Für den Mainstream haben die unhaltbaren WHO-Modellierungen zu angeblich geretteten Menschenleben durch die schädlichen Covid-Impfungen ihren Reiz noch nicht verloren. Eine solche „Untersuchung“ will zuletzt festgestellt haben, dass die Injektionen 25.000 Leben gerettet hätten. Die Berechnungen sind unplausibel bis absurd: Diese Anzahl angeblich geretteter Menschenleben würde nämlich bedeuten, dass SARS-CoV-2 ab Beginn der Impfkampagnen immer tödlicher geworden wäre.
Presseaussendung der GGI-Initiative am 23.01.2024
Fragwürdige WHO-Modellierung: Wissenschaftler widerlegen angebliche Rettung von 25.000 Leben durch Covid-Injektionen in Österreich
Faktencheck
Die Covid-Injektionen hätten laut der jüngsten WHO-Untersuchung in Österreich etwa 25.000 Leben gerettet. Die Austria Presseagentur hat in einer Meldung dieses Ergebnis unkritisch zur Kenntnis genommen. Gesundheitsexperte Martin Sprenger und Zahlenfreak Oliver Lerch haben erste Kritikpunkte formuliert und fehlende Plausibilität ermittelt. Die GGI-Initiative beleuchtet weitere Details der vorliegenden Modellstudie, welche sich als methodisch willkürlich, anfällig für Verzerrungen und vollumfänglich unplausibel erweist. Dass die Wissenschaftsredaktionen der APA sowie der Medien die WHO-Modellierung ungeprüft übernommen haben, verwundert doch sehr.
Hintergrund
Am 13.01.2024 wurde vom WHO European Respiratory Surveillance Network eine Untersuchung in Preprint veröffentlicht, in welcher anhand einer Modellrechnung zwischen März 2020 und März 2023 präsentiert wurde, wie viele Leben die Covid-Injektionen in 54 Ländern der WHO Region Europa angeblich gerettet hätten. [1] Das Ergebnis für Österreich – knapp 25.000 – wurde von der Austria Presseagentur (APA) unkritisch übernommen und verbreitet. [2]
In einem offenen Brief weist der Arzt und Gesundheitsexperte Dr. Martin Sprenger auf die wesentlichen Einschränkungen der Untersuchung hin. Zusätzlich hat Oliver Lerch, eine Prüfung auf Plausibilität durchgeführt. Wenig überraschend ist das Ergebnis, dass die Anzahl angeblich geretteter Leben bedeuten würde, dass der Erreger ab Beginn der Impfkampagnen wesentlich tödlicher geworden wäre. [3]
Die GGI-Initiative bedankt sich bei Martin Sprenger und Oliver Lerch für ihre Beiträge. Auf diesen bauen wir in der Folge auf und betrachten besagte WHO-Untersuchung näher.
Unplausible Tödlichkeit
Wie Lerch ermittelt hat, wären gemäß der WHO-Modellstudie statt den ca. 22.300 tatsächlich registrierten Covid-Todesfällen 47.300 Todesfälle passiert, wenn es die Impfung nicht gegeben hätte (die ja 25.000 Leben gerettet haben soll). Obwohl die Virulenz bzw. Gefährlichkeit eines Erregers für eine Population im Zeitverlauf in aller Regel abnimmt, hätte sich die von Sars-Cov-2 praktisch über Nacht mehr als verdoppelt.
Ein derart unplausibles Ergebnis ist bereits aus der berüchtigten Lancet-Studie von Watson et al. bekannt. Hier führte eine Reihe Annahmen sogar dazu, dass der Erreger innerhalb weniger Wochen ab Beginn der Impfkampagnen etwa 10-mal tödlicher geworden wäre. Wir haben die wesentlichen Schwächen und Trugschlüsse dieser Studie gesammelt und in einer vergangenen Aussendung präsentiert. [4]
Verzerrte Beobachtungsstudien
In seinem ersten Kritikpunkt verweist Sprenger auf ein Handbuch der Cochrane-Organisation zum Kapitel Bias (Verzerrung). Grund ist, dass die WHO-Studie zur Bemessung der mittleren Wirksamkeit der Injektionen ausschließlich auf Beobachtungsstudien zurückgreift. Solche Studien sind für Verzerrungen aller Art besonders anfällig, weswegen für medizinische Interventionen die klinisch-experimentelle Studie zu bevorzugen ist.
Ein solcher Bias ist der sogenannte healthy user bias (HUB). Dieser hat mehrere Ausprägungen. Vornehmlich relevant erscheint uns der allgemeine Gesundheitszustand oder die Zwecklosigkeit der Verabreichung einer Intervention (Impfung). Beides führt zu einer Verwechslung von Ursache und Wirkung. Nicht etwa die Verweigerung einer Intervention führt zu einem unerwünschten Endpunkt (Tod), sondern umgekehrt ein bereits schlechter Gesundheitszustand bzw. Absehbarkeit des Endpunkts führen zur Verweigerung oder Nicht-Gabe der Intervention. Auch diesem Thema haben wir eine detaillierte Aussendung gewidmet. [5]
Wir fordern dazu die Beachtung des folgenden Merksatzes ein: “Beobachtungsstudien bezüglich einer präventiven Intervention ohne plausiblen Falsifizierungsendpunkt tragen zum Erkenntnisgewinn nichts bei.” Bezüglich Tod durch Covid ist “Non-Covid-Tod” oder allenfalls die Gesamtsterblichkeit bzw. all cause mortality (ACM) ein plausibler Falsifizierungsendpunkt.
