Horst D. Deckert

Polen/Weißrussland: Kriegsartige Zustände an Grenze – schwer verletzte Grenzschützer – Polen setzt Wasserwerfer und Blendgranaten ein

Am geschlossenem Grenzübergang Kuznica/Brusgi griffen am Dienstag (16.11.) „junge, aggressive Männer“ die polnischen Grenzsicherheitskräfte an. Die Angreifer setzten dabei Steine, Stangen, Baumstämme, Steinschleudern und Rauchgranaten ein.

 

Grenzschützer schwer verletzt

Nach Angaben der polnischen Behörden wurden sieben Polizisten und eine Grenzschutzbeamtin von Steinen verletzt und ins Krankenhaus gebracht, ein Polizist habe „wahrscheinlich einen Schädelbruch“ erlitten. Die polnischen Sicherheitskräfte setzten Wasserwerfer und Blendgranaten ein. Am Nachmittag sei die erste Angriffswelle gestoppt worden.

Lukaschenko will „Konfrontation“ vermeiden und sein „Volk schützen“

Machthaber Alexandr Lukaschenko hatte laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta, vor der Eskalation am Dienstagmorgen versichert, er wolle eine „Konfrontation“ an der Grenze vermeiden:

„Wir können nicht zulassen, dass dieses sogenannte Problem zu einer hitzigen Konfrontation. […] Das Wichtigste ist nun, unser Land und unser Volk zu schützen und keine Zusammenstöße zuzulassen.“

Und weiter:

Unter dem Vorwand des Schutzes der Außengrenzen sammele die EU Truppen und gepanzerte Fahrzeuge, anstatt

„gemeinsam mit der belarussischen Seite nach Lösungen zu suchen, streicht die EU grenzüberschreitende Kooperations- und Interaktionsprojekte“.

Kriegsgefahr

In Warschau trafen sich am Dienstag zum zweiten Mal seit der Eskalation an der weißrussischen Grenze die Spitzen von Staat und Regierung zu einer Krisensitzung im Nationalen Sicherheitsbüro. Der außenpolitische Berater von Präsident Andrzej Duda, Jakub Kumoch, sagte, man sei in engem Kontakt vor allem mit Litauen und Lettland; in der Nato liege die Option, über Artikel vier Konsultationen des Bündnisses zu beantragen, „absolut weiter auf dem Tisch“. Regierungssprecher Piotr Müller sagte dazu: „Gebe Gott, dass es nicht Artikel fünf sein muss“, berichtet die FAZ. Artikel fünf sieht die gemeinsame Verteidigung des Bündnisses vor und wurde bisher nur einmal, nach dem Terrorangriff auf die USA in NY am 11. September 2001, aktiviert.


Ähnliche Nachrichten