Vor zwanzig Jahren hätte es eines kühnen Wissenschaftlers bedurft, um gegen den Konsens zu verstoßen und vorherzusagen, dass ein anhaltender Rückgang des arktischen Eises unmittelbar bevorstehe. Noch vor zehn Jahren gab es Vorhersagen über eisfreie Sommer innerhalb eines Jahrzehnts oder so. Und doch ist es passiert. Obwohl sich die Ausdehnung des arktischen Eises seit Beginn der ersten Satellitenaufzeichnungen im Jahr 1979 halbiert hat, hat sich der arktische Meereisverlust in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich verlangsamt, ohne dass die Ausdehnung im September – dem jährlichen Minimum – statistisch signifikant zurückgegangen wäre. Aber manchmal kann man selbst aus solch eindeutigen (wenn auch verrauschten) Daten etwas anderes herauslesen. Insbesondere kann man bestreiten, dass der Eisrückgang signifikant ist, weil er sich fortsetzen könnte – oder auch nicht!
Viele Wissenschaftler umschiffen die Unannehmlichkeiten der jüngsten Pause beim Verlust des arktischen Meereises, indem sie auf einen langfristigen Rückgang verweisen. Aber die Pause ist definitiv real – sie ist über mehrere Beobachtungsdatensätze, Messgrößen und Jahreszeiten hinweg stabil. Sie taucht sogar in Klimamodellen wie CMIP5 und CMIP6 auf. Diese deuten darauf hin, dass solche Perioden, in denen das Meereis bei steigenden Treibhausgas-Emissionen nicht zurückgeht, nicht ungewöhnlich sind.
Einige Modelle deuten darauf hin, dass die derzeitige Pause noch fünf bis zehn Jahre, möglicherweise auch länger, andauern könnte, obwohl diese Schlussfolgerung mit erheblichen Unsicherheiten behaftet ist. Dies wirft die Frage auf, welches Merkmal der arktischen Eisvariabilität das bedeutendere ist: der Rückgang nach 1979 oder der Stillstand der letzten 20 Jahre?
Die Ungewissheit wird von Wissenschaftlern der Universität Exeter und der Columbia University in New York veranschaulicht, die in einem in der Zeitschrift Geophysical Research Letters veröffentlichten Artikel schreiben, dass sie sich nicht einmal sicher sind, welche menschlichen Einflüsse auf den Eisstillstand ausgeübt worden sein könnten.
Wenn überhaupt, dann lehrt uns dies, dass wir bei Vorhersagen von Klimaparametern über mehrere Dekaden zurückhaltend sein sollten. Wenn wir auf die Vorhersagen zur arktischen Meereisausdehnung zurückblicken, stellen wir fest, dass sie – wie viele andere Klimaprognosen auch – übertrieben alarmistisch waren.
David Whitehouse has a Ph.D in Astrophysics, and has carried out research at Jodrell Bank and the Mullard Space Science Laboratory. He is a former BBC Science Correspondent and BBC News Science Editor.
Link: https://www.netzerowatch.com/all-news/how-long-will-the-arctic-ice-pause-last?
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE
Der Beitrag Wie lange wird der Stillstand bzgl. des arktischen Eises noch dauern? erschien zuerst auf EIKE – Europäisches Institut für Klima & Energie.