Horst D. Deckert

Trotz Putins Atomdrohung: Ukraine wagt ATACMS-Erstschlag auf russischem Boden

Kaum gibt Biden die Erlaubnis zum Einsatz von Raketen mit großer Reichweite durch die Ukraine auf russisches Territorium, schickt Selenskyj auch schon welche los. Und dies nach der Änderung der Nukleardoktrin durch Putin. Soll der Krieg noch kurz vor dem offiziellen Amtsantritt Trumps eskaliert werden?

In der sich stetig zuspitzenden Eskalationsspirale des Ukraine-Kriegs wurde ein neues, beunruhigendes Kapitel aufgeschlagen. Die Welt beobachtet eine historische Wegmarke, die möglicherweise näher an den Abgrund eines nuklearen Konflikts führt. Die ukrainischen Streitkräfte haben erstmals die von den USA gelieferten ATACMS-Raketen eingesetzt – und zwar nicht irgendwo, sondern tief im russischen Territorium. Das Ziel: ein Militärdepot in der Region Brjansk, rund 115 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, als Kreml-Sprecher Dmitri Peskow verkündete, dass Putin persönlich die nukleare Doktrin Russlands verschärft hat.

Die Timing-Frage drängt sich geradezu auf: Erst gibt Biden grünes Licht für den ATACMS-Einsatz, dann unterschreibt Putin eine Änderung der Nukleardoktrin, die explizit westliche Raketenangriffe als möglichen Auslöser für eine atomare Antwort definiert. Und prompt fliegen die ersten ATACMS auf russisches Territorium. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den Angriff: Von sechs abgefeuerten Raketen wurden fünf abgefangen, eine traf und verursachte einen Brand in der Militäreinrichtung. Nach ukrainischen Angaben handelte es sich beim Ziel um das 67. Arsenal der russischen Artilleriedirektion – ein Depot vollgepackt mit Luftabwehrraketen, Artilleriemunition und gelenkten Bomben, teilweise aus nordkoreanischen Beständen.

Außenminister Lawrow versuchte in Rio de Janeiro während des G20-Gipfels zu beschwichtigen: Ein Atomkrieg sei nicht im russischen Interesse. Gleichzeitig betonte er aber die neue Realität der abgesenkten nuklearen Schwelle. Die Finanzmärkte reagierten prompt: Die Renditen amerikanischer Staatsanleihen fielen, der Dollar stieg. Während Militärexperten von einer gefährlichen Eskalation sprechen, sehen andere – wie Donald Trump Jr. – darin ein durchsichtiges Manöver des „Military Industrial Complex“, noch vor der möglicherweise bevorstehenden Präsidentschaft seines Vaters einen nicht mehr umkehrbaren Konflikt zu provozieren.

Was auch immer die Motivation hinter dieser dramatischen Entwicklung sein mag – eines ist klar: Der Einsatz der ATACMS auf russischem Boden markiert eine neue Phase in diesem Konflikt. Eine Phase, in der die Grenzen zwischen konventioneller und nuklearer Abschreckung gefährlich verschwimmen. Während in Washington, Moskau und Kiew die Strategen ihre nächsten Züge planen, steht die Welt am Rande eines möglicherweise verhängnisvollen Wendepunkts.

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