Horst D. Deckert

Solidarität mit der Ukraine – bis in den Hungertod?

Korrekte Gesinnung geht durch den Magen – früher oder später… (Symbolbild:Imago)

Wie üblich, wenn die Moral das Zepter schwingt und Deutschland dem Rest der Welt auf seine Weise zeigt, wo der Hammer hängt und wer die Haltungsherrenrasse ist, wird nicht zimperlich vorgegangen – und werden Kollateralschäden achtlos in Kauf genommen, auch wenn sie am Ende auf ihre Urheber zurückfallen und diese selbst in der Scheiße sitzen. Das war beim Hurra-Patriotismus 1914-1918 so, bei „Sieg Heil!” 1933-1945, beim „Sieg des Sozialismus” 1949-1989, bei „Wir schaffen das” 2015 ff. – und das wird auch bei den beiden großen Psychosen der Gegenwart nicht anders sein, „Die „Ungeimpften sind unser Unglück!” und der gerade angelaufene Entrussifizierung Deutschlands.

Was letztere betrifft, so wird uns die einseitige Blindheit in einer extrem aufgesetzten, oberflächlichen Solidarität mit der Ukraine (deren Führung bizarrerweise nun zu europäischen Musterdemokraten hochgejazzt wird), das Herbeischreien immer weiterer Sanktionen und die Unfähigkeit, zwischen berechtigter Ablehnung eines Angriffskrieges Putins und dem Schüren einer antirussischen Pogromstimmung zu differenzieren, womöglich viel teurer zu stehen kommen als alles, was die Corona-Krise bisher an Misslichkeiten mit sich brachte. Und damit ist nicht nur das Risiko eines Dritten Weltkrieges oder auch „nur” einer militärischen Ausweitung des Konfliktes auf Mitteleuropa gemeint (die übrigens durchaus auch nichtnuklear, also konventionell, vorstellbar wäre, wenn in Kürze der erste NATO-Apparatschik umfällt und meint, vor lauter Selenskyj-Verzückung die roten Linien der Zurückhaltung überschreiten zu müssen!). Sondern vor allem die ökonomischen Folgen bis hin zu einer elementaren Versorgungskrise, die in der Nachkriegsgeschichte ohne Beispiel ist, werfen bereits ihre Schatten voraus.

Das böse Erwachen wird kommen

Es ist wichtig und richtig, gegen eine russische Aggression entschlossen einzustehen, und wenn Russland legitime Eigeninteressen vertritt, dann hat es diese durch die Wahl seiner Mittel nachhaltig verwirkt. Das ist das eine. Das andere aber ist unsere glorreiche Bundesregierung, diese unsägliche Truppe von dilettierenden Amateuren, in politische Spitzenämter gelangten Zivilversagern, Studienabbrechern oder Aktivisten. Sie vergaloppiert sich gerade ohne jedes Augenmaß, ohne rationale politische Folgenabschätzung in eine Sackgasse hinein, aus der Deutschland – und nicht das potentiell autarkiefähige Russland – am Ende nicht mehr herausfinden wird.

Von wegen „Wir treiben Russland in den Ruin”: Das genaue Gegenteil könnte der Fall sein – denn der große Hunger wird kommen. Die nunmehrige Verhängung eines Exportverbots für Getreide durch Ungarn ist ein Vorgeschmack auf eine nahende europäische Nahrungsmittelkrise. Weil Russland und die Ukraine heute buchstäblich die Kornkammern Europas sind, von denen wir uns infolge planloser Sanktionswut gerade selbst abschneiden, und sich die Getreidepreise infolge des Konflikts um zeitweise 55 Prozent erhöht haben, denken nun immer mehr EU-Staaten, angesichts der katastrophalen Aussichten auf dem Grundnahrungsmittel-Weltmarkt, in erster Linie an ihre Selbstversorgung. Nur Deutschland nicht. Das betrifft übrigens nicht nur fast alle Getreidesorten, sondern auch Kartoffeln, Kohl, Gurken, Karotten, Erbsen oder viele Obstsorten, die sich bereits infolge Corona verteuert haben und nun, infolge der angespannten Lage, akut zu verknappen drohen.

Gemeingefährlich und realitätsvergessen

Es mag ja vom Grundsatz her richtig sein, empört zu sein und Hilfsbereitschaft zu signalisieren (wobei Vermittlungsbereitschaft ungleich angebrachter wäre). Man kann Haltung zeigen und das große Wort schwingen, so wie eine Ex-Trampolinspringerin und logopädischer Offenbarungseid Annalena Baerbock vor der UN-Vollversammlung. Aber man muss es sich leisten können – und einen Plan B in der Tasche haben. Den hat die infantile Haltungs-Mischpoke, die an die Weltpolitik so herangeht wie einst als Schülersprecher oder Asta-Delegierter, eben nicht. Im Gegenteil. Was die Scholz-Regierung hier abliefert, ist gemeingefährlich und realitätsvergessen. Putins Herrschaft und die russischen Machtansprüche sind  ist eine Tatsache. Sein Atomarsenal ist eine Tatsache. Und sein wirtschaftliches Erpressungspotentiel ebenfalls. Davor die Augen zu verschließen, ist lebensgefährlich.

