Horst D. Deckert

«Wort zum Sonntag» oder: Der umwandelbare Mensch

Das Votum von Prof. Harald Walach am vergangenen Mittwoch, 19. Januar, hatte mich beeindruckt. Er brachte es ein bei der Video-Konferenz der Gesellschaft der «Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie, e.V.», MWGFD, als diese ihr Corona-Ausstiegskonzept vorstellte:

«Wir tun das nicht, weil wir etwas davon haben. (…) Jeder von uns hat massive Einschränkungen erlebt durch das, was er tut. Was wir hier machen, geschieht aus Überzeugung und nicht, weil wir irgendwelche Vorteile haben.» Noch prägnanter formuliert: «Wer hat recht? Sind es die, die sich dafür einsetzen, daß etwas bekannt wird, obwohl sie darunter leiden, oder sind es diejenigen, die sich für etwas einsetzen, weil sie etwas davon haben?» (ab 4 h 22 min)

«Was nichts kostet, ist nichts wert», sagt der Volksmund. Wer also einen Preis zahlt, ist glaubwürdiger als der, der an seiner Meinung verdient, und sei es «nur» in Form von Applaus und Anerkennung. Was bringt einen Menschen dazu, eher einen Preis zu akzeptieren als einen Lohn, Nachteile «in Kauf» zu nehmen statt Streicheleinheiten, mit dem Vertrauten zu brechen und dafür das Unbekannte zu wagen?

Nach Eugen Rosenstock-Huessy ist eben dies sogar ein Kennzeichen wahren Menschseins: dass einer «aus dem Gleis geworfen werden kann. Homo convertibilis ist der durch eine Not umwandelbare Mensch.» (Heilkraft und Wahrheit, 1951, Seite 61)

Er fährt fort: «Erfahrung lehrt, dass nur drei Wege uns aus unserer Gewohnheit herausreissen: Liebe, Leiden, Gebet.» Dem Leidenden geschieht es gänzlich unfreiwillig, der Liebende «kann sich selbst über die Liebe vergessen», und der Beter lässt seinen Willen von einem Grösseren führen. Sie alle drei sind die «Träger neuer Frage. Sie können sich widmen.»

Die neue Zeit braucht genau solche Menschen, die einer Not nicht ausweichen, die ihrer Begeisterung Raum geben und die Größeres anerkennen als sie selbst; Menschen, die bekennen: «Ja, ich will mich darauf von nun an ansprechen und stellen lassen.» (Heilkraft und Wahrheit, 1951, Seite 62)

Auf diese Weise wird das Jesuswort in Lukas 9, Vers 24 in der Breite und für eine neue Generation fruchtbar:

«Denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s erhalten.»

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Lothar Mack war als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft auch an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf.

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