Mike Jonas
Kürzlich wurde mir in einem Gespräch ein Diagramm mit den australischen Großhandelspreisen für Strom nach Bundesstaaten gezeigt, wonach man in Südaustralien die bei weitem niedrigsten Preise aller Bundesstaaten zahlt. Der Präsentator des Diagramms behauptete, dies beweise, wie die erneuerbaren Energien die Stromkosten senkten.
Dabei gab es jedoch zwei kleine Probleme:
1.Das Diagramm war eine Echtzeit-Preisskala, die nur die Preise zu diesem bestimmten Zeitpunkt anzeigte, und
2.Der südaustralische Strompreis war eine sehr große negative Zahl. Mit anderen Worten: Es war schwierig, jemanden zu finden, der den Strom verbraucht, selbst wenn er dafür bezahlt wird.
Wie bereits erwähnt, bedeuten negative Strompreise nicht, dass der Strom billig ist, sondern nur, dass der Erzeuger Kosten hat, die nicht gedeckt werden. Diese Kosten müssen irgendwann wieder hereingeholt werden, oder der Stromerzeuger muss sein Geschäft aufgeben. Mit anderen Worten: Negative Strompreise treiben die Gesamtkosten in die Höhe.
Um das ganze Bild zu sehen, muss man sich … das ganze Bild ansehen.
Zunächst habe ich mir den jüngsten Bericht von AEMO (Australian Energy Market Operator) angesehen.
● Die Spotpreise im Großhandel lagen in allen Regionen des nationalen Strommarktes (NEM) bei durchschnittlich 93 $ pro Megawattstunde (MWh), wobei Queensland, New South Wales und Tasmanien im vierten Quartal Rekordwerte erreichten. Die Preise haben sich jedoch von den extremen Niveaus zu Beginn des Jahres wieder erholt. [Der größte Teil Südaustraliens wurde nach einem Ausfall eines Übertragungsmastes vom Netz getrennt.]
● Südaustralien, Victoria und Neusüdwales verzeichneten alle neue Minimalwerte für ein Quartal seit Beginn des NEM, und Queensland verzeichnete im vierten Quartal den niedrigsten Bedarf seit 2002.
● Die Leistung von Wind- und Solarenergie stieg stark an, da neue Anlagen angeschlossen und in Betrieb genommen wurden. Obwohl die Windkraftanlagen im NEM ihre niedrigste vierteljährliche Auslastung in der jüngeren Vergangenheit verzeichneten, war das vierte Quartal 2022 die höchste Winderzeugung in einem vierten Quartal seit Beginn der Aufzeichnungen. Queensland und New South Wales verzeichneten einen starken Anstieg der netzbasierten Solarenergie und setzten die Tagespreise häufiger fest als im gleichen Quartal des Vorjahres.
● Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamterzeugung in der NEM erreichte am 28. Oktober 2022 68,7 % und übertraf damit den bisherigen Rekord von 64,1 % (vom 22. September 2022).
Die Wind- und Solarenergieerzeugung hat also stark zugenommen, ihre Marktdurchdringung hat ein Rekordhoch erreicht, die Winderzeugung hat im vierten Quartal ein Rekordhoch erreicht, doch die Windnutzung ist prozentual gesunken, die Nachfrage ist auf ein Rekordtief gesunken und die Preise haben im vierten Quartal ein Rekordhoch erreicht.
Es sieht wirklich nicht so aus, als würden Wind- oder Solarenergie die Preise senken.
Lassen Sie mich den letzten Satz umformulieren, damit er etwas deutlicher wird: Es sieht so aus, als wären Wind- und Solarenergie eine absolute Katastrophe.
OK, das ist also Australien. Was ist mit dem Rest der Welt?
Ich gehe davon aus, dass jeder hier diese Grafik von ClimateDepot gesehen hat:
Dieses Diagramm stammt aus dem Januar 2018. Deshalb habe ich die neuesten verfügbaren Strompreise für Haushalte (Juni 2022) und die Daten zum prozentualen Anteil von Wind- und Solarenergie an der Primärenergie (2021) heruntergeladen und ein aktualisiertes Diagramm erstellt. Die erneuerbaren Energien sind in % der Energie angegeben und nicht in Watt/Kopf, was möglicherweise repräsentativer ist.
Bitte entschuldigen Sie, dass der Strompreis auf der X-Achse und nicht auf der Y-Achse liegt.
In dem aktualisierten Diagramm fallen einige Dinge auf:
● Es gibt definitiv einen sichtbaren Zusammenhang zwischen mehr Wind- und Solarenergie und höheren Strompreisen.
● Die Strompreise in Dänemark (DNK), Deutschland (DEU) und einigen anderen Ländern haben sich in den letzten fünf Jahren fast verdoppelt. Griechenland (GRC) hat viel besser abgeschnitten (ich weiß nicht warum – lohnt es sich, das mal zu ergründen?)
● Großbritannien (GBR) ist ein Katastrophengebiet.
● Dänemark hat prozentual gesehen bei weitem die meisten erneuerbaren Energien (vor allem Windkraft), ist aber nur mit knappem Abstand das Land mit den höchsten Kosten. Vielleicht hilft die Nutzung der norwegischen Wasserkraft als Batterie, auch wenn sie teuer ist dabei, einen größeren Teil der Windenergie zu nutzen. Im Gegensatz zu Südaustralien zum Beispiel, das die Energie oft nicht einmal verschenken kann.
● Viele der Länder mit sehr niedrigen Strompreisen sind Öl-/Gasförderländer, die die Strompreise für die Haushalte durch Subventionen niedrig halten. Für Länder, die Brennstoffe importieren, ist das keine praktikable Option. Dennoch bedeutet dies, dass die Länder, die einen höheren Prozentsatz an nicht erneuerbaren Energieträgern verwenden (vor allem Kohle, Gas, Kernkraft und etwas Wasserkraft), tendenziell niedrigere Strompreise haben.
Schlussfolgerung: Aus all dem oben Gesagten, d. h. aus der Betrachtung des Gesamtbildes, ergibt sich, dass Wind- und Solarenergie nachweislich die Stromkosten in die Höhe treiben.
Aber das wusste ja schon jeder, der außerhalb der kontrollierten Medien liest.
Link: https://wattsupwiththat.com/2023/02/20/wind-solar-and-household-electricity-prices/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE