Horst D. Deckert

OÖ-Wahl: Die Mehrheitspartei vereint vor allem Mitläufer

Viel diskutiert wird nun nach der Wahl in Oberösterreich, was denn zu den Ergebnissen geführt haben könnte. Zwar ist die Freude unter Kritikern des Corona-Regimes groß, dass es mit den Wählern von FPÖ und MFG zusammen mit satten 26% doch viele Gleichgesinnte gibt. Andererseits herrscht völliges Unverständnis, dass angesichts der fatalen Politik der Bundes-ÖVP mit ebenso erschreckenden Aussagen von Thomas Stelzer in den vergangenen eineinhalb Jahren die Großpartei nicht viel mehr abgestraft wurde.

Bevor man sich aber darüber zerfleischt, was denn die jeweiligen Parteien in ihren Wahlprogrammen und ihrer Kommunikation falsch oder richtig gemacht haben, sollte man ebenso eine andere Seite betrachten. Zum Beispiel das Phänomen, dass gerade die Leute, die die Mehrheitspartei wählen, oft unpolitisch sind. Diese Menschen machen sich keine großen Gedanken, wen sie wählen sollen, sie vergleichen nicht die Parteiprogramme und schauen endlos Fernsehdiskussionen der Spitzenkandidaten, um dann ihre Argumente abzuwägen. Nein, diese Wähler werden von ganz primitiven Impulsen getrieben. Das ist zum einen ganz stark die Gewohnheit.

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Irgendwann, wahrscheinlich auf Anraten der Eltern, machte man sein erstes Kreuzchen bei schwarz/türkis. Und bis heute blieb man dabei. Einfach so, weil es halt so ist und immer so war. Außerdem wird die Partei von der Mehrheit gewählt, also kann man gar nicht so falsch liegen. Diese Menschen gehen nicht wählen, weil sie so politisch interessiert sind, sondern weil es sich so gehört. Hinzu tritt noch ein weiterer Effekt, mit dem die Stelzer-ÖVP wunderbar zu spielen wusste: Das Papa-Syndrom.

In Krisenzeiten wollen Menschen Stabilität, einen Beschützer. Dabei klammern sie sich oft an den bestehenden Anführer. Von ihm erhoffen sie sich, wieder zurück zum „Alten“ und Gewohnten kehren zu können. Sie haben nicht verstanden, wie krank das System vor der Pandemie schon war. Zusammenfassend: Die ÖVP mag zwar eine Masse hinter sich haben, aber keine starke Masse an selbstständig Denkenden. Gerade das ist aber entscheidend.

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