Horst D. Deckert

Smartphones zerstören die Gesellschaft, sie sollten reguliert werden wie Alkohol und Tabak

Irgendetwas ist kaputt gegangen in der Welt. Ich denke, niemand würde das bestreiten, auch wenn die Ansichten darüber sehr wahrscheinlich weit auseinandergehen, was es genau ist, das falsch läuft in der Gegenwart. Für die allermeisten ist es auch mehr ein Gefühl, das nicht selbst bezeichnet werden kann, sondern nur über die Symptome, die es erzeugt: Fake News, Lügenpresse, Spaltung, Hass, ideologischen Furor und so weiter. Bei meiner eigenen Suche nach dem konkreten Grund für die Schieflage der Welt bin ich auf einige Indizien gestoßen, die für eine einzige Ursache sprechen, die uns ins Chaos gestürzt hat: Das Smartphone.

Seifenspenerhumor anno 2009

Nachdem es in den USA vor einiger Zeit zu einem Aufschrei wegen eines vermeintlich rassistischen Seifenspenders kam, da erinnerte ich mich an eine Sitcom, in der genau das zum Thema einer Episode gemacht wurde. Das war im Jahr 2009, als man noch über die Situationskomik gelacht hat, die von unterschiedlichen Pigmentierungen ausgehen kann. Heute dagegen, ziemlich exakt ein Jahrzehnt später, wurde es für einige zum bitteren Ernst.

Sie ticken bei allem aus, das auch nur den Hauch eines Anscheins macht, jemand würde anders behandelt als der Rest. Diese zumeist jungen Studenten haben 2009 schon gelebt, waren damals aber eventuell noch zu jung, um den Humor hinter versehentlich rassistischen Seifenspendern zu verstehen. Dennoch muss ihre Sozialisation in der ein oder anderen Weise schief gegangen sein, dass sie nicht einmal in ihren entscheidenden Jahren die Lektion des Humors durch Überspitzung gelernt haben und da es einer ganzen Generation so passiert ist, muss es sehr zuverlässig funktioniert haben.

Linuxprogrammqualität anno 2008

Jedes Mal, wenn wieder etwas mit meinem Computer ist, dann sehne ich mich zurück in das Jahr 2008 als dem Jahr, in dem sämtliche häufig von mir verwendeten Programme ihren Höhepunkt erreicht hatten. Das wären vor allem: Linux, Lampp, Opera und OpenOffice. Opera verwende ich mittlerweile gar nicht mehr, während ich bei Linux zähneknirschend von Ubuntu weg gewechselt bin, nachdem man es für notwendig hielt, das reibungslos laufende Gnome 2 durch etwas „besseres“ zu ersetzen.

Bis heute bin ich am herumprobieren und finde einfach nicht mehr eine optimale Konfiguration, die gar nichts mehr benötigt, als eine regelmäßige Aktualisierung. Tatsächlich ist es sogar so, dass sämtliche Programme und Anwendungen über die Jahre zusehends umständlicher und schlechter wurden, so dass ich mir heute zwei Mal überlege, bevor ich mir die neueste Version von etwas installiere.

Linux hat mich zwar noch lange nicht an den Punkt gebracht, an dem ich am Nutzungsende von Windows war, allerdings hätte ich nie gedacht, dass sich der Abstand irgendwann wieder verkleinern würde. So gut war Linux einmal. Das ist alles passe, wobei mich noch am meisten ärgert, dass es alles andere als notwendig gewesen wäre, wenn sie von der Oberfläche, über die Shortkeys bis hin zur Funktionalität einfach alles so gelassen hätten, wie es war und sich auf das Feilen an den Details verlegt hätten.

Das irre an der Sache ist, dass sogar die einschlägigen Nutzerforen schlechter wurden. Früher bekam man ein paar knappe Hinweise, wie man das Problem selbst lösen konnte, was mich als reinen Nutzer ohne tieferes Interesse an der Materie regelmäßig zur Weißglut trieb. Ich hätte lieber einen kleinen Betrag bezahlt für die unmittelbare Lösung, als mich alle halbe Jahre, wenn wieder einmal etwas war, durch das Terminal zu wühlen und das Ergebnis zu raten.

Der Pluspunkt damals war, dass meine Probleme am Ende immer alle gelöst wurden (einmal sogar ein sehr abgefahrenes, bei dem die experimentelle Neuprogrammierung eines Hardwarepins die Lösung brachte; eine Art Operation am offenen Herzen) und ich für ein weiteres Jahr einen funktionierenden Computer hatte, bis die nächste Version draußen war. Heute ist das anders. Alles sind immer total freundlich und geben gerne Tipps. Allerdings war der Gang ins Nutzerforum in den letzten drei oder vier Jahren kein einziges Mal erfolgreich. Wie vermisse ich doch die alten Zeiten.

