Horst D. Deckert

«Wenn ich der Minister wäre, würde ich uns alle zur Hölle schicken»

In Italien wird diskutiert, wie gut das Land auf die Corona-«Pandemie» vorbereitet war. In diesem Zusammenhang ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Bergamo gegen einen ranghohen Funktionär der Weltgesundheitsorganisation WHO, Ranieri Guerra. Er wird der Falschaussage beschuldigt, wie der Spiegel am 13. April 2021 berichtete. Guerra benennt WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus als angeblichen Mitwisser.

Hunderte Hinterbliebene und Angehörige hatten Anzeige wegen vermuteten Versäumnissen und Fehlern in der Pandemiepolitik des Landes erstattet und fordern Aufklärung, so der Spiegel in einem Artikel vom 22. März 2021.

Die Staatsanwaltschaft rückt nun die WHO in ihren Fokus. Es geht dabei um einen Bericht über Erfahrungen bei der Pandemiebekämpfung in Italien. Dieser wurde im Mai 2020 veröffentlicht und verschwand kurz darauf wieder.

Die Autoren des Berichts sind mutmasslich massiv unter Druck gesetzt worden, die veralteten Pandemiepläne zu verschweigen. Dieser sei von Guerra und weiteren WHO-Funktionären noch vor der Publikation ausgeübt worden. Hauptautor Francesco Zambon sei angewiesen worden, die Jahreszahl 2006 zu löschen, sodass die versäumte Aktualisierung der Pandemiepläne nicht erkennbar ist. Guerra war bis 2017 im italienischen Gesundheitsministerium tätig und zuständig für die Überarbeitung von Pandemieplänen.

Die WHO schickte Guerra zu Beginn der Pandemie anfangs 2020 nach Italien, um den Austausch mit den italienischen Gesundheitsbehörden zu koordinieren. Guerra habe einige Mitarbeiter als «Idioten» bezeichnet. An anderer Stelle versetzte er sich in das Amt des Gesundheitsministers: «Wenn ich der Minister wäre, würde ich uns alle zur Hölle schicken.» Weiter brüstete sich Guerra damit, dass er zum WHO-Generaldirektor ging und den Bericht habe zurückziehen lassen. Die WHO hat sich bislang sehr verhalten zu den Vorwürfen geäussert, wie dem Spiegel-Artikel vom 13. April 2021 zu entnehmen ist.

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