Horst D. Deckert

Ungesund: So werden wir von der Lebensmittelindustrie manipuliert

„Wir alle sind Teil eines Experiments, dem wir nie zugestimmt haben“, postuliert der britische Arzt und Londoner Universitätsprofessor Chris van Tulleken, der mit seinem jetzt erschienenen Buch „Gefährlich lecker“ vor der Lebensmittelindustrie und ihren krankmachenden Produkten warnt.   

Weil uns die Lebensmittelindustrie manipuliert, sagt er, scheitern wir Menschen immer wieder daran, uns gesünder zu ernähren. Tulleken weiß, wovon er redet, er hat die Lebensmittelindustrie zu seinem Forschungsgegenstand gemacht und dabei festgestellt, dass allein schon der Name Lebensmittelindustrie irreführend sei.

Völlig fremde Stoffe

Denn was diese erzeuge, seien keine Lebensmittel, sondern Stoffe, die aus neuartigen Molekülen konstruiert und mit Verfahren hergestellt werden, die unserer Evolutionsgeschichte völlig fremd sind. Dennoch glaubten die meisten Menschen, dass es sich dabei um echte Nahrung handelt.

Keine echte Nahrung

Aber was macht die „Lebensmittelindustrie“? Sie extrahiert aus wenigen Tieren und Pflanzen, darunter etwa Soja, Weizen, Mais und Reis, die grundlegenden Moleküle wie Proteine, Kohlehydrate und Fette, die sie danach in jeder gewünschten Form wieder zu einer Pizza, zu einem Donat oder zu einem Müsli „montiert.

Verzehr verursacht zahlreiche Krankheiten

Diese meist mit zahlreichen Zusatzstoffen versetzten Essenserzeugnisse nennt Tulleken ultraverarbeitete Lebensmittel, die im Grunde keine sind. Eher das Gegenteil ist der Fall: Denn ihr Verzehr verursache nicht nur Darmerkrankungen, Diabetes, Adipositas, Demenz und Depressionen, sondern auch zahlreiche Krebsarten, die zu frühzeitigem Tod führen.

„Hochverarbeitenden Lebensmittel“ 

Für diese „hochverarbeitenden Lebensmittel“ (HVL) schreibt Tulleken, gibt es eine lange wissenschaftliche Definition, die sich folgendermaßen zusammenfassen lässt: „Wenn es in Plastik verpackt ist und mindestens eine Zutat enthält, die man nicht in einer normalen Haushaltsküche findet, handelt es sich um ein HVL.“

Beschreibung trügt

Vieles davon sei als Junkfood bekannt, doch es gebe auch eine Menge an hochverarbeiteten Lebensmitteln mit Siegel und Zertifikaten für biologischen Anbau, Freihaltung und „ethischen“ Produkten, die als gesund, nahrhaft, umweltfreundlich und nützlich für die Gewichtsabnahme verkauft werden.

Profit und Geldgier

Damit wollen die Konzerne aber nur ihre Profite steigern, und damit ihnen beim Geldscheffeln auf dem Rücken unserer Gesundheit niemand dabei dazwischenfunke, wird bei Politikern und Parteien auf Teufel-komm-raus lobbyiert.

Süchtiger als Heroin und Zigaretten

Die hochverarbeitenden Produkte der Lebensmittelkonzerne machen uns süchtiger als Heroin oder Zigaretten, weil die Nährstoffe derartiger „Lebensmittel“ schnell in den Darm transportiert werden und ständig erneute Zuführung verlangen, konstatiert Tulleken, was natürlich ganz im Sinne der an viel Gewinn interessierten Konzerneigentümer sei.

Mehr darüber im Buch „Gefährlich lecker“, erschienen im Heyne-Verlag, 416 Seiten, 24,70 Euro.

Zum Autor: Kurt Guggenbichler war Mitbegründer und Chefredakteur des „Wochenblick“. Sein journalistisches Handwerk hat er bei der „Goslarschen Zeitung“ in Norddeutschland erlernt, wo er acht Jahre lang als Redakteur, Reporter und Kolumnist tätig war. Wieder zurück in seiner Heimat, arbeitete Guggenbichler in der Funktion eines Ressortleiters dann 25 Jahre lang für die „Oberösterreichischen Nachrichten“. Zum „Wochenblick“ wechselte er einige Zeit nach seiner Tätigkeit als Chefredakteur der Tageszeitung „Oberösterreichs Neue“ und für AUF1-Info ist Guggenbichler nun als Nachrichten-Redakteur, Kommentator und Reporter im Einsatz.

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