Horst D. Deckert

Vorfahre heutiger Menschenspezies konstruierte schon vor fast 500.000 Jahren mit Holz

Funde am Kalambo River, der eine Grenze zwischen Sambia und Tansania bildet, beweisen, dass bereits Vorfahren unserer Spezies Mensch (Homo sapiens) Holz bearbeiten und für Konstruktionen einsetzen konnten. Spuren von Vormenschen gibt es nicht nur in Afrika, sondern auch in Europa. Die Geschichte von Menschen und Menschenähnlichen, die Werkzeuge nutzen, um Gegenstände zu fertigen, ist Millionen Jahre alt.

Im Jahr 2023 veröffentlichten Forscher im Journal Nature einen Fund, den sie am Kalambo-Fluss gemacht haben. Dort finden sich quer über die Jahrtausende verschiedene Zeugnisse menschlicher und vormenschlicher Kultur. Doch dieser Fund ist besonders, denn er beweist anhand einer durch Werkzeuggebrauch vorbereiteten Konstruktion, bei der zwei Holzstämme miteinander verbunden wurden, dass eine so komplexe Tätigkeit schon vor so langer Zeit möglich war. Der Fund gibt Grund, das Dogma zu hinterfragen, dass die Vorfahren des Menschen grundsätzlich ein nomadisches Leben führten und keine festen Siedlungen anlegten.

Der Kalambo-Fluss liegt südlich des Äquators in der Mitte Afrikas. Vor 500.000 Jahren war der größte Teil Europas von Gletschern bedeckt. Aus dieser Region gibt es viele Fundstücke, die auf außerordentlich frühe Aktivität von intelligenten Hominiden hinweisen.

Diese bislang älteste bekannte Holzkonstruktion der Welt soll vor etwa 476.000 Jahren durch den Gebrauch von Werkzeug entstanden sein.

Die heutige Spezies Mensch soll vor etwa 300.000 Jahren entstanden sein. Diese Schätzung basiert auf Funden in Marokko. Davor und auch gleichzeitig sollen der Neandertaler (400.000 – 40.000 Jahre) und der Homo Erectus existiert haben (1,9 Millionen bis 100.000 Jahre). Der Homo habilis wird auf 2,1 Millionen bis 1,5 Millionen Jahre datiert. Die Hominiden (Menschenartigen) soll es seit etwa 6 Millionen Jahren geben.

Immer wieder wurden Werkzeuge gefunden, die darauf hinweisen, dass auch Vor- und Frühmenschen schon über Intelligenz verfügten. Die ältesten bekannten Steinwerkzeuge wurden in Kenia gefunden, sie sind 3,3 Millionen Jahre alt. Knochenwerkzeuge wurden in Äthiopien nachgewiesen, sie werden auf 2,6 Millionen Jahre geschätzt. Die Nutzung des Feuers ist aus Südafrika und Israel vor 1,8 bis 1,5 Millionen Jahren belegt.

Die bislang ältesten Kunstwerke werden ähnlich wie die oben beschriebene Holzkonstruktion auf etwa 500.000 Jahre datiert – es handelt sich um Gravuren auf Muschelschalen, die in Indonesien entdeckt wurden. Mit diesem Fund wurde die Theorie verworfen, dass symbolisches Denken erst mit dem “Homo sapiens” begann. Im Bereich der Musik sind die bislang ältesten Funde “erst” 60.000 Jahre alt, dabei handelt es sich um eine Flöte aus dem Knochen eines Höhlenbären, die in Slowenien gefunden wurde.

Die ältesten Spuren früher Hominiden in Europa stammen aus Spanien und Georgien und reichen über eine Million Jahre zurück. Homo antecessor, dessen Fossilien in Atapuerca entdeckt wurden, lebte vor etwa 1,2 bis 0,8 Millionen Jahren und wird als möglicher Vorfahre der Neandertaler diskutiert. Er nutzte Schneidwerkzeuge, wie Spuren an Knochen belegen.

Funde aus Barranco León, Spanien, darunter ein Zahn, deuten darauf hin, dass Vormenschen Europa bereits zu dieser Zeit besiedelten. Eine der bedeutendsten Entdeckungen stammt aus Dmanisi in Georgien: Hier wurden 1,8 Millionen Jahre alte Schädel gefunden, die als Homo erectus georgicus klassifiziert werden.

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