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Pleitewelle in der Solarindustrie: Die grüne Blase platzt
Die Transformation der Energiebranche gerät ins Stocken. Während die Nachfrage nach privaten Solaranlagen in Deutschland drastisch einbricht, erobern chinesische Hersteller mit Billigmodulen den Markt. Eine Pleitewelle erfasst die Solarbranche.
von Hannes Märtin
Laut aktuellen Daten der Bundesnetzagentur hat die Zahl der neu registrierten Solaranlagen für Privathaushalte im Jahr 2024 einen deutlichen Rückgang verzeichnet – ein Minus von 15 Prozent. Besonders drastisch fiel der Einbruch bei kleineren Dachanlagen aus, wo die Anmeldungen um rund ein Drittel zurückgingen.
Die nachlassende Nachfrage hat erhebliche Auswirkungen auf die Solarbranche: Eine Insolvenzwelle rollt über den Sektor hinweg. Vor allem kleinere Anbieter geraten zunehmend unter finanziellen Druck. Unternehmen wie Envoltec, Enersol, Wegatech und Solarmax mussten bereits Insolvenz anmelden.
Auch etablierte Marktakteure bleiben nicht verschont: Der Solaranlagenvertrieb Eigensonne musste sich ebenfalls der Marktkorrektur beugen. Wie das PV-Magazin berichtet, erreichte die Zahl der Unternehmenspleiten in der Solarindustrie im dritten Quartal 2024 ein Rekordniveau, das zuletzt im Jahr 2010 beobachtet wurde. Weltweit war laut einer Analyse der Unternehmensberatung McKinsey ein Rückgang von 15 Prozent in der Branche zu verzeichnen.
Kurzfristige Marktverzerrungen: Darum erlebte die Photovoltaik in den frühen 2020ern einen Boom
Seit 2020 verzeichnete die Solarbranche ein starkes Wachstum. Insbesondere im Jahr 2023 schoss die Zahl der neu installierten Photovoltaikanlagen in privaten Haushalten um 135 Prozent im Vergleich zum Vorjahr in die Höhe.
Dieser rasante Boom war jedoch weniger eine langfristige Entwicklung als vielmehr eine Reaktion auf externe Marktverwerfungen. Der Beginn des Ukraine-Kriegs und die damit einhergehenden Unsicherheiten in der Energieversorgung führten dazu, dass viele Verbraucher verstärkt auf Solaranlagen für den Eigenbedarf setzten.
Vor allem die Sorge vor einem möglichen Blackout, ausgelöst durch den Wegfall russischer Gaslieferungen und die gleichzeitige Abschaltung der letzten deutschen Kernkraftwerke, trieb die Nachfrage. Die daraus resultierende Energiepreisexplosion machte Photovoltaik für viele kurzfristig zu einer scheinbar attraktiven Alternative.
Verbraucher erkennen die Ineffizienz der Solarkraft
Mit dem Abklingen der Energiekrise ließ auch das Interesse an einer autonomen Stromversorgung nach – für viele Haushalte lohnte sich die Investition in eine Photovoltaikanlage nicht mehr. Die Verbraucher haben zunehmend die Probleme erkannt, die mit der Solarkraft einhergehen.
Da die Energieerzeugung durch Photovoltaikanlagen stark wetterabhängig ist, kann sie keine durchgängig zuverlässige Versorgung garantieren. In sonnenarmen Phasen, etwa während der Wintermonate, fällt die Stromproduktion drastisch ab. Besonders problematisch sind sogenannte Dunkelflauten, in denen die Sonneneinstrahlung über Stunden oder gar Tage hinweg nahezu vollständig ausbleibt.
Doch auch das andere Extrem stellt ein Problem dar: In besonders sonnigen Phasen kommt es zur Überproduktion von Solarstrom, die das Netz massiv belastet. Laut dem Solarspitzengesetz erhalten Betreiber von PV-Anlagen in Zeiten negativer Strompreise keine Einspeisevergütung mehr und müssen in manchen Fällen sogar draufzahlen, um ihren überschüssigen Strom ins Netz einspeisen zu können. Ein entscheidender Faktor ist der Mangel an ausreichenden Speicherkapazitäten, die es ermöglichen würden, erneuerbare Energie für wetterbedingte Schwankungen einzulagern. Da die Anschaffung privater Batteriespeicher nach wie vor mit hohen Kosten verbunden ist, bleibt sie für viele Verbraucher wirtschaftlich unattraktiv.
