Horst D. Deckert

Vor russischem Großangriff? Droht Szenario aus der Endphase des Dreißigjährigen Krieges? (VIDEOS)

Von unserem Osteuropa-Korrespondenten ELMAR FORSTER

 

Offenbar hat das russische Militär mit den Vorbereitungen für einer größeren Offensive in der Region Luhansk begonnen, indem russische Truppen derzeit Ausrüstung und Kämpfer rekrutieren. Diese Theorie vermittelte jedenfalls das renommierte US-„Institute for the Study of War“ (ISW).

Noch wäre aber nicht klar, ob zum Angriff oder zur Verteidigung. Laut ISW-Mitarbeitern könnte dieser Zusammenstoß aber entscheidend sein.

In der Region Luhansk würden die Russen außerdem ein ansehnliches Arsenal thermobarer Waffen unterhalten und errichten gleichzeitig seit Monaten ein System von Schützengräben und Feldbefestigungen.

USA verlegen Militärfahrzeuge in die Ukraine

Die vermutlich aus den USA stammende Lieferung besteht vor allem aus Logistikfahrzeugen. Ein in Polen aufgenommenes Video dokumentiert einen riesigen Militärzuges mit Ziel in die Ukraine – wie Portfolio berichtet. Darauf sind etwa 60 Militär-SUVs vom Typ Humvee zu sehen, zusammen mit einigen Lastwagen und Generatoren. Letztere sollen wohl die Folgen russischer Angriffe auf die Energieversorgungsinfrastruktur der Ukraine ausgleichen.

🇺🇸🇵🇱A train with American military aid was spotted in the south of Poland.

The train with military equipment and generators was moving towards Ukraine:

▪ about 60 HMMWV units of various modifications;

▪ about 6 units of military tractors;

▪17 generators. pic.twitter.com/gkznF64n2o

— Ukraine-Russia war (@UkraineRussia2) December 28, 2022

Patt-Situation wie im Dreißigjährigen Krieg?

Darauf deutet jedenfalls auch die Schlussfolgerung des ukrainisches Spionagechef, Kyrylo Budanow, hin: Wonach die Kämpfe zum Erliegen kommen könnten. Denn von an würden weder die Ukraine noch Russland nennenswerte militärische Fortschritte mehr erzielen können. (Reuters)

„Die Situation ist gerade ins Stocken geraten … Die Front bewegt sich nicht.“

Doch obwohl sich auch Russland in einer Sackgasse befände, könne es auch die Ukraine „nicht umfassend in alle Richtungen besiegen“, während diese auf Waffen wartet – so Budanov weiter.

Der Spionagechef teilt somit auch die Einschätzung des ISW, wonach die russische Offensive gegen Bachmut wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreicht hätte, weitete die Einschätzung aber auf das ganze Kriegsgeschehen aus.

„Ukrainische Armee ist in großer Gefahr“

Aufhorchen ließ auch US-General McKeffrey: Wonach die ukrainische Armee große Verluste erlitten habe und sich in großer Gefahr, in einer verwundbaren Situation befinde – wie US-General Barry McKeffrey in einem Interview mit MSNBC darlegte.

Denn auch die Verlegung einer Batterie von US-Patriot-Flugabwehrraketensystemen in die Ukraine würde die Situation „am Boden“ aufgrund der überwältigenden russischen Artillerie-Überlegenheit in nicht ändern. McCaffrey schlug deshalb vor: Den US-M1Abrams-Hauptpanzer sowie ATACMS-Boden-Boden-Raketen an die ukrainischen Streitkräfte zu übergeben, um so eventuell das Kräfteverhältnis zu beeinflussen.

US-Stellvertreterkrieg

Bisher jedenfalls lieferten Washington und seine Verbündeten Kampfausrüstung im Wert von Dutzenden Milliarden von Dollar an die Ukraine. Moskau wies wiederholt darauf hing, dass der Westen damit den Konflikt in die Länge zu ziehen versuche. Der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitri Peskow, erinnerte auch daran, dass die Munition, die der Westen in die Ukraine pumpt, den Verhandlungsprozess nicht erleichtern und negative Auswirkungen haben würde.

Durchschaubare Drohgebärden – Vorspiel zu Friedensverhandlungen?

Jedenfalls leugnet der Kreml weiterhin systematisch die staatliche Souveränität der Ukraine und bekräftigt, keine echte Verhandlungs-Absicht zu hegen. So wies Kreml-Sprecher Dmitri Peskow den ukrainischen Vorschlag, im Februar eine Friedensinitiative bei den Vereinten Nationen vorzubereiten, zurück und betonte: Dass es keinen Friedensplan geben könne ohne den Eintritt der Oblaste Saporischschja, Cherson, Donezk und Luhansk in die Russische Föderation.

Womit er aber ein anderes Kreml-Narrativ des Kremls, wonach Russland nämlich zu Gesprächen bereit sei, die Ukraine jedoch nicht, konterkarierte.

ISW  geht deshalb davon aus: Dass Russland die Diskussion über Verhandlungen nur als Informationsoperation nutze, um die Ukraine zu massiven Zugeständnissen zu Russlands Bedingungen zu zwingen. Putin sprach diesbezüglich auch von einer „neuen Realität“ vollendeter Tatsachen: nämlich der russische Annexion von mehr als 100.000 Quadratkilometern ukrainischen Bodens.

Kein russischer Angriff auf NATO

ISW ist aber zuversichtlich, dass Putin derzeit nicht versuchen wird, die NATO als Reaktion auf die Bereitstellung westlicher Militärsysteme anzugreifen. Auch deshalb, weil zu diesem Zeitpunkt das russische Militär einen ernsthaften Konflikt mit der NATO nicht überleben würde. Laut ISW wären also die Risiken einer bewussten russischen Eskalation zu einem größeren Konflikt mit der NATO in absehbarer Zeit daher äußerst gering.

End-Szenario wir am Schluss des Dreißigjährigen Krieges?

Zum Friedensschluss kam es damals aus der resignierenden Einsicht heraus, dass einer der längste und schrecklichste Krieg in der Geschichte der Menschheit mit militärischen Mitteln von keiner der kriegsführenden Parteien letztlich zu gewinnen war…

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