Klimawandelkritik anno 2007

Ein weiteres Beispiel für die Zeitenwende ist die Debatte um den Klimawandel. Mir kommt es vor, als sei diese per Stößel in den Entscheidungstrichter geprügelt worden, an dessen unteren Ende der Fleischwolf wartete, um daraus Gewissheitswürste zu pressen. Ich bin fast schon froh über das Hochwasser im Rheinland und den verregnetsten Sommer meines Lebens gewesen, da es dem Panikgaga wenigstens eine Zeitlang einen Riegel vorgeschoben hat.

Sciencefiles brachte vor zwei Wochen einen Artikel zum Thema, in dem sie fragen, was sich seit 2007 geändert hat. Die Wissenschaft sei es nicht, meinen sie, lediglich der Fanatismus habe sich Bahn gebrochen. Da haben sie wohl recht. Kaum ein Tag vergeht, an dem sie uns nicht in einer Weise mit Apokalypsenwarnungen zuplärren, als seien wir ein nordkoreanischer Arbeitstrupp, dessen Feldarbeit eine kritische Rolle beim Kampf gegen den Kapitalismus zugedacht wurde.

Vor einem Jahrzehnt war das noch anders. 2007 war es, als RTL eine Doku über die Frage des menschengemachten Klimawandels brachte, die man heute irgendwo zwischen Björn Höcke und Adolf Hitler verorten würde. Ich erinnere mich, dass auch das ZDF in dieser Zeit einmal ein Stück im Programm hatte, in der darauf hingewiesen wurde, dass es noch andere Probleme auf der Welt gibt als den deutschen CO2 Ausstoß. Verbreitet wird dieser Clip wenn überhaupt nur noch im Unterholz Sozialer Medienkanäle, die entweder nur noch bei VK unterwegs sind, oder als Futter für die neue Statistik des DDR-Verfassungsschutz über „staatsgefährdende Kritik“ herhalten sollen.

Irgendwann zwischen 2007 und 2009 ist es passiert

Man fragt sich unwillkürlich, wie das alles nur so kommen konnte. Denn es gibt noch einige weitere Beispiele für Sachverhalte, die irgendwann zwischen 2007 und 2009 eine Bedeutungsverschiebung erlebt haben, und die mindestens jedem, der die Zeit vor dem Internet noch in vager Erinnerung hat, vorkommen, als sei er gerade auf einem LSD-Trip der ganz schlechten Sorte: Die Schwulenverehrung, die Verächtlichmachung der Familie, die Verachtung für das eigene und so weiter und so fort. Nichts davon war notwendig, nichts davon hat sich natürlich entwickelt und nichts davon hat etwas besser gemacht. Doch es war plötzlich überall, wie die Tätowierungen bei den Kassiererinnen im Supermarkt, wo man sich bei den jüngeren fast schon wundern muss über die Gründe, warum der Unterarm noch nicht mit billiger Tinte bekleckert wurde.

Tatsächlich würde ich sogar sagen, dass 2006 das letzte normale Jahr war, das wir erlebt hatten, so weit man denn überhaupt von „normal“ reden kann. Ab 2007 begann die Finanzkrise, Merkel im Chefsessel begann allmählich zu wirken, dann kamen die Bail-Outs und Ermächtigungen, die Atomausstiegspanik schwappte durch das Land, danach schwappten die Migranten durch das Land und heute sitzen wir zu Hause eingesperrt, weil ein vermeintlicher Todesvirus die Welt heimsucht.

Es ist schon irre, was im letzten Jahrzehnt über uns gebracht wurde und es mag beim ein oder anderen mit noch Pickeln im Gesicht erklären, wo der kritische Knacks im Gemüt herkommt. Dennoch, das kann es fast nicht gewesen sein, da die Welt auch davor schon irre war. Ebenso befand sich die Veränderungskaskade bereits in der Beschleunigung mit dem Aufkommen des Internets, als es noch ein Wilder Westen war, oder davor das Aufkommen von Spielekonsolen oder davor Satellitenschüsseln und Videorecorder und davor vielleicht einfach nur das Quäntchen zu viel an Wohlstand für eine Generation, die – ich spreche vom Westen – von einer Wohlstandsgeneration großgezogen wurde.