Definition Todesfall
Weiters vermerkt Sprenger einige Gründe, warum die Erfassung von Covid-Todesfällen weder als einheitlich noch als zuverlässig betrachtet werden kann. In der Tat gibt es Hinweise auf Falschklassifikation.
Auch dem zu erwartenden Ergebnis bezüglich Sterblichkeit haben wir eine Aussendung gewidmet. In dieser betrachten wir die Ergebnisse einer Metastudie der Cochrane-Bibliothek. Wenngleich wir die Interpretation der AutorInnen korrigieren, sprechen die Ergebnisse eine ziemlich eindeutige Sprache. Sogar im besten Fall machen die meisten Produkte bezüglich ACM keinen wünschenswerten Unterschied – besonders die modRNA-basierten Injektionen erhöhen die ACM etwas, wenngleich nicht statistisch signifikant. Gleiches haben die Cochrane-AutorInnen auch für Booster im Vergleich zur Primärserie ermittelt. [6]
Die WHO-Studie will dagegen herausgefunden haben, dass gut die Hälfte der geretteten Leben durch den Booster zustande gekommen sei. Vor dem Hintergrund des Null-Ergebnisses aus klinischen Daten zum Booster spricht dies dafür, dass eben keine Leben gerettet wurden. Auch dieser Widerspruch ist ein deutlicher Hinweis auf die grobe Unzuverlässigkeit solcher mehr oder weniger willkürlichen Modellstudien.
Definition eines geretteten Lebens
Wie für solche Modellstudien üblich liefert auch die vorliegende der WHO keine Beschreibung, was unter einem geretteten Leben zu verstehen ist. Durchaus interessant wäre zumindest eine Erwartungshaltung, auf wie viele gewonnene Lebensjahre sich deren Anzahl erstreckt.
Einzig eine wenig aussagekräftige mathematische Definition wird in Formel 1 angewandt (s. nachfolgende Abbildung).
Formel 1: Anzahl geretteter Leben bezogen auf je eine Woche und Dosis
Der Bruch rechts ist einer vergangenen Publikation derselben WHO-Arbeitsgruppe entnommen. Interessant ist zunächst, dass die Anzahl geretteter Leben einfach die Anzahl erfasster Covid-Todesfälle multipliziert mit diesem Faktor ist. Dass dies willkürlich ist, leuchtet unmittelbar ein. Zudem handelt es sich eigentlich um den Konterfakt, also wie viele Todesfälle nach Vorstellung der AutorInnen passiert wären.
Lässt man sich den Bruch rechts durch den Kopf gehen, erkennt man, dass die zunehmende Iteration (schrittweises Rechenverfahren zur Annäherung an die exakte Lösung) über die 156 Wochen (wobei diese Anzahl – exakt drei Jahre – aus der Studie nicht einmal hervorgeht) inklusive der zusätzlichen, ebenfalls zunehmenden Iteration über alle fünf Dosen im Nenner den Faktor insgesamt erhöht. Die Omikron-Phase nimmt sowohl insgesamt den größten Zeitraum ein als auch fallen die meisten Booster (ab Dosis 3) in diese Phase. Dies erklärt das unplausible Ergebnis, dass zwei Drittel der angeblich geretteten Leben in die Omikron-Phase fallen – einer Variantenfamilie, der allgemein kaum noch nennenswertes Gefahrenpotential zugeschrieben wird. Noch dazu ist während dieser Phase die Verabreichung der Covid-Injektionen weitgehend zum Stillstand gekommen.
Schlussfolgerung
Die GGI-Initiative hat wesentliche Schwachpunkte der WHO-Untersuchung sowie deren gänzlich abwesende Plausibilität aufgezeigt. Dass die Wissenschaftsredaktionen der meisten Medien deren Ergebnisse dennoch kritiklos übernommen haben, mutet insofern abgründig an, als sowohl die epidemiologischen als auch die mathematischen Unzulänglichkeiten der Studie recht einfach zu ermitteln waren – jedenfalls für fachlich geschulte Experten.
Quellenangaben
[1] Anonym. Estimated number of lives directly saved by COVID-19 vaccination programs in the WHO European Region, December 2020 to March 2023. medRxiv, 2024. online: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2024.01.12.24301206v1
[2] red. Corona: Impfung rettete in Österreich bis März 2023 rund 25.000 Leben. Austria Presse Agentur eG, 2024. online: https://science.apa.at/power-search/6519093489958756408
[3] Lerch O. Gastkommentar: Die geretteten Leben. Oliver Lerch, 2024. online: https://www.zahlenfreak.at/gastkommentar-die-geretteten-leben
[4] Anonym. Impfjubel im Faktencheck – Nein, die Impfung hat nicht Millionen Leben gerettet. Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit, 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-51-impfjubel-im-faktencheck-nein-die-impfung-hat-nicht-millionen-leben-gerettet
[5] Anonym. Healthy User Bias – Grundlegende Fehlinterpretation von Impfstudien. Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit, 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-70-healthy-user-bias
[6] Anonym. Klinische Impfstudien – Was sie wirklich aussagen. Grüner Verein für Grundrechte und Informationsfreiheit, 2023. online: https://ggi-initiative.at/wp/pm-76-klinische-impfstudien-was-sie-wirklich-aussagen