Horst D. Deckert

Verzweifelte Linzer Wut-Wirtin: „Ich bin eine politisch Verfolgte“

Von wegen versöhnen und verzeihen: Während anderen Maskenverweigerern die in der Corona-Zeit verhängten Verwaltungsstrafen mittlerweile nach Einsprüchen erlassen wurden, werden sie bei der Linzer „Wut-Wirtin“ Alexandra Pervulesko trotz ihrer Einsprüche nach wie vor beinhart exekutiert.

Sechszehn Tage hat Alexandra bereits im Polizeigewahrsam abgesessen, um eine verhängte 5000 Euro-Strafe zu sühnen. Nun soll die 54jährige Mutter und Wirtin erneut für 18 Tage in den Knast, um weitere sechs alte Strafen von 1700 Euro, die ihr vor wenigen Tagen zugestellt wurden, abzusitzen.

Ich warte schon jeden Tag darauf, dass sie mich holen“, sagt Pervulesko, denn freiwillig begebe ich mich nicht mehr hinter Gitter.“ Sie sei kein Schwerverbrecher, betont sie und alles, was man ihr bisher von Staats wegen angetan habe, sei überschießend und überzogen gewesen.

Ich bin in den 1970er- und in den 1980er-Jahren aufgewachsen“, erzählt sie in ihrer „Hütte am Pleschingersee“, einen kleinen Gastgartenlokal, welches sie nun in Pacht – neben ihrem Bad-Café in der Linzer Innenstadt – betreibt. „Am Tag arbeitete ich hier in der Hütte, nachts im Café“, sagt Alexandra, der ihre Doppelbelastung anzusehen ist. Auch die Kämpfe mit den Behörden zehren schon sehr an ihren Nerven. Dabei möchte sie doch nur noch ein ruhiges Leben als Gastronomin führen.

Das scheint ihr die Obrigkeit allerdings nicht zu gönnen. Immer wieder werde sie von den Behörden mit angeblichen Vergehen konfrontiert, klagt Pervulesko und meint auch den Grund dafür zu kennen. „Die wollen mir meinen Gewerbeschein nehmen. Bei sechs Verfehlungen kann er entzogen werden. Daher versuchen sie unbedingt, mir solche nachzuweisen.“

Warum aber tun die das? „Weil ich während der Corona-Zeit aufbegehrte und sich dadurch auch viele Leute hinter mich scharten. Das ärgerte die Obrigkeit, die sich nun an mir zu rächen versucht.“

Alexandra Pervulesko ist in einer Ära der großen Freiheit aufgewachsen, und sie hätte sich niemals träumen lassen, jemals in ihrem Dasein noch ein diktatorisches Regime zu erleben. „Ich fühle mich heute als eine politisch Verfolgte“, sagt sie und nennt noch einen weiteren Grund zum Beweis für ihre Behauptung: einen Polizei-Überfall in ihrer Wohnung im Februar vorigen Jahres.

Über eine Kamera, die am Linzer Heinrich-Gleissner-Haus so montiert wurde, dass man damit nicht nur die Bad-Gasse und ihr Bad-Cafè im Blick hat, sondern auch Alexandras darüber liegende Wohnung, seien eines Tages Waffen in ihren vier Wänden erspäht worden, hieß es. Das hatte einen schwer bewaffneten Polizeieinsatz der WEGA zufolge. Doch die vermeintlichen Waffen in ihrer Wohnung stellten sich als Playstation-Spielzeug ihres Sohnes heraus.

Auf die Frage, warum sie eigentlich ausspioniert würde, erklärte man der „Wut-Wirtin“, dass dies nicht der Fall sei. Allerdings hätte ein Techniker anlässlich einer Feinjustierung der Kamera diese Waffen in der Wohnung zufällig gesehen und sofort Alarm geschlagen.

Ein normales Leben kann Pervulesko seit der Öffnung ihres Lokals während der Lockdown-Zeiten nicht mehr führen. Doch versucht sie alles, um sich nicht verrückt machen zu lassen und an manchen Tagen staunt Alexandra über sich selbst mit den Worten, die als Titel schon lange ein Buch des Bestsellerautors Johannes Mario Simmel zieren: „Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.“

Zum Autor: Kurt Guggenbichler war Mitbegründer und Chefredakteur des „Wochenblick“. Sein journalistisches Handwerk hat er bei der „Goslarschen Zeitung“ in Norddeutschland erlernt, wo er acht Jahre lang als Redakteur, Reporter und Kolumnist tätig war. Wieder zurück in seiner Heimat, arbeitete Guggenbichler in der Funktion eines Ressortleiters dann 25 Jahre lang für die „Oberösterreichischen Nachrichten“. Zum „Wochenblick“ wechselte er einige Zeit nach seiner Tätigkeit als Chefredakteur der Tageszeitung „Oberösterreichs Neue“ und für AUF1-Info ist Guggenbichler nun als Nachrichten-Redakteur, Kommentator und Reporter im Einsatz.

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