Donald Trump zeigt, dass ihm Parteipolitik nicht wirklich wichtig ist. Neben dem Ex-Demokraten Robert F. Kennedy Jr. soll auch Tulsi Gabbard eine tragende Rolle in seiner künftigen Administration spielen. Sie wurde als Geheimdienstchefin auserkoren und muss nur vom neuen republikanisch dominierten Senat bestätigt werden.
Da hat der Donald mal wieder alle überrascht: Während die üblichen Verdächtigen in Washington noch damit beschäftigt waren, ihre Powerpoint-Präsentationen über angebliche russische Desinformation zu aktualisieren, hat Trump kurzerhand Tulsi Gabbard als künftige Geheimdienstkoordinatorin nominiert. Eine Personalie, die es in sich hat. Gabbard ist wahrlich keine Durchschnitts-Politikerin aus der Washington-Retorte. Als Oberstleutnant der Army Reserve hat sie mehr Kampfeinsätze absolviert als die gesamte demokratische Führungsriege zusammen – was zugegebenermaßen keine Kunst ist, wenn man bedenkt, dass die meisten ihrer ehemaligen Parteikollegen den Krieg nur aus „Call of Duty“ kennen dürften.
JUST IN: Former Democrat Rep from Hawaii Tulsi Gabbard being considered as the next Director of National Intelligence, a top role that requires Senate approval.
A pick like Gabbard would terrify the career bureaucrats.
Gabbard, who served in Congress from 2013 to 2021, could… pic.twitter.com/4wxbWABBCj
— Hank ™ (@HANKonX) November 13, 2024
Besonders pikant: Ausgerechnet jene Biden-Administration, die sie nun beerben soll, hatte sie auf eine Terror-Watchlist gesetzt.
They put Tulsi Gabbard on a terror watchlist.
Now she’s Director of National Intelligence.
The biggest “F you” to the Deep State Swamp. pic.twitter.com/xjMIz4yQA6
— Libs of TikTok (@libsoftiktok) November 13, 2024
Die 43-jährige Ex-Demokratin, die sich erst kürzlich den Republikanern anschloss, bringt einen bemerkenswerten Lebenslauf mit. Mit 21 bereits im Repräsentantenhaus von Hawaii, später Kampfeinsätze im Irak, acht Jahre im US-Kongress – und nebenbei noch einen Bestseller geschrieben.
Ihre Nominierung ist ein klassischer Trump-Move: unerwartet, polarisierend und mit maximaler Sprengkraft für das politische Establishment. Die üblichen Verdächtigen in den Mainstream-Medien werden sich vermutlich überschlagen, alte Russland-Verbindungen zu konstruieren – wobei „Verbindungen“ hier bedeuten dürfte, dass sie vielleicht mal in einem russischen Restaurant Borschtsch gegessen hat. Aber bei sowas sind die US-Demokraten ohnehin sehr kreativ.
DNC neocon and McCarthyite scumbag weighs in with the most primitive liberal bullshit about Tulsi:
While Frum wrote lies to sell the Iraq War, knowing he'd never get near it, Tulsi went to fight in it. Imagine doing that and then seeing scum like this impugn your loyalties: https://t.co/uN4gSpkXKk
— Glenn Greenwald (@ggreenwald) November 13, 2024
Für das amerikanische Geheimdienstwesen könnte diese Personalie tatsächlich ein Wendepunkt sein. Statt eines weiteren Karrierebürokraten kommt jemand, der sowohl die Schreibtischperspektive als auch die Realität vor Ort kennt. Eine, die weiß, wie sich Sand in Kampfstiefeln anfühlt und gleichzeitig komplexe politische Zusammenhänge durchschaut. Ob der Senat dieser Nominierung zustimmen wird? Die etablierten Kräfte in Washington werden sich vermutlich winden wie ein Aal in der Reuse. Aber genau das könnte Trumps Kalkül sein: Je mehr sich das Establishment gegen Gabbard wehrt, desto mehr bestätigt es seine Narrative vom „Deep State“.
Eines ist sicher: Langweilig wird es mit Tulsi Gabbard als DNI-Chefin nicht werden. Und wer weiß – vielleicht ist es genau das, was der amerikanische Geheimdienst-Apparat gerade braucht: Jemanden, der den Mut hat, unbequeme Fragen zu stellen und dabei weder links noch rechts schaut, sondern nur nach vorn.