Von MEINRAD MÜLLER | Die Wirtschaftswoche titelt am Donnerstag in fetten Lettern „Warum der Blackrock-Chef plötzlich am Ukraine-Verhandlungstisch sitzt“. Am Tisch sitzen normalerweise nur die Beteiligten. War also BlackRock ein Beteiligter am Krieg? Denn wenn selbst ein nüchternes Wirtschaftsblatt so deutlich wird, dann hat sich die Ordnung verschoben, gewaltig.
Larry Fink verwaltet mit BlackRock ein Vermögen von mehr als zehn Billionen Dollar. Das ist Macht. Reine Macht. Geld war immer am längeren Hebel, zu allen Zeiten, in allen Kriegen. Wenn Fink nur eine kleine Schachfigur bewegt, löst das ein Beben aus, mehr als alle Abstimmungen in eines Parlaments.
Ein Pokerspieler mit Assen im Ärmel
Fink sitzt dort wie ein Pokerspieler mit einem Stapel Asse im Ärmel. Er legt seine Trümpfe auf den Tisch, und jeder sieht, was das bedeutet: die höhere Karte sticht. Bereits seit 2022 telefoniert Fink regelmäßig mit Selenskyj. Während an der Front gestorben wurde, liefen im Hintergrund längst Gespräche über den Wiederaufbau.
Am 10. November 2022 unterschrieben die Ukraine und BlackRock eine Absichtserklärung in Washington. BlackRock sollte helfen, einen großen Wiederaufbaufonds zu stricken, mit öffentlichem und privatem Geld, fein sortiert in Anlagepakete.
Fink bekam Insiderwissen aus erster Hand
Das ist es, was ein Fondsmanager braucht. Wie lange der Krieg wohl dauert, welche Infrastruktur zerstört wurde und wohl werden wird. Wo Energie und Rohstoffe liegen. An der Börse gilt der alte Satz, kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen, wenn die Violinen spielen. Genau so verläuft die Sache. Der Rubel rollt im Krieg, und er rollt später im Frieden noch einmal. Blackrock beherrscht beides. Und Rendite verachtet moralisches Gesäusel.
Diese Absichtserklärung war aber der Startschuss für ein Geschäftsmodell, das zweimal verdient. Erst über die Rüstungsindustrie, die Rekordzahlen meldet. Dann über den Wiederaufbau, wenn das zerstörte Land in Investitionspakete sortiert wird. Energie, Straßen, Wasserwerke, Ackerflächen, später vielleicht noch Minen und seltene Erden. Die Schätzungen der Kosten für den Wiederaufbau liegen nach Aussagen der Weltbank bei mindestens 500 Milliarden Dollar. Das ist kein Rot-Kreuz-Hilfsprogramm, das ist ein Jahrhundertmarkt.
Korruption im XXL-Format
So sieht Korruption aus, wenn sie nicht in kleinen Umschlägen steckt, sondern im Billionenformat. Dann nennt man es gute Geschäfte. Die Verträge sind sauber, die Kanzleien verdienen mit, alles ist formal in Ordnung. Doch das Muster bleibt. Fink sah die Ruinen, die Toten, die brennenden Städte. Und weiß, dass er in beiden Phasen kassiert. Erst am Krieg, dann an den Verträgen danach.
Er sitzt am Tisch und rechnet. Wie viele Kraftwerke müssen ersetzt werden. Wie viele Brücken, wie viele Straßen, wie viele Jahre Gebühren und Maut. Die Menschen sehen Trümmer. Fink sieht Cashflows.
PI-NEWS-Autor Meinrad Müller (71), Unternehmer im Ruhestand, kommentiert mit einem zwinkernden Auge Themen der Innen-, Wirtschafts- und Außenpolitik für diverse Blogs in Deutschland. Der gebürtige Bayer greift vor allem Themen auf, die in der Mainstreampresse nicht erwähnt werden. Seine humorvollen und satirischen Taschenbücher sind auf Amazon zu finden. Müllers bisherige Beiträge auf PI-NEWS gibt es hier, seinen privaten Blog finden Sie hier.
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