.

Erinnerte Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Tod

Dank der Fortschritte in der Wiederbelebung gelingt es immer häufiger, Menschen, die klinisch gesehen als Tod gelten, ins Leben zurückzuholen. Ein Großteil der Personen berichtet nach einer Wiederbelebung über außergewöhnliche Erlebnisse, die mit dem Tod zusammenhängen.

Nahtoderfahrungen nicht als Halluzinationen klassifizierbar

Wie die Arbeitsgruppe feststellte, stimmen die Nahtoderfahrungen nicht mit Schilderungen über Halluzinationen, Illusionen oder Wahrnehmungen nach der Einnahme von psychedelischen Drogen überein.

Nahtoderfahrungen ähneln sich in der Struktur

Stattdessen folgen Erfahrungen während des Todes einem spezifischen Erzählbogen, der in den meisten Fällen folgende Elemente beinhaltet:

Eine Trennung vom Körper mit einem erweiterten, weitreichenden Gefühl des Bewusstseins und der Erkenntnis, gestorben zu sein.

Eine Reise zu einem bestimmten Zielort.

Ein sinnvoller und zielgerichteter Rückblick auf das eigene Leben, der auch eine kritische Analyse der eigenen Handlungen, Absichten und Gedanken beinhalten kann.

Die Wahrnehmung, an einem Ort zu sein, der sich wie eine Heimat anfühlt.

Die Rückkehr ins Leben.

Nahtoderfahrungen sind überwiegend positiv

Zudem stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass eine überwiegende Mehrheit die Erfahrungen mit dem Tod als positiv wahrgenommen hat. Beängstigende oder erschütternde Berichte kamen nicht nur seltener vor, sondern hatten oftmals auch eine schlechtere narrative Qualität.

Wie die Arbeitsgruppe berichtet, profitieren wiederbelebte Personen oft von den Nahtoderfahrungen und nutzen diese für einen positiven Lebenswandel.

Gehirnaktivität deutet auf erhöhtes Bewusstheit hin

Aus wissenschaftlicher Sicht kann beim Eintreten des Todes über die Elektroenzephalographie (EEG) eine erhöhte Gamma-Aktivität und elektrische Spitzen im Gehirn gemessen werden. Solche Ausschläge stehen mit Zuständen erhöhtem Bewusstseins in Verbindung.

Der klinische Tod ist nicht das Ende

„Das Aufkommen der kardiopulmonalen Reanimation hat uns gezeigt, dass der Tod kein absoluter Zustand ist, sondern ein Prozess, der bei manchen Menschen sogar noch nach seinem Beginn rückgängig gemacht werden kann“, erläutert Studienhauptautor Dr. Sam Parnia, Direktor der Forschungsabteilung für Intensivpflege und Wiederbelebung an der NYU Grossman School of Medicine.

Wenn das Herz stehen bleibt, sterben die Gehirnzellen erst über Stunden hinweg aus Sauerstoffmangel ab. Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass alle gesammelten Berichte und Studien zu dem Thema darauf hindeuten, dass psychedelische und kognitive Prozesse nicht direkt mit dem Eintreten des klinischen Todes enden.

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