Horst D. Deckert

Putin an die anständigen Deutschen

Von REDAKTION | In einem Interview mit dem Journalisten Pavel Zarubin in der Sendung «Moskau – Kreml – Putin» des Fernsehsenders Russia 1, äußerte sich der russische Präsident zu den Anfeindungen gegen den ehemaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder.

 

Der Journalist sprach Putin darauf an, dass Schröder wegen seinen Verbindungen zu Russland diskriminiert werde. Zuvor hatte BILD geschrieben, dass Schröder bei einem Festakt zum 33. Jahrestag der deutschen Wiedervereinigung besonders weit weg vom amtierenden Bundeskanzler Olaf Scholz platziert worden wäre.

Darauf erwiderte Putin: «Wissen Sie, wir haben erst kürzlich einen empörenden Vorfall im kanadischen Parlament erlebt, bei dem ein Nazi mit Applaus bedacht wurde…».

Und dazu wiederholte Putin in die deutscher Sprache, damit ihn auch «die Deutschen hören»:

„Je weiter man von Schröder entfernt ist, desto näher ist man Anthony Rota, dem [ehemaligen] Vorsitzenden des kanadischen Parlaments, der ein Nazi-Sympathisant ist… Es gibt viele anständige Menschen in Deutschland, und ich bin sicher, dass viele dies hören werden», schloss Putin, der fließend Deutsch spricht.“

Die Äußerungen des russischen Staatschefs beziehen sich auf den jüngsten Skandal um Jaroslaw Hunka, einen 98-jährigen ukrainisch-kanadischen SS-Veteranen der 14. Waffen-Grenadier-Division, die während des Zweiten Weltkriegs im Zuge des deutschen Ostfeldzuges gegen die UdSSR eingesetzt wurde.

Der mittlerweile zurückgetretene Parlamentspräsident Anthony Rota stellte den SS-Veteranen als «Helden» vor, der für die ukrainische Unabhängigkeit gegen die Russen gekämpft hätte. Der Vorfall löste nicht nur in Moskau, sondern auch in einer Reihe westlicher Länder heftige Verstimmungen aus, insbesondere in Polen, das stark unter der Holocaust-Politik des Deutschen Reiches und seiner HIWIS [Hilfswilligen] Bandera-Schergen gelitten hatte. Nach diesem Skandal in Kanada musste Rota zurücktreten.

Schröder, der von 1998 bis 2005 als Bundeskanzler amtierte, pflegte während seiner Amtszeit enge Beziehungen zu Russland. Im Zuge des Kriegsrausches der EU-Staaten wurde der Ex-Kanzler jedoch in Sippenhaftung genommen und aufs übelste kritisiert. Zur Strafe wurden ihm sogar Privilegien entzogen, die Altkanzlern in der BRD ansonsten zustehen. Einige SPD Abgeordnete versuchten sogar, Schröder aus der Sozialdemokratischen Partei zu werfen, allerdings ohne Erfolg.

In einem Interview mit der Berliner Zeitung, das am Freitag veröffentlicht wurde, erläuterte Schröder, dass Kiew zu Beginn des Konflikts zu Zugeständnissen an Russland bereit gewesen wäre, aber einem Frieden nicht zugestimmt habe, weil Washington Kompromisse seines Ukraine-Protektorats nicht zugelassen hätte.

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