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US-Ärzteverband: Body-Mass-Index stammt von Weißen und ist rassistisch

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Lächerlich

Von Kornelia Kirchweger
25. Juni 2023

Lesezeit: 2 Min.

Wer seinen Körper nach Vorgabe des Body-Mass-Index (BMI) in Schwung hält, könnte in den USA bald als „rassistisch“ klassifiziert werden. So sieht das nämlich die größte Ärzteorganisation der USA, die American Medical Association (AMA). Denn der BMI sei auf Grundlage der Maße von „Weißen Körpern“ im 19. Jahrhundert entstanden, diente der „rassistischen Ausgrenzung“ und ignoriere die Unterschiede von Körpern nach Rasse und Geschlecht. Die AMA unterstellt damit auch der WHO „Körperrassismus“. Auch sie verwendet den BMI seit den 80er Jahren. 

US-Versicherer setzen auf BMI

Der „weiße“ BMI, auch „Körperindex“ genannt, ist eine Maßzahl für die Klassifizierung des Körpergewichts eines Menschen in Relation zu seiner Körpergröße. Er wurde 1832 vom belgischen Mathematiker Adolphe Quetelet für statistische, nicht medizinische Zwecke entwickelt. Der Begriff „Body-Maß-Index“ selbst geht auf einen Artikel von Ancel Keys aus 1972 zurück. Keys empfahl schon damals, den BMI nur für den statistischen Vergleich von Populationen, nicht aber für die Übergewichtigkeit von Einzelpersonen heranzuziehen. Besonders interessant: Bedeutung gewann der BMI vor allem bei US-Versicherern. Sie benutzten ihn zur Einstufung von Prämien für Lebensversicherungen. Dies im Hinblick auf zusätzliche Risiken bei Übergewicht. 

Weißer Maßstab

Für die AMA ist der BMI in mehrfacher Hinsicht problematisch: Weil die Eugenik (Lehre guter Erbanlagen) dahinter stecke, er rassistisch ausgrenze und seine Grenzwerte auf den „imaginären Idealen von Kaukasiern (Weißen) beruhen und nicht das Geschlecht oder die ethnische Zugehörigkeit einer Person berücksichtigen“. Der BMI sei weder von einem Arzt noch von medizinischem Fachpersonal entwickelt worden, beklagt der US-Ärzteverband. Er berücksichtige auf individueller Ebene nicht die relative Körperform und die Art und Weise der Fettspeicherung. So bestehe etwa bei Asiaten, deren BMI in einem „gesunden“ Bereich liege, immer noch ein hohes Diabetesrisiko. Indes neigen schwarze Frauen dazu, Fett an ihren Hüften und Beinen zu speichern, während weiße Frauen es eher an ihrer Taille ansammeln, was gefährlicher für ihre Gesundheit ist – auch wenn beide möglicherweise einen ähnlichen BMI haben. Der BMI sei auch bei der Diagnose und Behandlung von Personen mit Essstörungen problematisch, da er nicht das gesamte Spektrum abnormaler Essstörungen erfasse. 

Alter Hut

Die AMA räumt zwar ein, der BMI könne für Forscher ein nützliches Instrument sein, um einen Überblick über die allgemeine Gesundheit einer Bevölkerung auf Makroebene zu erhalten (dafür war er gedacht). Er könne aber das Krankheitsrisiko auf individueller Ebene, insbesondere über verschiedene Rassen und ethnische Gruppen hinweg, nicht vorhersagen. US-Ärzten wird nun empfohlen, nicht nur das Verhältnis der Körpergröße zu ihrem Gewicht zu berücksichtigen, sondern auch den Taillenumfang und das Verhältnis von Taille zu Hüfte. Laut Studien sei nämlich das Fett, das sich im Bauchraum sammle und Herz, Leber, Nieren und die Bauchspeicheldrüse umgebe – viszerales Fett) gesundheitsgefährlicher. Ebenso müssen genetische und metabolische Faktoren, wie abnormale Blutzuckerwerte mit einbezogen werden. All das findet in der Diagnostik aber ohnehin längst statt.

Viel Lärm um Nichts

Was die AMA vielleicht nicht weiß: Ihre Forderungen werden schon durch eine ganze Reihe von anderen Indizes zur Erkennung von Gesundheitsrisiken abgedeckt. Etwa der Broca-Index (Körpergewicht), Ponderal-Index (ähnlich BMI) und Körperbau-Entwicklungsindex (biologische Altersbestimmung). Dazu kommen der Area Mass Index (Verhältnis der individuellen Körpermasse zu Körperoberfläche, nach Geschlecht). Der Body-Adiposity-Index (Körperfettanteil), der Body Shape Index (BSI – berechnet schädliches Bauchfett mit ein). Der Waist-To-Height Index (WtHR – Taille-zu-Größe-Verhältnis). Unklar ist, ob diese Maßeinheiten wieder nur von „Weißen“ stammen und auf Grundlage „weißer Körper“ entstanden. 

Zum Autor: Kornelia Kirchweger war Journalistin bei „Austria Presse Agentur“, Bundespressedienst, „BBC“, „Asahi Shimbun“. Fokus: EU, Asien, USA, Afrika. Seit 2016 beim „Wochenblick“. Rockte die sozialen Medien mit ihrem offenen Brief an Greta Thunberg und machte gegen den UNO-Migrationspakt mobil.

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