
Das Vertrauen in Medizin und Impfungen hat seit Corona massiv gelitten. Im Gespräch mit Florian Machl erklärt Prof. Dr. Andreas Sönnichsen, warum viele Menschen skeptisch geworden sind, welche Fehler begangen wurden und weshalb die Zukunft nicht in immer mehr Medikamenten, sondern in Eigenverantwortung und Prävention liegt. Er lädt herzlich zu den kommenden Gesundheitstagen in Vorarlberg ein.
Prof. Sönnichsen betont, dass die mRNA-Technologie keineswegs auf alle Impfstoffe ausgeweitet sei, aber die Entwicklung laufe. Der neu zugelassene RSV-Impfstoff zeige jedoch die gleichen Sicherheitsprobleme wie die Corona-Vakzine. Daher könne er nur davon abraten. Der Vertrauensverlust sei die Folge von Fehlversprechen und mangelnder Evidenz. Evidenzbasierte Medizin bestimmte das gesamte wissenschaftliche Leben des Mediziners, der Vorsitzender des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin war und auch an Fachbüchern zu Richtlinien der EbM mitwirkte.
Er verweist darauf, dass in Österreich Kindern bis zum 15. Lebensjahr rund 70 Impfungen empfohlen werden – eine Zahl, die er als indiskutabel bezeichnet. Auch bei Erwachsenen mit ihren zahlreichen Auffrischungen sieht er ein negatives Nutzen-Schaden-Verhältnis. Impfungen müssten kritisch und individuell geprüft werden.
Eigenverantwortung statt Pillenmedizin
Ein weiteres Problem sei, dass viele Menschen ihre Verantwortung für die Gesundheit beim Arzt abgeben. Dabei seien Prävention, gesunde Ernährung, Bewegung und mentale Stärke entscheidend. Medizin sei zu stark von wirtschaftlichen Interessen geprägt, sowohl bei der Pharmaindustrie als auch bei alternativen Anbietern von Nahrungsergänzungsmitteln.
Statt blind Pillen zu schlucken, müsse die Gesellschaft wieder lernen, auf den eigenen Körper zu hören. Salutogenese – die Frage, was gesund erhält – müsse stärker in den Mittelpunkt rücken. Dazu gehören Eigeninitiative, Umweltfaktoren und psychische Stabilität.
Info: Salutogenese, von Aaron Antonovsky geprägt, ist ein Modell der Gesundheitsförderung, das den Fokus auf die Entstehung und Erhaltung von Gesundheit legt, statt nur auf die Abwesenheit von Krankheit. Es versteht Gesundheit als einen dynamischen Prozess auf einem Kontinuum zwischen Gesundheit und Krankheit und betont die Bedeutung des Kohärenzgefühls (Sense of Coherence) für die Bewältigung von Stressoren. Kernkomponenten des Kohärenzgefühls sind Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit, die Menschen helfen, Herausforderungen im Leben zu bewältigen.
Studien und ihre Grenzen
Die klassische evidenzbasierte Medizin mit randomisierten Studien sei nur ein Teil der Wahrheit. Leitlinien bauten einseitig auf Studien auf, vernachlässigten aber individuelle Unterschiede und das ärztliche Gespräch. Ein beträchtlicher Teil des Heilerfolgs hänge von der Beziehung zwischen Arzt und Patient ab.
Neue Ansätze wie die integrative Einzelfallstudie sollen Faktoren wie Psyche, soziales Umfeld oder Lebensstil einbeziehen. Nur so könne die Komplexität von Gesundheit abgebildet werden. Auch die sogenannte Präzisionsmedizin greife zu kurz, weil sie den Menschen auf genetische Marker reduziere.
Einfluss der Umwelt
Gesundheit hänge eng mit wirtschaftlichen und sozialen Faktoren zusammen. Wer arm sei, habe im Durchschnitt zehn Jahre weniger Lebenserwartung. Wohnsituation, Bildung, Arbeitsumfeld und Ernährung spielten eine entscheidende Rolle. Interessanterweise seien in der Corona-Krise gerade viele Gebildete eher den offiziellen Narrativen gefolgt, während einfache Menschen skeptischer reagierten.
Sönnichsen kündigt an, diese Fragen beim Vorarlberger Gesundheitskongress vom 3. – 5. Oktober 2025 in Schwarzenberg vertieft zu diskutieren. Dort sollen verschiedene Fachrichtungen zusammenkommen, um Alternativen zu einer rein medikalisierten Gesellschaft aufzuzeigen.