Horst D. Deckert

Vermögensanlage nach dem Great Reset: Entweder einsteigen in den Zug nach El Dorado, oder alles verlieren

Der Widerstreit der Weltanschauungen ist in vollem Gange. Konservative stehen gegen Progressive und es geht um die Frage, ob es wert ist, die funktionierenden unter den bisher gelebten Institutionen weiterhin zu erhalten. Erstere sagen ja, während letztere mit Hilfe des Großen Neustarts, wie ihn Klaus Schwab taufte, eine Neue Weltordnung zu errichten gedenken. Ob es einem gefällt oder nicht, dieser Neuzustand der menschlichen Existenz könnte bald schon Realität sein. Daher ist es nicht falsch sich anzuhören, was Investoren wie Ark Invest über die Zukunft der Geldanlage zu sagen haben unter der Annahme, dass die Neue Weltordnung schon steht.

 

Financial Times: Seien Sie bereit für die fünf großen technologischen Durchbrüche, die den Markt über den Haufen werfen werden

 

Die Weltwirtschaft scheint in eine Phase disruptiver Veränderungen eingetreten zu sein, von denen sich einige außergewöhnlich gut und andere verheerend auswirken werden, und die Finanzmärkte auf Jahre hinaus prägen könnten.

Nach Ansicht von Ark wird jedes Unternehmen, das nicht aggressiv in eine oder mehrere der folgenden fünf großen Innovationsplattformen investiert, absehbar vom Markt verschwinden. In Gefahr sind vor allem jene Unternehmen, die ihre Finanzergebnisse an die Anforderungen kurzsichtiger Investoren angepasst haben.

Solche etwa, die für Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen Kredite aufnehmen, um die Bilanz zu hebeln, sind besonders gefährdet, da ihnen die bilanzielle Flexibilität fehlen wird, um als Reaktion auf den technologischen Wandel mit frischem Geld investieren zu können.

Die folgenden fünf und vor inzwischen über 20 Jahren entstandenen Innovationsplattformen werden unserer Meinung nach die Weltwirtschaft verändern: DNA-Sequenzierung, Robotik, Energiespeicherung, künstliche Intelligenz und die Blockchain Technologie. Unter diese subsummiert sind 14 weitere Technologien wie etwa die Gentherapie, 3D-Druck, Cloud Computing, Big Data oder Kryptowährungen.

Das besondere ist, dass sie in allen Wirtschaftssektoren relevant sind, so dass sie für kurzfristige, isolierte und hochspezialisierte Forschungs- und Entwicklungsarbeiten Probleme bringen könnten. Unserer Erfahrung nach sind die meisten Rechercheabteilungen von Banken und Fonds in dier Weise strukturiert. Das schafft Ineffizienzen, die bei der Schaffung der Neuen Weltordnung ausgenutzt werden können.

Unserer Meinung nach werden die Sektoren Energie, Industrie, zyklische Konsumgüter, Kommunikationsdienste, Gesundheitswesen und Finanzdienstleistungen am stärksten vom Wegfall verschiedener Wertschöpfungsstufen betroffen sein.

Autos, Eisenbahnen und Fluggesellschaften beispielsweise werden aller Wahrscheinlichkeit nach durch den vollautonomen Transport ersetzt werden, der aus einer Fusion von Robotik, Energiespeicherung und künstlicher Intelligenz besteht. Zusammengenommen werden diese Kräfte die Kostenstruktur des Transportwesens zum Einsturz bringen und den traditionellen Anbietern den Garaus machen. Auch das traditionelle Gesundheitswesen wird wahrscheinlich verschwinden, sobald die DNA-Sequenzierung der nächsten Generation, künstliche Intelligenz und Gentherapien einen ausreichenden Reifegrad entwickelt haben.

Im Bereich traditioneller Finanzdienstleistungen werden die heute den Markt dominierenden Mittelsmänner dank Anwendungsprogrammierschnittstellen, Sozialer Plattformen und der Blockchain Technologie verdrängt werden, sobald die Verbindung von Industrie- und Konsumentenmäkten abgeschlossen sein wird.

 

Ein explosionsartiges Entwicklungspotenzial

 

Die mit diesem Wandel kommenden Erschütterungen werden viele Prognosen über den Haufen werfen, was insbesondere für die entwickelte Welt gilt, da dort eine auf die alten Strukturen angepasste voll entwickelte Infrastruktur bereitsteht.

Im Großen und Ganzen machen die vom Wegfall der Wertschöpfungsstufen bedrohten Sektoren mehr als die Hälfte des S&P 500 aus. Auch wenn die meisten Innovationsplattformen aktuell nur einen kleinen Anteil haben, so lässt sich davon ausgehen, dass sie dank niedrigerer Kosten und höherer Produktivität auf einen dramatischen Wachstumspfad einschwenken werden.

So prognostizieren wir beispielsweise, dass als Reaktion auf den 28-prozentigen Kostenrückgang bei Lithium-Ionen-Batterien für jede kumulierte Verdopplung der weltweit produzierten Einheiten die Preise weiter fallen werden, was den Absatz von Elektrofahrzeugen ankurbeln wird.

Unseren Schätzungen zufolge werden die Verkäufe von Elektrofahrzeugen in den nächsten fünf Jahren weltweit um das 20-fache steigen, von geschätzten 2 Mio. und etwa 2,5 Prozent des Marktes in diesem Jahr auf 40 Mio. und etwa 45 Prozent im Jahr 2025. Auch wenn man das für ambitioniert hält, so scheint die Richtung klar zu sein. Es ist ein Grund, warum Ark Aktionär bei Tesla ist.

Die schlechte Nachricht ist, dass die teureren benzinbetriebenen Autos, die heute den Markt dominieren, fast die Hälfte ihrer Absatzbasis verlieren werden. Außerdem wird der Automarkt weiter schrumpfen, wenn der Verkehr autonom wird, wovon wir ausgehen, da die Auslastung pro Auto steigt.

 

Scharfe Trennung in Gewinner und Verlierer

 

Allgemeiner ausgedrückt: Wenn unsere Prognosen für die fünf Innovationsplattformen zutreffen, dann wird es zu merklichen wirtschaftlichen Auswirkungen kommen. Sowohl das Wachstum des Warenwerts als auch die Inflation werden wahrscheinlich auf der niedrigen Seite der Erwartungen überraschen, da sich Marktanteile in die schlecht messbare digitale Welt verlagern und die „gute“, weil mit technischem Fortschritt verbundene Deflation zum Tragen kommen wird.

Wir glauben, dass die Gewinner in großem Stil gewinnen werden, die Verlierer jedoch – insbesondere diejenigen, die ihre Bilanzen gehebelt haben, um bestimmte Interessengruppen zu befriedigen – nicht mehr lange existieren werden. Während die risikofreien Zinssätze wahrscheinlich niedrig bleiben werden, könnten sich die Differenzen bei den Fremdkapitalzinsen zwischen verschiedenen Unternehmen dramatisch ausweiten, da disruptive Innovationen – wie wir sie seit dem Aufkommen des Telefons, der Elektrizität und des Automobils in den Goldenen Zwanzigern nicht mehr gesehen haben – immer zu Verwerfungen führen.

Anleger sollten sich also in Acht nehmen. Die Innovation scheint sich in einem so rasanten Tempo zu entwickeln, dass die traditionellen Benchmarks bei den Aktien zunehmend von so genannten Anlagefallen bevölkert werden – Aktien, die aus gutem Grund „billig“ sind. Entscheidend für den Anlageerfolg wird sein, sich auf der richtigen Seite des Wandels zu bewegen.

Quelle Titelbild

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