Das südafrikanische Parlament hat im Dezember den sogenannten Tobacco Bill durchgewunken, ein sehr strenges Gesetz, das das Rauchen definitiv in die Knie zwingen will.
Sämtliche Tabakwerbung wird verboten, alle Tabakgebinde (Zigarettenschachteln, Zigarrenhüllen etc.) müssen exakt gleich aussehen – gleiche Grösse und Farbe, die gleichen Warnhinweise und entsprechendes Bildmaterial aufweisen.
Das gilt auch für e-Zigaretten und artverwandte Produkte. Wer sich dem widersetzt und in seinem Tabaklädeli ein nicht konformes Zigarettenpäckchen herumliegen hat, muss mit einer heftigsten Busse, im Widerholungsfall mit bis zu zehn Jahren Gefängnis rechnen.
Casa Tabacs, ein grosser Tabak-Händler, ist besorgt, dass durch diese massiven Restriktionen viele SMEs (small and medium enterprises) werden schliessen müssen. Diana Bravo, die Inhaberin von Casa Tabacs, befürchtet, dass der illegale Handel mit gewissermassen Raubkopien einen grossen Aufschwung nehmen wird. Wie wir sehen werden, hat die Dame nicht ganz unrecht…
Südafrika beruft sich (…) «on the Framework Convention on Tobacco Control (FCTC)» der WHO, also auf den globalisierten Standard.
Tabak während der Pandemie verboten
Südafrika hatte einen der härtesten Lockdowns weltweit, wenn auch nur für relativ kurze Zeit. In diesen Wochen durften kein Alkohol und auch keine Tabakwaren verkauft werden, was gerade im Tabakhandel zu einer Riesenchance für den Schwarzmarkt resp. -handel wahrgenommen wurde.
Sturks Tobacconiats, die älteste Tabakladen-Kette in Südafrika, die 1793 gegründet wurde, musste nach der Pandemie schliessen.
Gemäss Professor Corné van Walbeck vom Research Unit on the Economics of Exisable Products (REEP) sind die Auswirkungen des Tobacco-Bans irreversibel. Sie waren der ideale Türöffner für den Schwarzhandel, der bereits die 50 Prozent-Marke überschritten hat (55 Prozent).
Diese Zahlen sind natürlich nie ganz exakt, Batsa (British American Tobacoo South Africa) schätzt den Anteil des Schwarzmarktes bereits auf 70 Prozent. Batsa rechnet mit einem Stellenabbau von weiteren 200-300 Jobs. Sollte das der Fall sein – und niemand zweifelt daran – wird Batsa in den letzten drei Jahren mehr als die Hälfte der Belegschaft verloren haben.
Dauergeschröpfte
Fragt man Finanzspezialisten in Südafrika nach ihrer Meinung zum neuen Budget der südafrikanischen Regierung, kommt meist die gleiche Antwort: «It is another beer-and-bakkie Budget!»
Am einfachsten übersetzt: Kraut und Rüben. Eine Konstante aber hat das Budget: Steuern auf Alkohol- und Tabakprodukte steigen jährlich. Kommt einem irgendwie bekannt vor… Jetzt könnte man meinen, die Tabakindustrie wäre am Boden: Pandemie, Steuern, Werbeverbote, sonstige Marketingeinschränkungen. Ähhh… nicht ganz.
Ein Beispiel, um bei British American Tobacoo zu bleiben: 2001 lag der Umsatz noch bei 11,3 Milliarden Pfund, der Gewinn bei 1,2 Milliarden Pfund. 2022 betrug der Umsatz 26,4 Milliarden Pfund und der Gewinn 5,6 Milliarden Pfund – nach Steuern. Wie ist das möglich?
Nun, durch diese gewaltigen Restriktionen auf einem alles andere als freien Markt ist der Marktzugang natürlich für neue Mitbewerber komplett blockiert. Ein Wettbewerb, in dessen Regeln man nicht mal die eigenen Produkte mitgestalten kann, ist kein Wettbewerb, sondern ein finanzielles Himmelsfahrtskommando.
Ungesund, aber…
Nun behauptet ja niemand, dass Tabakwaren besonders gesundheitsfördernd wären – ganz im Gegenteil. Sind aber Verbote und Restriktionen, die ein altes Business in die Illegalität treiben, das richtige Mittel für einen bewussten Umgang mit Genussmitteln?
Die UCT (University of Capetown) hat sich gefragt, ob der Bann des Tabakwarenverkaufs 2020 zu einer Reduktion der Rauchgewohnheiten geführt hat? Mitnichten. Was die Folge war – siehe oben: Der Schwarzhandel wurde gestärkt. Erinnert irgendwie an das Ende der 1920er Jahre und die Prohibition in den USA.
Der Schwarzhandel, der durch das eingangs erwähnte Gesetz unter der Obhut der «Corporate Governance»-Ministerin Nkosazana Dlamini «Disaster» Zuma noch mehr Aufschwung bekommt, ist ein Spiegelbild für die tiefsitzende Kriminalisierung gewisser Teile der südafrikanischen Bevölkerung.
Ein Gesetz, das sogar ins Private eingreift: Raucht man im Auto in Anwesenheit eines Nichtrauchers, kann einem das bei einer Polizeikontrolle für drei Monate ins Gefängnis bringen. Liest man das Gesetz, hat man das Gefühl, bei Alice im Wunderland angekommen zu sein.
Die südafrikanische Polizei klärt kaum einen Mord oder eine Vergewaltigung auf (es gibt ja nur ca. 20’000 Morde pro Jahr und gemeldete 150 Vergewaltigungen pro Tag), aber steckt jetzt im eigenen Auto Rauchende ins Gefängnis. Von was für einer Realität sprechen wir nun? Bestimmt nicht mehr von einer einigermassen selbstbestimmten.
Aber: Dank Digitalisierung wird alles gut, denn: Bald wird mir der Kühlschrank am Abend die Entscheidung abnehmen, ob ich noch ein Schlummerbierchen trinken kann oder ein linksdrehendes Lactobazillus-vulgaris-Smoothie runterwürgen soll, denn: Der Kühlschrank hat per Bluetooth längst meine Leberwerte von meinem Stuhlgang aus der Kloschüssel empfangen.
Und im Auto werde ich bald serienmässig ein Ultraschallgerät eingebaut haben, dass Non-Stop meine Blase scannt und mir sagt, wann ich prostatakonform pissen gehen soll. Natürlich alles streng gemäss den globalisierten Richtlinien der WHO.
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Dies ist der leicht gekürzte Newsletter von Marco Caimi, Arzt, Kabarettist, Publizist und Aktivist. Aus Zensurgründen präsentiert er seine Recherchen nebst seinem YouTube-Kanal Caimi Report auf seiner Website marcocaimi.ch. Caimis Newsletter können Sie hier abonnieren.