Da ich selbst zu diesen gehöre, weiß ich um die charakterlichen Schwächen all jener, die sich nach dem Ende des Kalten Krieges um den Wehrdienst mogeln konnten, um im Gegenzug nächtelang in den Tiefen digitaler Spielhöllen zu verschwinden, um das Modem (und die Telefonrechnung) zum glühen zu bringen. Trotz allem aber wussten wir noch um unsere Pflichten und noch mehr ahnten wir ein bisschen unsere Ignoranz. Ich denke, das ist dann auch der Unterschied zu jenen, die nach uns kamen und irgendwann um die Jahrtausendwende geboren wurden.

Sie sind in etwas herein geraten, das sie so sehr durch den Wolf gedreht hat, dass sie sämtliche Robustheit verloren haben und zum Opfer ihrer Affekte wurden, die sie jeder Sofortgratifikation hinterher hecheln lässt, während sie gleichzeitig von der nächsten Sau davon rennen, die gerade durch das Dorf getrieben wird. Sie wissen nicht mehr wichtiges von unwichtigem zu trennen, Fakt von Fiktion, halten Spielfilme für Dokus und fauchen einen aus ihrer Nische an, wenn man sie auf die Existenz der Zukunft hinweist.

Soziale Medienkonzerne die Ursache oder ein Symptom?

Facebooks Welteroberung, die im Jahr 2004 begann, wurde in Deutschland ab dem Jahr 2008 sichtbar, wie sich bei Google Trends ablesen lässt. Auch die Entwicklung des heute mit einer fein ziselierten Zensur daherkommende Soziale Medienkonzerns fällt in die kritische Zeitspanne. Selbiges gilt für Twitter, das ab 2009 in Deutschland zum Sprung ansetzte. Nur YouTube war schneller, das sich ab Mitte 2006 zum Überflieger entwickelte.

Diese Angebote und eine Handvoll weitere wälzten das Internet um und sie müssen alleine wegen ihrer allgemeinen Bedeutung schon in die Rechnung der kaputten Gesellschaft mit aufgenommen werden. Die Frage allerdings ist, ob sie der Träger der Entwicklung waren, oder ob sie selbst von etwas getragen wurden, das ihre Entwicklung so sehr in das Extreme verzerrt hat, dass der geistige Overkill eintrat und vor allem junge Menschen das Problem nicht einmal mehr sehen, weil sie so sehr davon vereinnahmt wurden, dass sie nie etwas anderes kennengelernt haben.

Ich bin der festen Überzeugung, dass es letzteres ist. Denn auch vor Facebook gab es bereits Netzwerke, in denen die Chats geglüht haben, Beleidigungen herumflogen und Mems herumgingen, ohne so genannt zu werden. Ebenso waren internetbasierte Computerspiele eine Normalität, auch wenn es damals noch CDs brauchte, um Starcraft zu installieren. Das Ergebnis jedoch ist kein anderes als heute. Mehr als vor 20 Jahren lässt sich die Zeit nicht verschwenden, als die Nächte bei irgendwelchen Onlinespielchen voller Gewalt oder ohne durchgemacht wurden. Auch Pornos ließen die Leitungen glühen, von denen es vor 25 Jahren schon eine exorbitante Auswahl gab, dass man sich fragen muss, warum überhaupt noch neues Material entsteht (tatsächlich scheint 2010 das Maximum erreicht worden zu sein; mehr geht offenbar nicht).

Der Aufmerksamkeitsäuber iPhone

Wenn ich mir die Entwicklung des Mediums Internet ansehe und mir die Frage stelle, was sich strukturell daran verändert hat, dann muss ich sagen, hat sich für mich nicht wirklich nicht viel verändert. Die Geschwindigkeit hat sich vergrößert, die Lags wurden weniger und die Bewegtbildchen wurden mehr – ach ja, und die Werbung wurde ausgefeilter. Das war es aber auch schon, mit einer großen Ausnahme bestehend in unglaublich viel besseren Akkus und Drahtlosnetzwerken. Vor der Zeitenwende war das anders. Da brauchte man meist noch ein Kabel für das Internet, während die wenigsten (bezahlbaren) Laptops einen Komfort boten. Und wehe der Akku wurde altersschwach. Das war genauso nervig und teuer, und konnte nicht darüber hinweg täuschen, dass einige davon schon drahtlos funktioniert hatten.