Während deutsche Straßen in einem Meer von blaugelb gewandeten klimawandel- und kriegsgegnerischen Wohlstandsjüngern versinken, schlagen unsere Landwirte Alarm: 75 Prozent der Getreidevorräte sind bereits aufgebraucht – womit sich Lage noch weitaus fataler darstellt als bei den Gasreserven. Der politisch Hauptverantwortliche, Wirtschafts- und „Klima“-Minister Robert Habeck, beeindruckte diesbezüglich diese Woche mit folgender wörtlichen Antwort auf die Frage nach einer Versorgungskrise bei Getreide infolge des Ukrainekonflikts: „„Äh…für Getreide fehlen mir jetzt die fachlichen Informationen, aber da mach ich mir jetzt keine Sorgen, äh, das wir knapp werden. Brot und Brötchen zu haben, dafür wird es reichen.“ Das ist doch genau die Antwort, die man in einer existenziellen Krisensituation von einem Vizekanzler hören will!

Sogar die USA kennen ihre Grenzen

Und wenn es doch nicht mehr reicht, für Brötchen und manch anderes? Von Habeck – der wenige Tage vor seinem Amtsantritt bekannte, bei ihm zuhause stapele sich dreckiges Geschirr und er habe „heute morgen Müsli mit Wasser gegessen, ohne Scheiß“ – dürfte hier sicher keine Lösung zu erwarten sein. Es erweist sich: So gut, wie sie ihren Alltag im Griff haben, haben sie auch das Land im Griff. Sobald ausnahmsweise um ernste Themen geht, und nicht um Deindustrialisierung, Klima-Transformation oder Verbote fürs „1,5-Grad-Ziel„, sind die Ampelregierenden blind und ahnungslos. Bei ihrer Politik braucht Putin nur zu grinsen und abzuwarten, bis Deutschland sich sein eigenes Grab geschaufelt hat.

Die Selbstberauschung über immer konsequentere Symbolismen zur Russenvergrämung, über immer weitere zerschlagene diplomatische Brücken, irreparabel gekappte Verbindungen und zerstörte Wirtschaftsbeziehungen zu Russland blendet sträflich aus, was dies am Ende für Deutschland bedeutet, und zwar auf allen Ebenen: Ein gigantisches Eigentor. Da sind die Amerikaner sogar unter dem wirren Joe Biden („We stand with the Iranian People”) deutlich pragmatischer: Dessen Regierung tastet nicht einmal ihren lediglich bei sieben Prozent liegenden Anteil der Erdölimporte aus Russland durch die Sanktionen an – weil sie eine weitere Verteuerung des Spritpreises (der dort bei 1 unerhörtem Dollar pro Liter liegt) für ihrer Bevölkerung nicht zumutbar hält. Soviel zum Thema konditionale „Konsequenz” und „Haltung in Maßen”.

Selbstzerstörung für die gerechte Sache

Aber Deutschland – wo die Abhängigkeit von fossilen Energien aus Russland wohlgemerkt mehr als achtmal so hoch ist – setzt man von gleich auf jetzt auf Radikal- und Totalboykott. Ausbaden darf es das Volk, dem die hiesige Politik – anders als in den USA – längst das Rückgrat und die Sprunggelenke gebrochen hat, weswegen sich bei uns, außer leisem Murren, auch kein Widerstand erhebt. Es gibt keine Auflehnung gegen das immer weitere perverse Drehen an einer Preisschraube, die die Inflation hochjagt und die Spritpreise auf ein völlig unmögliches Niveau hievt, welches inzwischen vielen Menschen den Weg zur Arbeit unmöglich macht und die Wirtschaft über alle Maßen belastet.

Und anders als es klimalinke Propagandamedien wie etwa die „Süddeutsche Zeitung“ suggerieren oder selbst glauben wollen (die gerade mal wieder den Anlass gekommen sah, unter dem Titel „Langsamer fahren fürs Gemeinwohl“ pro Tempo 130 zu agitieren – diesmal zwecks Benzinsparen als solidarisches Opfer), hat diese Preisexplosion an den Zapfsäulen immer noch vor allem mit der Gefräßigkeit des Steuerstaates und der CO2-Preisbelastung zu tun, und (noch) nicht mit der geopolitischen Großlage. Wenigstens die Spritpreise ließen sich – Beispiel Polen – jederzeit politisch lindern, was offenbar nicht gewollt ist. Die Tankfüllungen ihrer Dienstwagen zahlen unsere Luxuspolitiker ja auch nicht selbst.

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