Horst D. Deckert

Überleben oder Plündern? Worum es bei Trumps Revolution wirklich geht

Von Moon of Alabama

Viele Menschen – mich eingeschlossen – sind sich nach wie vor nicht sicher, worum es bei Trumps „Revolution“ eigentlich geht: sei es im Bereich Handel, in den internationalen Beziehungen oder im innerstaatlichen Kampf gegen die US-Regierungsinstitutionen.

Trump scheint erkannt zu haben, dass der derzeitige Kurs der USA mit explodierenden Defiziten und Schulden nicht tragfähig ist. Er und seine Berater argumentieren, dass der Status des Dollars als globale Reservewährung den USA mittlerweile mehr schadet als nützt. Sie sehen den Niedergang der Industrieproduktion als zentrales Symptom einer tieferliegenden wirtschaftlichen Krankheit.

Ihr Plan: das alte System zerstören, um Platz für ein neues – hoffentlich besseres – zu schaffen. Sie wissen, dass dieser Wandel schmerzhaft sein wird, hoffen aber auf langfristigen Gewinn. (Dass auch persönlicher Profit eine Rolle spielt, darf nicht unerwähnt bleiben.)

Alastair Crooke fasst dieses Denken treffend zusammen:

Der „Trump-Schock“ – die Abkopplung Amerikas von seiner Rolle als Dreh- und Angelpunkt der Nachkriegsordnung auf Dollarbasis – hat eine tiefe Spaltung erzeugt: zwischen jenen, die enorm vom Status quo profitieren, und der MAGA-Fraktion, die diesen Status quo als feindlich, ja existenzielle Bedrohung für die Interessen der USA sieht.
(…)
Vizepräsident Vance vergleicht die Rolle des Dollars inzwischen mit einem „Parasiten“, der die Substanz seines Wirts – der US-Wirtschaft – zersetzt habe, indem er einen überbewerteten Dollar erzwungen habe.

Trump stand – so Crooke – vor einer klaren Entscheidung: Entweder das alte Paradigma stürzen und dabei erhebliche Schmerzen für viele in Kauf nehmen, oder den unausweichlichen Kollaps der US-Wirtschaft abwarten. Selbst Experten, die das Dilemma verstanden, zeigten sich schockiert über die Rücksichtslosigkeit, mit der Trump „Zölle gegen die Welt“ verhängte.

Dabei, so viele Beobachter, war sein Vorgehen keineswegs spontan oder impulsiv. Die „Zoll-Lösung“ war über Jahre hinweg strategisch vorbereitet worden. Sie war Teil eines umfassenderen Plans, mit dem Ziel, durch Schuldenabbau und protektionistische Maßnahmen die verlorene US-Industrie wieder heimzuholen.

Trumps Vorgehen ist ein riskantes Spiel – das scheitern oder aufgehen kann.

Die Asia Times schreibt dazu:

Auch wenn Trump seine Zollpolitik offiziell damit begründet, das Handelsdefizit zu korrigieren, zeigen interne Dokumente des Weißen Hauses, dass es um mehr geht: Ziel ist es, tiefgreifende strukturelle Veränderungen in der Weltwirtschaft zu erzwingen – in Bereichen wie Zölle, Steuerpolitik, geistiges Eigentum, Arbeits- und Umweltstandards. Letztlich will Trump die globale Ordnung neu formen und amerikanische Interessen an erste Stelle setzen.

Trump weiß, was er tut. Sein aggressiver Unilateralismus, der bereits unter Reagan begann, hat nun seinen Höhepunkt erreicht. Trump ist kein Zufall – er verkörpert das wahre Gesicht einer alternden Supermacht, die angesichts ihres globalen Bedeutungsverlusts alles auf eine Karte setzt. Seine zweite Amtszeit zielt auf eine globale Krise ab, um dem eigenen Niedergang zuvorzukommen. Die Maßnahmen seiner Regierung spiegeln dabei tiefgreifende globale Machtverschiebungen wider.

Medien berichten:

Trump plant gezielt den wirtschaftlichen Zusammenbruch – um die „größte Umverteilung von Wohlstand aller Zeiten“ einzuleiten.
Ein Insider sagt: „Millionen von Investoren werden dabei ausgelöscht.“

Ob dies Trumps wahre Absicht ist oder ob es nur ein Deckmantel für massiven Insiderhandel und Plünderung ist, bleibt unklar.

Yves Smith (Naked Capitalism) bringt es auf den Punkt:

Wir erleben eine Revolution – angeführt von Reaktionären, die die Privilegien der Reichen zementieren und alle anderen verelenden wollen.
Trump und seine Verbündeten streben eine Russland-ähnliche Krise der 1990er-Jahre an, um der Elite die Übernahme öffentlicher Vermögenswerte zu ermöglichen.

Auch Ökonom Michael Hudson unterstützt diese Sicht:

Zölle erscheinen als neue Maßnahme, sind aber Teil eines fortgeführten neoliberalen Programms: Die Rolle des Staates im wirtschaftlichen und privaten Leben soll geschrumpft, die Kontrolle durch die Superreichen ausgebaut werden.

Trump ist nicht allein. Um ihn schart sich eine neue milliardenschwere Elite, die laut einem Analysten Folgendes bezweckt:

Ein Teil des US-Kapitals hat nun die direkte Kontrolle über den ideologischen Staatsapparat übernommen. Ziel ist eine regressiv umstrukturierte, kriegstreibende Gesellschaft, in der das klassische neoliberale Establishment nur noch Juniorpartner ist.

Trump kürzt zentrale Budgets. Über Elon Musks Projekt DOGE entzieht er Behörden die Mittel und zerstört ihre Kontrollmechanismen. Gleichzeitig baut er sein eigenes Kryptowährungs-Imperium auf – mit staatlicher Hilfe.

Doch was nach einem innenpolitischen Machtkampf aussieht, hat massive internationale Folgen. Brian Berletic warnt:

Die USA sind bereit, nicht nur ihre eigene Bevölkerung, sondern auch ihre „Verbündeten“ jahrelangen wirtschaftlichen, sozialen und politischen Schmerzen auszusetzen.
Die Lebenshaltungskostenkrise wird sich in den USA weiter verschärfen. Die Regierung setzt darauf, dass sie selbst größere Schmerzen ertragen kann als China oder andere multipolare Akteure.

Hier liegt Trumps Achillesferse. Seine wirtschaftliche Konfrontation mit China wird – ähnlich wie die EU-Sanktionen gegen Russland – am Ende die eigene Bevölkerung härter treffen als den Gegner. Denn während China seine Bürger schützt, verfolgt die Trump-Regierung das Gegenteil.

Fazit:
Trump verfolgt eine Strategie des radikalen Umbruchs, der entweder zur wirtschaftlichen Wiedergeburt der USA oder zur Katastrophe führen wird. Ob dies einem patriotischen Neuanfang oder bloßer Plünderung dient, ist offen. Sicher ist: Der Schmerz wird real sein – vor allem für die Bevölkerung.

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