Die große Zeitenwende kam erst ab dem Jahr 2007, zunächst Mitte des Jahres in den USA und gegen Ende auch bei uns, als das iPhone auf den Markt gebracht wurde. An der Grafik lässt sich gut ablesen, warum die einzelnen Dienste und Inhalte abhoben. Xing als Berufsnetzwerk wurde parallel groß mit der Verbreitung von Blackberrys, die es nie in den Endkonsumentenmarkt geschafft haben, wobei in Deutschland offenbar auch die Nachfrage nach Pornos parallel zu Blackberrys anstieg, was mir bislang nicht bekannt war. YouTube, dessen mobile Verbreitung vor zehn Jahren noch am Flaschenhals der Bandbreite hängen blieb, weist dagegen keinen Zusammenhang mit dem Blackberry oder auch dem iPhone auf. Vielmehr lässt sich dessen Beliebtheit auf den Sprung bei den DSL-Anschlüssen in Deutschland zurückführen, deren Zahl sich zwischen 2005 und 2007 verdoppelte.

Als schließlich das iPhone auf den Markt kam, da dauerte es bis zur dritten Geräteausführung, bis vor allem Twitter einen großen Sprung machte. Das erkläre ich mir damit, dass die damals wie heute exorbitant teuren Geräte aus der ersten Serie in den Sekundärmarkt kamen und von jenen Jüngern der Marke gekauft wurden, die sich kein neues leisten konnten. Bei Facebook lässt sich ebenso ein Zusammenhang mit der Verbreitung von iPhones erkennen, auch wenn er nicht ganz so stark ist, wie bei der genuinen Mobilanwendung Twitter. Vor allem ab der weltweit gleichzeitig auf den Markt gebrachten zweiten Serie des iPhones begann Facebook hierzulande mit dem Abheben, wobei die Kurve mit der dritten Serie noch einmal steiler wurde, bis ungefähr 2011 die Sättigungsgrenze erreicht wurde.

IT-Größen schicken ihre Kinder auf Walldorf Schulen

Ich denke, wir hätten den Schuldigen damit ausgemacht. Das iPhone – oder allgemeiner: Das Smartphone – hat ab 2009 systematisch die Kinder kirre gemacht und pünktlich eine Dekade danach stehen wir vor den Ruinen unserer Zivilisation. Mit Crystal Meth als Pflichtfach hätten wir das kaum besser hinbekommen.

Die Entscheidung durch Silicon Valley Größen, ihre Kinder ganz ohne Smartphones oder computerisierte Klassenräume großzuziehen, ist daher genauo verständlich, wie sie uns eine eindringliche Warnung sein sollte. Den Ergebnissen der Suchmaschine zu urteilen, wie etwa diesem hier, scheinen die Verantwortlichen hinter der Technologie in etwa um 2018 herum begriffen zu haben, was sie geschaffen hatten und womit sie ihre Milliarden verdienen. Einige merkten es schon vorher und erkoren die (sic!) Walldorf Schule im Silicon Valley zum Schutzhort für ihren Nachwuchs, die ihren Lehrern heute vermutlich Millionengehälter bezahlen kann.

Jene darunter, die sich über diese Entscheidung äußern klingen ganz und gar nicht so neomarxistisch, wie es von ihren Plattformen schreit. Vielmehr geht es um Schlafprobleme, wenn die Kleinen zu spät noch vor dem Bildschirm hocken, um Wege, wie sich beim eigenen Nachwuchs – der laut dem neuen Dogma schon mit 3 Jahren wissen soll, welches Geschlecht es haben will – der unbedingte Wille zum eigenen Smartphone wenigstens so lange dämpfen lässt, bis sie 14 sind, oder um strikte (wenn nicht gar naziartige) Regeln, dass Smartphones beim Essen tabu zu sein haben.

Bill Gates ist Vater, Tim Cook ist es nicht

Niemand geringeres als der Impfweltretter Bill Gates meinte gar, dass es „Eltern frei entscheiden sollten, wie sie es machen wollen“ mit dem elektronischen Dauerbegleiter beim Kind. Er selbst entschied gemeinsam mit seiner heutigen Ex-Frau, dass die Kinder besser kein gescheitertes Gerät aus dem eigenen Haus haben sollten, so lange sie noch bei ihm unter dem Dach leben.

Am anderen Ende des Spektrums gibt es natürlich auch jene, die ein Vorteil in der frühkindlichen Sucht nach Eskapismus und vorgespielter Aufmerksamkeit sehen. Der homosexuell lebende Chef von Apple, über den nicht bekannt ist, dass er eigene Kinder großzieht, hält es für ein Vorteil, wenn sich anderer Leute Kinder schon in jungen Jahren an seine Produktpalette gewöhnen. Das habe dann Vorteile im späteren Leben. Vermutlich hat er sich das bei den Zahnärzten abgeschaut, die auch Zuckerwatte verkaufen.

