Die nächste Eiterbeule ist wieder aufgebrochen!
Man fragt sich unwillkürlich, was denn die Hamas-Führung mit diesem beispiellosen Terrorangriff am 7. Oktober auf israelische Zivilisten beabsichtigt hatte. War es bloß eine Art Wahnsinnstat, oder steckt hier irgend ein Plan dahinter?
Soll Israel in den Gazastreifen gelockt werden?
Offensichtlich gibt es ein rein taktisches Kalkül, die israelische Armee in den Gazastreifen hereinzulocken, um sie dort erfolgreich bekämpfen zu können. Die Hamas hat sich dafür sicher bestens vorbereitet. Gaza-Stadt soll von unzähligen Stollen in bis zu 60 Meter Tiefe untertunnelt sein. Die Hamas-Kämpfer hätten da in der Verteidigung viele Vorteile auf ihrer Seite. Ihre waffentechnische Überlegenheit würde den Israelis in einem derartigen Kampf nicht viel bringen. Die israelische Armee müsste mit hunderten, oder sogar tausenden Gefallenen oder verwundeten Soldaten rechnen, ohne dass ein entscheidender Sieg gegen die Hamas möglich wäre. Dementsprechend ziert sich auch Israel mit dem Einmarsch zu beginnen. Einmal ist es das Wetter, dann wieder etwas Anderes, was den Beginn der Gaza-Offensive verzögert. Man fragt sich langsam, ob Israel den Plan einer Invasion in den Gaza-Streifen zu unternehmen, nicht schon heimlich still und leise entsorgt hat. Israel begnügt sich derzeit die Palästinenser aus sicherer Höhe zu bombardieren, was aber die Emotionen noch mehr hochpeitschen wird, wie jetzt der Treffer auf das Spital zeigt. Dabei ist es völlig unerheblich, wer dafür wirklich verantwortlich ist: war es eine israelische Bombe, oder haben die Palästinenser ihr Spital selbst in die Luft gesprengt? Für die Muslime ist auf jeden Fall Israel schuld und nur darauf kommt es.
Krieg soll Emotionen der Muslime weltweit befeuern
Es zeigt sich an den vielen Demonstrationen in der islamischen Welt, aber auch in Europa, dass dieser neuerliche Krieg die Emotionen der Muslime gewaltig befeuert und genau das könnte ein strategisches Kalkül der Hamas-Führung sein. Gab es doch Meldungen über eine Annäherung von Saudi-Arabien und Israel, die jetzt natürlich vom Tisch sind.
Trotzdem erscheinen die möglichen Erfolge der Hamas unverhältnismäßig zu dem sein, was die Palästinenser im Gazastreifen an Leid dafür ertragen müssen. Man fragt sich daher, ob da nicht noch wesentlich mehr hinter der beispiellosen Provokation der Hamas steckt. Aufhorchen lässt jedenfalls, dass der Iran Israel mit Vergeltung droht. Wenn die Hamas-Attacke das Ziel hatte, den Iran direkt in den Konflikt hineinzuziehen, dann erscheint die von der Hamas herbeigeführte Eskalation wesentlich plausibler.
Offenbar rechnet man in der NATO mir einer derartigen Entwicklung, denn wofür sonst entsendet die USA Flugzeugträger in das Krisengebiet? Diese Drohgebärde ist sicher nicht gegen die Hamas-Kämpfer in ihren Tunnels gerichtet, sondern gegen andere möglichen Akteure!
Weiterer Krieg überfordert den Westen
Diese Eskalation der Gewalt kommt für den Wertewesten natürlich zur Unzeit, da man gerade dabei ist, den Ukrainekrieg zu verlieren. Die Waffenarsenale des Westens sind entleert und ein weiterer Krieg gegen den Iran könnte die westlichen Kapazitäten endgültig überstrapazieren. Genau das könnte aber das eigentliche Kalkül der Hamas sein!
Jetzt rächt es sich, dass der Wertewesten diesen Konflikt ein Dreiviertel Jahrhundert vor sich hin köcheln ließ, ohne den Palästinenser irgend eine akzeptable Alternative zum ewigen Kampf gegen Israel zu bieten. Zwar wurde der Staat Israel auf der Basis eines UNO-Beschlusses gegründet, aber alle UNO-Beschlüsse, die Rechte für die Palästinenser forderten, wurden von Israel ignoriert. Klar ist daher, dass radikale Kräfte, die die Auslöschung Israels betreiben, die Oberhand haben. Diese Akteure sind der Meinung, dass Verhandlungen reine Zeitverschwendung sind.
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Meldung von Bewohner eines grenznahen Kibbuz, die von der Weltwoche berichtet wurde (weltwoche.ch/daily/daily-spezial-israels-iron-dome-und-iron-wall-von-terroristen-geknackt-wie-war-das-moeglich-und-was-sagen-israeli-zu-den-fehlern-ihrer-eigenen-regie). Danach haben die Hamas-Kämpfer Israels „Iron Wall“ deshalb so leicht überwinden konnte, weil die israelische Armee hauptsächlich mit dem Schutz illegaler Siedlungen im Westjordanland beschäftigt und einfach mit all ihren „Aufgaben“ eben überfordert war.
Westen ohne Lösungsakompetenz
Zwar will möglicher Weise nicht einmal der Iran einen neuen Krieg mit Israel, jedoch verstärkt diese aktuelle Krise die Tendenz, dass der Westen außerhalb seiner Blase weiter an Einfluss verliert. Der Westen, der so gerne der ganzen Welt die „regelbasierende Ordnung“ vorschreiben möchte, hat in diesem Konflikt absolut keine Lösungskompetenz mehr. Andere werden nach dem Ende der westlichen Dominanz diesen Konflikt lösen, der eine der Sargnägel der westlichen „Ordnung“ sein wird. Das wird aber dann auch das Ende Israels in seiner heutigen Form sein.