Betrieb um Betrieb muss schließen: Auch die Gastronomie bleibt nicht verschont. Die Kommentare zur Schließung eines Lokals in Zwickau fallen allerdings wenig mitfühlend aus: Man habe Menschen ausgegrenzt und die Insolvenz daher verdient. Die Betreiber widersprechen, doch das verhallt ungehört.
Mit „ausgleichender Gerechtigkeit“ wurde die bevorstehende Schließung des „Brauhaus Zwickau“ in den sozialen Netzen kommentiert. Grundlage dafür war ein Beitrag in der „Freien Presse“ mit dem durchaus bezeichnenden Titel: „Zwickauer ‚Brauhaus‘ beklagt Umsatzeinbußen durch Höcke“.
Auf den Kanälen des Brauhauses liest man nun hämische Kommentare: Wer ausgrenze, dürfe sich nicht wundern. Der fragliche Artikel kann durchaus kritisch betrachtet werden, erweckt der Titel doch den Eindruck, dass man am liebsten ein Auftrittsverbot des vom Establishment verhassten AfD-Politikers gehabt hätte. Dass die „Freie Presse“ ihn hinter der Bezahlschranke publizierte, hilft auch nicht.
Bei der Lektüre des Artikels muss man allerdings feststellen, dass die Betreiberin nicht etwa Höcke attackierte, sondern die Stadt: Sie hätte sich einen anderen Veranstaltungsort für die Kundgebung von Björn Höcke am 2. Dezember 2022 gewünscht, weil das Lokal durch die Veranstaltung auf dem Platz, an dem es liegt, Umsatzeinbußen verzeichnete. Das sei vor allem daher problematisch, da schon die Montagsdemonstranten durch den Weihnachtsmarkt auf diesen Platz ausweichen mussten und auch diese wöchentlichen Veranstaltungen zu finanziellen Verlusten führen würden. Diese Wortmeldung kann man natürlich ablehnen, immerhin sind solche Kundgebungen in einer Demokratie wichtig, aber dass Kunden nicht gemütlich essen gehen können, wenn vor dem Lokal naturgemäß lautstark demonstriert wird, ist durchaus naheliegend. Dass die Betreiber keine AfDler in ihrem Lokal wollten, ist dem Artikel, der online als einzige Quelle für die vermutete Diskriminierung herhält, jedenfalls an keiner Stelle zu entnehmen.
Auf Instagram kommentierten die Betreiber: „Wir haben nie irgendwelche Einteilungen in Gruppen vorgenommen. Schon gar nicht haben wir wegen politischer Einstellungen Gäste aus unserem Hause verwiesen oder nicht willkommen geheissen, wie es momentan hier überall erzählt wird!“
Kritik übers Ziel hinaus
Bedenklich ist, dass in manchen Kommentaren sogar der Vorwurf laut wird, das Lokal habe das Corona-Regime unterstützt. Wer das Facebook-Profil der Betreiberin überfliegt, stößt dabei unter anderem auf geteilte Beiträge der nunmehrigen BSW-Politikerin Sahra Wagenknecht, wo die Mär der „Pandemie der Ungeimpften“ demontiert wurde, und einen geteilten Aufruf zum respekt- und liebevollen Miteinander unabhängig vom Impfstatus („Einfach Freunde bleiben, egal welchen Status man hat! Das ist das Wichtigste!“). Im November 2021 freute man sich auch auf dem Kanal des Brauhauses noch darüber, bei einem Event alle Gäste, „ob geimpft, genesen oder nichts von beiden“, bedienen zu dürfen. Ebenfalls im November stellte das Brauhaus mit anderen Gastronomen Forderungen an die Politik – die „Freie Presse“ titelte mit „Lieber Lockdown als 2G„. Es zeigt sich: Einen Wassernapf für Ungeimpfte stellte man hier sicher nicht vor die Tür.
Fälle wie dieser stehen sinnbildlich dafür, wie erfolgreich die politisch forcierte Spaltung der Gesellschaft bereits war: Einzelne „Trigger“ reichen aus, um bestimmte Assoziationen zu wecken und eine Dynamik zu entfachen, die am Ende niemandem nützt (außer den Spaltern). Dass in sehr vielen Menschen eine große Wut (gepaart mit massivem Misstrauen gegenüber seinen Mitbürgern) schwelt, ist nach den letzten Jahren mehr als verständlich. Unternehmer müssen sich vor diesem Hintergrund wohl gut überlegen, ob und wie sie sich gegenüber der Systempresse äußern, denn diese neigt dazu, Wortmeldungen im für die herrschende Politik gefälligen Kontext zu präsentieren – die Wahrheit versteckt man sowieso hinter Paywalls.
Gleichzeitig kann eine Gesellschaft nicht zusammenwachsen, wenn alle wild mit dem Finger aufeinander zeigen und den eigenen Mitmenschen Dinge vorwerfen, die sie nicht getan haben – um ihnen dann noch Schlechtes zu wünschen. Es waren die Widerständigen, die in den Corona-Jahren nach den Fakten abseits des vorgeschriebenen Narrativs suchten und die sich für Menschlichkeit statt Viruswahn entschieden haben. Das sollten wir uns bewahren. Kritik ist wichtig, aber sie muss begründet sein.