Von RAINER K. KÄMPF | Der frühere thüringische Ministerpräsident und heutige Bundestagsvize der Linkspartei, Bodo Ramelow, scheint auf der Suche nach seiner künftigen Bestimmung fündig geworden zu sein. Als Fürsprecher des „Ostens“ will er punkten und analysiert den Koalitionsvertrag der Kamikaze-Koalition hinsichtlich dessen „Ossi“freundlichkeit. Ramelow jammert, dass den Mitteldeutschen zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet wurde.
Der gemeine Ossi hingegen reibt sich verwundert die Augen. Erstens haben die Bewohner zwischen Oder und Elbe in der Mehrheit nichts Wesentliches erwartet und zweitens brauchen sie genau nicht, dass ein Politikhasardeur aus den verbrauchten Ländern des mit heißer Nadel genähten Bundes aus Ost und West sich zu ihrem Fürsprecher stilisiert. Gegen Fürsprecher von Oben haben sie an sich eine Aversion und ihre politischen Vertreter fischen sie sich aus dem Blauen heraus.
Dass Ramelow allerdings Neufünfland als Kraftquell für die Transformation erkennt, muss damit zusammenhängen, dass blinde Hähne auch mal einen Nordhäuser Korn finden. Es sei ihm gegönnt als echtes heimatliches Osterwasser.
Hier in der Wiege der Auferstehung verschollenen deutschen Widerstandsgeistes setzen die Menschen mehrheitlich nicht auf betreuendes geheucheltes Mitleid, sondern auf Wunder. Und zwar auf selbst zu schaffende blaue. Der Ausgangspunkt von 35 Prozent plus wird nur der Anfang sein von einer Transformation, die nicht nur Ramelow erschüttern wird, sondern das gesamte morsche Gebälk eines zum Scheitern verurteilten politischen Systems.
Das „ostdeutsche Megathema“ ist nicht die gnädige Gewährung irgendeiner Manufaktur. Das Megathema ist die Totalsanierung unseres Gemeinwesens. Mit dem radikalen Rückbau auch der maroden Grundmauern gehen dann berechtigt Leute wie Ramelow den allgemeinen Weg kollateraler Rieselverluste.
Was jetzt ansteht, ist nicht die Kritik an einem System, das den genetischen Code der Selbstvernichtung in sich trägt. Was wir brauchen, nicht nur im Osten, ist die klare Sicht auf die Zukunft, die den Menschen viel mehr abverlangen wird, als nur Trümmer zu beseitigen.
PI-NEWS-Autor Rainer K. Kämpf hat Kriminalistik, Rechtswissenschaft und BWL studiert. Er war tätig in einer Anwaltskanzlei, Geschäftsführer einer GmbH, freier Gutachter und Sachverständiger. Politisch aktiv ist Kämpf seit 1986. Als Kommissar in spezieller Stellung im Berliner Polizeipräsidium hatte er Kontakte zum damaligen „Neuen Forum“ in den Anfängen. Er verzichtete darauf, seinem Diensteid zu folgen und folgte lieber seinem Gewissen. Bis 2019 war er Referent einer AfD-Landtagsabgeordneten in Brandenburg. Aus gesundheitlichen Gründen beendete er diese Tätigkeit und befindet sich seither im unruhigen Ruhestand.