Horst D. Deckert

Afrika soll mRNA-Impfstoffe herstellen Mit 40 Millionen von Gates

Pharmakonzerne – ganz vorne mit dabei Bill Gates – geben sich jetzt in Afrika die Klinke in die Hand. Dort sollen künftig in großem Stil mRNA-Impfstoffe produziert werden. Anfang der Woche kündigte Bill Gates an, die Produktion von mRNA-Material mit 40 Millionen US-Dollar aus seiner Stiftung finanzieren zu wollen. 

Das deutsche Pharmaunternehmen BioNTech hat große Pläne in Ruanda. In mobilen Produktionsstätten sollen dort jährlich bis zu 1 Million Impfdosen erzeugt werden, die für die Afrikanische Union bestimmt sind. 

Impfstoffgerechtigkeit

Sein Projekt kündigte Gates anlässlich der Eröffnung der jährlichen dreitägigen „Grand Challenges“-Veranstaltung seiner Stiftung an. Dabei kommen Wissenschaftler und Forscher des öffentlichen Gesundheitswesens aus der ganzen Welt zusammen. Bill Gates will nur das Beste für die Afrikaner. Sein Investment begründet er mit „Impfstoffgerechtigkeit“. Denn die Menschen in Afrika mussten in der Pandemie „Schlange stehen“, um die Genspritze zu bekommen. Doch nicht jeder Afrikaner wollte oder will eine Impfung. In der Pandemie wurde sie in einigen Ländern den Leuten mit Zwang und Repression aufgezwungen. Die mRNA-Impfstofftechnologie rückte mit der Produktion der COVID-19-Impfstoffe von Pfizer und Moderna in den Vordergrund. 

Pandemie-Feldversuch

Bei der Messenger-RNA-Technologie wird die menschliche Zelle zur Produktionsstäte von bestimmten Virusproteinen, die dann eine Immunreaktion gegen ein bestimmtes Virus auslösen sollen. Der Bauplan dafür – eine Art Software – wird mit der Spritze in den Körper geschleust. Die Pandemie diente als globaler Feldversuch für die noch wenig erprobte Spritzen-Technologie. Heute weiß man, dass die Covid-19-mRNA-Impfstoffe bei vielen Menschen schwere bis tödliche Nebenwirkungen verursachen können. Das Impfmaterial wurde im Eilverfahren entwickelt und per Notfallzulassung den Menschen aufgedrängt. 

Nur mehr mRNA-Spritzen

Die neuen Impfstoffe, die in Afrika entwickelt werden, haben eine weitaus längere Entwicklungszeit vor sich – zwischen drei und sieben Jahren. Das mRNA-Material soll künftig für alle möglichen Krankheiten eingesetzt werden. Für lokale Krankheiten, wie das Rift Valley (Fieber), das Lassa-Fieber und hämorrhagisches Krim-Kongo-Fieber. Ebenso für globale Krankheiten wie Tuberkulose. Bill Gates treibt das intensiv voran. Partner seines Afrika-Spritzen-Projektes ist das Louis-Pasteur-Institut. Es wird zusammen mit dem in Südafrika ansässigen Unternehmen Biovac eine mRNA-Forschungs- und Herstellungsplattform nutzen, die von Quantoom Biosciences in Belgien entwickelt wurde. Das Pasteur-Institut stellt bereits seit den 1930er Jahren Gelbfieberimpfungen her.

Unter Gates-Kontrolle

Mit 8,3 Milliarden US-Dollar, die in Summe in diesem Jahr gespendet werden, ist die Gates-Stiftung der größte private „philanthropische“ Spender. Die beiden in Afrika ansässigen Impfstoffhersteller erhalten von der Gates-Stiftung jeweils 5 Millionen US-Dollar Fördermittel. Weitere 10 Millionen US-Dollar sind für weitere, noch nicht namentlich genannte Unternehmen vorgesehen. Die restlichen 20 Millionen US-Dollar gehen an Quantoom, „um die Technologie weiter voranzutreiben und die Kosten zu senken“. Jose Castillo, CEO von Quantoom Biosciences, sagte, die mRNA-Technologien ermöglichen es Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, „in Bezug auf Forschung und Entwicklung autonom zu werden“. Die Plattform benötigt nur 350 Quadratmeter Fläche, um über eine Produktionsanlage zu verfügen, die zig-Millionen Dosen herstellen kann.

BioNTech in Ruanda

Doch auch der deutsche Pharmakonzern BioNTech ist in Afrika aktiv. In Ruanda entstehen gerade sechs mobile mRNA-Impfstoffproduktions-Einheiten – sogenannte „BioNTainers“. Die Einheiten aus recycelten Schiffs-Containern sind bereits in der Hauptstadt Kigali. Das mRNA-Material kann in den mobilen Produktionsstätten flexibel in großem Stil hergestellt werden. Sie haben eine Kapazität von bis zu 100 Millionen mRNA-Impfeinheiten pro Jahr. In einem Jahr sollen die ersten Dosen produziert werden. Das Impfmaterial soll auch Malaria, Tuberkulose und HIV abdecken. Auch Krebstherapien werden ins Auge gefasst. BioNTech hat für sein Projekt neun lokale Wissenschaftler beschäftigt. Das Team soll bis zum kommenden Jahr auf 100 Personen anwachsen. Ruanda wird das Impfmaterial an die Afrikanische Union liefern, die aus 55 Mitgliedern besteht. Die „BioNTainers“ soll es künftig auch in Südafrika und in Senegal geben. 

Zum Autor: Kornelia Kirchweger war Journalistin bei „Austria Presse Agentur“, Bundespressedienst, „BBC“, „Asahi Shimbun“. Fokus: EU, Asien, USA, Afrika. Seit 2016 beim „Wochenblick“. Rockte die sozialen Medien mit ihrem offenen Brief an Greta Thunberg und machte gegen den UNO-Migrationspakt mobil.

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