Horst D. Deckert

Teil 2 des Gesprächs mit Michael Hartmann über die Einkommens- und Vermögensverteilung

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Am 14. September erschien der 1. Teil des Gesprächs mit dem Sozialforscher und Autor Michael Hartmann über die weitgehend vernachlässigte Verteilungsfrage. Heute präsentieren wir den 2. Teil – wieder angereichert mit Fakten aus dem großen Schatz unseres Gesprächspartners.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Warum und mit welchen Mitteln wurde die Verteilung seit 1999 weiter verschlechtert? Dabei spielen Hartz IV und seine Vorläufer Hartz I, II und III wie auch die Steuersenkungen für die Reichen und für die Gutverdiener eine wichtige Rolle – außerdem die Deregulierung der Finanzmärkte und die Quasi-Abschaffung der Erbschaftssteuer für sehr große Vermögen.

Im Kontext der Deregulierung der Finanzmärkte hat die Ausschüttung von Gewinnen durch die Unternehmen bemerkenswert zugenommen. 2003 wurden rund 10 Milliarden € ausgeschüttet, 2022 waren es 50 Milliarden €. Davon profitierten die Spitzeneinkommen in besonderer Weise. Das schlug sich in der Verteilung der Einkommen nieder.

Michael Hartmann macht darauf aufmerksam, dass zur Durchsetzung der skandalösen Entkernung der Erbschaftssteuer von jeglicher Wirksamkeit im Bereich hoher Vermögen eine öffentliche Kampagne gestartet und wirksam wurde – eine Kampagne für eine nahezu steuerfreie Übertragung hoher Vermögen. Ein Skandal, von dem die meisten von uns vermutlich nichts wissen.

Dabei spielt eine bemerkenswerte Wortschöpfung eine Rolle: „Verschonungsbedarfsprüfung“. Kannten Sie das Wort? Michael Hartmann beschreibt die Wirkung dieser Regelung für die Unwirksamkeit der Erbschaftssteuer und das absurde Ergebnis, dass die Übertragung niedriger Vermögen höher besteuert wird als die Schenkung oder das Vererben von großen Vermögen.

Albrecht Müller bat im Gespräch um eine kurze schriftliche Aufzeichnung zu diesem skandalösen Vorgang. Michael Hartmann verwies auf einen einschlägigen Text in seinem Buch „Die Abgehobenen“. Diesen Text werden die NachDenkSeiten am Sonntag, den 18. September nachreichen. Am Montag, den 19. September geht es dann weiter mit dem 3. Teil des Gesprächs.

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