Horst D. Deckert

Zehntausende Influenza-Tote in Großbritannien erwartet: Kommt jetzt der Grippe-Lockdown?

In Großbritannien rechnen Wissenschaftler mit dem größten Grippeausbruch seit Jahrzehnten. Grund: Die Anti-Coronamaßnahmen. Lockdowns und Kontaktverbote hätten das Immunsystem der Bürger geschwächt. Im schlimmsten Fall rechnet man mit 60.000 Toten. Folgt im Herbst der Grippe-Lockdown?

Die Immunität gegen Viren sei im allgemeinen geschwächt. Nun drohen im Herbst nicht nur Influenza und Covid, auch andere saisonale Atemwegserkrankungen könnten zum Zuge kommen. Und wieder wird die Überlastung des Gesundheitssystems befürchtet. Normalerweise fallen in Großbritannien 10.000 bis 30.000 Menschen der Grippe zum Opfer, Krankenhäuser sind dementsprechend überlastet. Doch nie hatte das die komplette Schließung der Gesellschaft zur Folge.

Die in diesem Jahr erwartete Verdopplung der Zahlen sei „inakzepabel“, findet nun Englands wissenschaftlicher Chefberater Sir Patrick Vallance und fordert laut MailOnline schon mal die „Gleichstellung“ von Grippe und Corona. Die von ihm beauftragte Akademie der Medizinischen Wissenschaften (AMS) rechnet mit der größten Gesundheitskrise in diesem Winter: Neue Modellierungen würden darauf hindeuten, daß  die Krankenhauseinweisungen und Todesfälle durch Grippe und RSV doppelt so hoch sein könnten wie in einem „normalen“ Jahr und mit einer Zunahme von COVID-19-Infektionen und den damit verbundenen langfristigen Folgen zusammenfallen könnten. Folge: Das britische Gesundheitssystem NHS sei nicht in der Lage, den entstandenen Rückstand von 5,3 Millionen verschobener Behandlungen und Operationen aufzuholen. Die ausgerufene Corona-Pandemie samt der verhängten Gegen-Maßnahmen hat die Situation weiter verschlimmert.

Besonders hart könnte es die Kinder treffen: Der RS-Virus, der Erkrankungen der akute Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege auslöst, bringt jährlich rund 20.000 infizierte Kinder unter 5 Jahren ins Krankenhaus. Auch diese Zahl könnte sich verdoppeln.

Auch in diesem Jahr wird der NHS aufgrund von Infektionsschutzmaßnahmen mit einer reduzierten Bettenzahl operieren und mit einem Mangel an Personal zu kämpfen haben. Schon jetzt fehlen fast 84.000 Mitarbeitern und 2.500 Hausärzten. Ermüdung und Burnout des Pflegepersonals werden ebenfalls eine Herausforderung sein.

Eine schlechtere körperliche und psychische Gesundheit der britischen Bevölkerung – auch aufgrund einer verzögerten Diagnose und Behandlung und anderer Auswirkungen der Pandemie – könnte in diesem Winter zu noch höheren Raten von Erkrankungen wie Asthma, COPD, Herzinfarkt und Schlaganfall führen.

Premier Boris Johnson sitzt in der Falle. Er hatte sich wiederholt verpflichtet hat, der Wissenschaft zu folgen. Nun steht er unter dem Druck, auch bei anderen Viren drakonische Maßnahmen zu verhängen. Die Hoffnung auf ein „Leben mit dem Virus“ könnte sich zerschlagen. (MS)

 

 

 

 

 

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