Horst D. Deckert

Orban der begnadete Provokateur: Schal mit Großungarn

Von unserem Ungarn-Korrespondenten ELMAR FORSTER

 

„Umstrittener Schal bei Fußballspiel provoziert mit Verweis auf größeres Ungarn“

– titelte der Spiegel.

Der ungarische Ministerpräsident Orban hat es wieder geschafft…: Mit einem beiläufigem historischen Understatement, sich selbst und eine Provokation in Szene zu setzen:

Was war passiert? Hatte sich doch Orban tatsächlich „bei einem Fußballspiel mit einem Schal gezeigt, auf dem die Grenzen des früheren Königreichs Ungarn abgebildet sind. Sie umfassen Teile mehrerer EU-Länder und der Ukraine.“ – soweit die nüchterne Analyse.

Doch genau das bringt Linke und historisch politisch korrekte Blätter auf die Palme: „Orban hat erneut mit einem Verweis auf ein größeres Ungarn provoziert.“ Denn auf dieser  Ungarnkarte waren „Teile der EU-Länder Österreich, Slowakei, Rumänien und Kroatien zu sehen. Hinzu kamen Regionen des heutigen Serbiens und der Ukraine.“

(Historische Anmerkung: Bis zum Ersten Weltkrieg und dem Friedensvertrag von Trianon – 1920 ‑gehörten diese Gebiete zum ungarischen Königreich.)

Ziel erreicht: „Provokationen seit Jahren“ (Spiegel)

Etwas ratlos reagiert der SPIEGEL ob des Unbelehrbaren: Wäre es doch „nicht das erste Mal, dass Orbán mit einem Verweis auf ein größeres Ungarn Empörung auslöst.“ So etwa 2020, als er eine Weltkugel mit den Grenzen des ungarischen Königreichs vor dem Ende des Ersten Weltkriegs postete. Was umgehend insbesondere in Kroatien und Rumänien für Irritationen sorgte.

So auch dieses Mal: Das rumänische Außenministerium etwa drückte diesbezüglich seine Missbilligung aus: Die Rumänen halten „jede Form revisionistischer Manifestation für inakzeptabel, weil sie glauben, dass sie der Realität widerspricht“. (vadhajtasok)

Und auch der bekannt ungarnfeindliche Daniel Freund sprang auf den, im Bahnhof auf ihn wartenden Zug der geheuchelten Empörung auf.

The Prime Minister of Hungary – wearing a scarf with the map of Greater Hungary.

How reassuring for Hungary’s neighbors. pic.twitter.com/V1MJvuR29z

— Daniel Freund (@daniel_freund) November 21, 2022

Hier das gesamte Video mit Orban:

Worauf will Orban hinweisen? – „112 Jahre Trianon: Das zerbrochene Schweigen“ (UM berichtete)

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Vor 101 Jahren trat der Friedensvertrag von Trianon in Kraft: Ungarn verlor dadurch drei Fünftel seines Staatsgebietes und mehr als 60 Prozent seiner Bevölkerung: „Das Diktat war ein Todesurteil. Es gibt keine Nation, die einen solchen Blutzoll überlebt hat.“ (Ministerpräsident Orbán) Selbst linke Leitmedien stimmen dieser Aussage zu: „Die Siegermächte zerstückelten das ungarische Königreich regelrecht, kein anderes Land wurde territorial und demografisch derart hart bestraft: …Fast jede ungarische Familie wurde damals zerrissen.“ (Spiegel)

Und das, obwohl der ungarische Ministerpräsident Tisza gegen den Krieg gewesen war. Das jetzt in Budapest errichtete Trianon-„Denkmal der nationalen Zusammengehörigkeit“ erinnert an Holocaust-Gedenkstätten: „Eine 100 Meter lange Steinrampe, vorbei an den Namen aller Ortschaften des einstigen Königreichs Ungarn, führt zum ewigen Feuer herunter, das ein mächtiger Quader umgibt. Tiefe Risse stehen für die Staaten, die seit 1920 auf dem Gebiet entstanden sind.“ (NZZ)

Linke Politeliten verhöhnen aber das ungarische Volk abschätzig mit „ungarischer Reichsnostalgie“ (Spiegel): „Während überall anderswo die politische Neuordnung des Kontinents nur noch Gegenstand akademischer Diskussionen ist.“ (Spiegel) – Dahinter versteckt sich ost-rassistischer Anti-Magyarismus.

Heute leben in den Trianon-Nachfolgestaaten ca. 2,4 Millionen Ungarn,[1] bei einer Gesamtbevölkerung Ungarns von ca. 9,8 Millionen entspricht das einem Fünftel. Man stelle sich vor: In den Nachkriegs-Nachbarstaaten (von Österreich mit 9 Millionen Einwohner und Deutschland mit 83 Millionen) würden noch 18 Millionen Deutschsprachige leben…

Für beide Länder ist der Pariser Diktatfriede eben nur mehr tote Geschichte.

1921 wurde das Burgenland nachträglich wieder Österreich zugeschlagen. Der Verlust Ödenburgs /Soprons wird heute noch beklagt: „Das Burgenland verlor damit seine Hauptstadt, Österreich einen Verkehrsknotenpunkt und Wien seinen ‚Gemüsegarten‘. Nach dem Verlust Südtirols … war dies nun der vorerst letzte Tiefschlag.“ (Die Presse – 2011)

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es in allen Nachfolgestaaten des Diktatfriedens zu ethnischen Säuberungen an den Deutschen (in Polen, der Tschechoslowakei, Rumänien, Ungarn). Nach der Wende 1989 verließen auch die Siebenbürger Sachsen in Rumänen ihre Heimat. Auch Südtirol (mit einer österreichischen Minderheit von rund. 314.600) ist damit nicht wirklich vergleichbar: 1960 brachte der österreichische Außenminister Kreisky die Südtirol-Frage vor die UNO. Seither hat sich das Land ein starkes Autonomierecht erkämpft.

Der ungarischen Minderheit in den Trianon-Nachfolgestaaten wurde bisher das Selbstbestimmungsrecht verwehrt, und zwar in doppelter Weise: von den nationalen Regierungen und von der EU, die dieses Unrecht ignoriert. (Der Inhalt des letzten Absatzes ist ein Auszug aus: „Trianon: Das zerbrochene Schweigen“ von Elmar Forster)

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517qVZDEfdL._SY264_BO1204203200_QL40_ML2Unser Ungarn-Korrespondent Elmar Forster, seit 1992 Auslandsösterreicher in Ungarn, hat ein Buch geschrieben, welches Ungarn gegen die westliche Verleumdungskampgane verteidigt. Der amazon-Bestseller  ist für UM-Leser zum Preis von 17,80.- (inklusive Postzustellung und persönlicher Widmung) beim Autor bestellbar unter <ungarn_buch@yahoo.com>


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