Horst D. Deckert

Studie: Antibiotika verdreifachen Risiko für chronische Darmentzündungen bei Kindern

Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) ist eine weit verbreitete Magen-Darm-Krankheit, die in der Regel zu chronischen Bauchschmerzen oder Unwohlsein führt. Eine neue Studie zeigt, dass Kinder anfälliger für diese Erkrankung sind, wenn sie bereits in jungen Jahren Antibiotika einnehmen oder typisch westliche Nahrung zu sich nehmen.

Obwohl Wohlstand oft mit besserer Gesundheit gleichgesetzt wird, machen die Wissenschaftler darauf aufmerksam, dass Kinder aus Familien mit einem höheren sozioökonomischen Status anfälliger für CED sind. Auf die Studie hingewiesen hat Study Finds.

Nisha Thacker, Hauptautorin der Arbeit und Ernährungsberaterin für den Magen-Darm-Bereich, erklärte:

«Die Zahl der pädiatrischen CED-Fälle nimmt weltweit zu und etwa ein Viertel aller CED-Fälle wird heute vor dem 21. Lebensjahr diagnostiziert.»

Study Finds zufolge beobachten die Wissenschaftler diese Zahlen sehr genau, vor allem wegen der anhaltenden Besorgnis über die Auswirkungen der pädiatrischen CED auf die Pubertät und die Wachstumsmuster der Kinder. Man müsse unbedingt die Eltern über die Erkrankung und jene Faktoren, die ihren Beginn und ihr Fortschreiten beeinflussen können, informieren.

Thacker und ihr Team führten eine Meta-Analyse von 36 Beobachtungsstudien durch, an denen rund 6,4 Millionen Kinder teilnahmen. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass eine Antibiotikaexposition vor dem fünften Lebensjahr mit einem dreimal höheren Risiko für pädiatrische CED verbunden ist. Die Einnahme von vier oder mehr Medikamenten erhöhte dieses Risiko um das Dreieinhalbfache.

Interessanterweise war ein niedriger sozioökonomischer Status mit einem um 65 Prozent geringeren Risiko verbunden, was auf eine schützende Wirkung hindeutet. Wenig überraschend erwies sich auch der Verzehr von mehr Gemüse als schützend, ebenso wie das Vorhandensein von zwei oder mehr Geschwistern und der Kontakt zu Haustieren in der Kindheit. In einer Medienmitteilung liess Thacker wissen:

«Viele dieser Faktoren können sich auf unsere Darmmikrobiota auswirken und haben möglicherweise eine besonders starke Wirkung bei Kindern. Eine westliche Ernährung mit einem hohen Anteil an Zucker, extrem verarbeiteten Lebensmitteln und einem geringen Anteil an Gemüse ist ein gutes Beispiel dafür.»

Was den Zusammenhang zwischen dem frühen Kontakt mit Haustieren und CED anbelangt, so deutet dieser Befund laut Thacker darauf hin, dass eine übermässige Hygiene dem Darmmilieu schaden kann, da von vornherein verhindert wird, ein starkes Milieu aufzubauen. Während die Einhaltung einer grundlegenden Hygiene immer empfohlen wird, sagen die Forscher, dass es zum Aufbau eines stärkeren Immunsystems beitragen kann, wenn man Kinder draussen spielen und sicher mit Haustieren umgehen lässt.

Die Ergebnisse der Arbeit, die in Digestive Disease Week veröffentlicht wurden, zeigen auch, dass Passivrauchen schädlich für die Darmgesundheit ist und das Risiko für CED bei Kindern verdoppelt.

Auf der Grundlage ihrer Resultate raten die Studienautoren Familien mit kleinen Kindern, eine Ernährung mit viel Gemüse und anderen Vollwertprodukten zu bevorzugen, Antibiotika in jungen Jahren mit Vorsicht zu verwenden, die Anschaffung eines Haustiers in Betracht zu ziehen, die Belastung durch Passivrauchen zu verringern und übermässige Hygienemassnahmen zu vermeiden, insbesondere in Ländern mit hohem Einkommen.

Für Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von CED seien all diese Massnahmen noch wichtiger und könnten dazu beitragen, das genetisch veranlagte Risiko für chronische Darmerkrankungen zu verringern, so die Wissenschaftler.

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