Einen Tick weitblickender war Cooks Vorgänger und Urvater des Smartphones Steve Jobs. Dieser meinte: „Weiß Gott, was sie im Hirn von Kindern anrichten.“ Jobs ist zu früh verstorben, um die Wahrheit darüber zugeben zu müssen. Andere in seinem Metier jedoch leben noch und zogen Konsequenzen aus den Erkenntnissen, die mit Sicherheit kein gut gehütetes Industriegeheimnis darstellen und dennoch von der Allgemeinheit ignoriert werden.

Die Zweiteilung auf dem Programmiermarkt

Der Grund übrigens, warum auch meine Leiden mit Linux (und dem Vernehmen nach jene zahlreicher anderer) in das Muster mit dem iPhone passen, ist nicht der Programmierernachwuchs, der von den Smartphones nett, aber dumm gemacht wurde. Smartphones sind durchaus schuld daran, allerdings vor allem aufgrund der Bequemlichkeit und der Möglichkeiten, die Smartphones am anderen Ende des Produkts auch Programmieren bieten. Das hat die Tätigkeit des Programmierers in dramatischer Weise abgewertet. Heute sitzen zigtausende, wenn nicht Millionen Programmierer (oder eher Designer) in Indien, in China und andernorts auf der Welt und konkurrieren auf dem durch das Internet umfassend globalisierten Markt in einem ruinösen Preiskampf um Aufträge.

Der Siegeszug von Smartphones hat den Markt für Programmierer zutiefst erschüttert und in zwei Teile aufgetrennt, die kaum mehr etwas miteinander zu tun haben. Einmal mit jenen, die weiterhin sehr gut bezahlt werden für solide und professionelle Arbeiten, jedoch für Projekte, die immer individueller und komplexer werden, und die weiter denn je von der Endanwenderseite entfernt sind. Und dann gibt es eben noch jene, die schnell-schnell etwas zusammenpfuschen, das gerade so hält, damit es das Smartphone nicht in Flammen aufgehen lässt und dem Zweck des anonymen Kunden auf der anderen Seite des Planeten gefällt. Letztere sind dann auch jene, die daran schuld sind, dass alles immer hakeliger, strukturloser und mülliger wird. Man bekommt eben, wofür man bezahlt.

Einige Ideen für konkrete Regelungen

Am besten wird es wohl sein, wenn man Smartphones Alkohol und Tabak gleichsetzt und dafür sorgt, dass es normal wird, wenn Kinder ihre Finger nicht daran bekommen. Das heißt, in öffentlichen Gebäuden und Transportmitteln sollten sie generell verboten sein, also auch für Erwachsene, die ebenso zu viel ihr Gesicht in die Geräte hängen.

Eltern sollte es überlassen sein, wenn zu Hause damit hantieren, außerhalb davon aber muss es Minderjährigen generell untersagt sein, Smartphones zu bedienen. Dazu passend wäre auch ein Betretungsverbot für Geschäfte, in denen Smartphones verkauft werden, analog dazu wäre ein digitales Verbotsschild für Internetseiten mit entsprechender Spezialisierung. Diese Maßnahmen dürften die schädliche Wirkung der Geräte zu einem Gutteil neutralisieren.

Da Computer und Handys allerdings sehr nützlich sein können ohne gleichzeitig einen vergleichbaren Schaden anzurichten, muss man aufpassen, dass man sie nicht ebenso aus dem Angebot wegrasiert. Es böte sich daher an, lediglich bestimmte Bildschirmdiagonalen zu verbieten. Verboten wird Kindern und Jugendlichen alles, das sowohl größer ist als das Ziffernblatt einer klassischen Armbanduhr (~1,5 Zoll in der Diagonale), als auch kleiner ist als ein durchschnittlicher Laptop (~12 Zoll). Unabhängig davon muss ihnen auch Mobilgeräte mit Touchscreen verboten werden, um die mobile Anwendung möglichst unangenehm zu machen.

Insgesamt ginge dadurch kaum etwas verloren. Wer unbedingt etwas mitteilen möchte, der kann das noch immer, nur eben nicht in dieser gefährlich beiläufigen Weise, sondern mit der vollen Konzentration. Ebenso ließen sich etwa weiterhin problemlos telefonisch kommunizieren, oder im Fall von Sportuhren kleine Informationen aufzeichnen und abrufen.

Was wir damit auf der anderen Seite dagegen zurückgewinnen, wäre immens. Sollte eine Partei diese in meinen Augen unabdingbare Forderung nach einer Regulierung von Smartphones für Kinder in die Öffentlichkeit tragen, ich könnte mir sehr gut vorstellen, diesen Punkt maximal zu gewichten.

Quelle Titelbild, Bildschirmfotos Grafik

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