Hier zeigt sich das Versagen der politischen Entscheidungsträger in Deutschland besonders deutlich: Während der Ausbau von Photovoltaikanlagen mit aller Kraft vorangetrieben wurde, hat die Ampelregierung es versäumt, die notwendige Infrastruktur für eine stabile Energieversorgung bereitzustellen. Das politische Vorgehen gleicht dem Versuch, einen Brief zu verfassen – Papier liegt bei, doch der Stift fehlt.
Fehlende Infrastruktur: Warum die grüne Transformation scheitert
Ein zentrales Problem der Energiewende ist nicht nur die unzureichende Speicherkapazität für erneuerbare Energien, sondern auch das veraltete und überlastete Stromnetz, das dringend ausgebaut werden müsste. Laut einer aktuellen Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) belaufen sich die geschätzten Kosten für den Netzausbau bis 2045 auf etwa 651 Milliarden Euro.
Die finanzielle Last für diesen Umbau wird dabei größtenteils auf die Verbraucher abgewälzt. Der Netzausbau wird über Netzentgelte finanziert, die bereits jetzt rund ein Viertel des Strompreises ausmachen. Im Zuge der anstehenden Netzmodernisierung dürften diese Gebühren wohl weiter steigen. Das bedeutet, dass Bürger und Unternehmen letztlich die Rechnung für die politisch forcierte Transformation zahlen müssen.
China setzt die deutsche Solarbranche unter Druck
Ein wesentlicher Faktor für die aktuelle Insolvenzwelle in der deutschen Solarindustrie ist neben der generell einbrechenden Nachfrage auch der wachsende Wettbewerb aus China. Ähnlich wie im Automobilsektor drängen chinesische Hersteller verstärkt auf den deutschen Markt und bieten ihre Produkte zu deutlich niedrigeren Preisen an als europäische Anbieter. Dies liegt unter anderem an den erheblich geringeren Produktionskosten in China – sowohl Materialpreise als auch Energie-, Lohn- und Logistikkosten sind weitaus niedriger als in Deutschland.
Hinzu kommt die massive staatliche Unterstützung, von der chinesische Unternehmen profitieren. Durch großzügige Subventionen und industrielle Förderprogramme sind sie in der Lage, ihre Produkte teilweise unterhalb der eigentlichen Herstellungskosten anzubieten. Eine klassische Dumping-Strategie, die zwar den Markt verzerrt, aber zu funktionieren scheint.
Während europäische Solarmodule mit etwa 0,30 US-Dollar pro Watt zu Buche schlagen, liegt der Preis für chinesische Module bei lediglich 0,15 US-Dollar – also nur halb so hoch. Bereits im Jahr 2022 stammten rund 95 Prozent der in Deutschland installierten Solarmodule aus chinesischer Produktion. Seitdem hat sich die Marktdominanz Chinas vermutlich noch weiter ausgedehnt.
Der große Wettervergleich: Die Sonneneinstrahlung ist in Deutschland mangelhaft
Im Gegensatz zu südlicheren Ländern ist Deutschland nicht mit einer Fülle an Sonnenstunden gesegnet, weshalb die Nutzung von Photovoltaikanlagen als primäre Energiequelle hierzulande mit erheblichen Einschränkungen verbunden ist. Laut Statista verzeichnete Deutschland im Jahr 2024 durchschnittlich 1.675,3 Sonnenstunden. Bayern lag mit durchschnittlich 4,7 Sonnenstunden pro Tag an der Spitze, gefolgt von Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern mit jeweils 4,6 Stunden.
Zum Vergleich: In südeuropäischen Ländern wie Italien, Spanien oder Griechenland sind die Sonnenstunden deutlich höher. Die Costa del Sol und die Kanarischen Inseln überschreiten 3.000 Sonnenstunden pro Jahr, ebenso Kreta, Rhodos und Mykonos. Sizilien und die Amalfiküste weisen mehr als 2.500 Sonnenstunden auf. Während Solaranlagen in diesen Regionen durchaus wirtschaftlich betrieben werden können, zeigt der direkte Vergleich, dass sich eine Photovoltaikanlage in Deutschland für viele Privathaushalte eher weniger lohnt.
Fazit: Die grüne Wunschwelt scheitert an der Realität
Die Pleitewelle in der Solarbranche zeigt, was passiert, wenn politische Ideologie auf wirtschaftliche und physikalische Grenzen trifft. Ohne zuverlässige Speicherkapazitäten und eine stabile Netzinfrastruktur bleibt Solarstrom ein Schönwetter-Projekt mit massiven Nachteilen für Verbraucher. Gleichzeitig unterbietet China mit Dumpingpreisen die heimische Industrie, die durch hohe Produktionskosten und Bürokratie ohnehin geschwächt ist. Die Politik hat sich blindlings auf den Ausbau erneuerbarer Energien gestürzt, ohne die nötigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Nun folgt das bittere Erwachen.
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