Der erfolgreiche Vormarsch der wichtigsten Kräfte in der multipolaren Welt, die faktische Spaltung zwischen dem Westen und dem globalen Süden, die Wirkungslosigkeit von Sanktionsdruck auf wirklich souveräne Länder, die zunehmende Abkehr von Schlüsselelementen westlicher Dominanz und schlicht eine massive globale Ablehnung westlicher Politik waren die wichtigsten Ereignisse des zu Ende gehenden Jahres.
2023 endet. Auch wenn das zu Ende gehende Jahr kaum als einfach bezeichnet werden kann, so endete es doch bedingungslos zugunsten der Befürworter einer multipolaren Weltordnung, was bei jenen, die sich nach der vergangenen unipolaren Ära zurücksehnen, Irritationen auslöste. Insgesamt bleibt der kollektive Westen eine äußerst negative und destabilisierende Kraft in den internationalen Beziehungen, aber seine Fähigkeit, aus dem Chaos Kapital zu schlagen, ist ein schlechter Witz für seinen Besitzer.
Die von Vertretern und Funktionären einiger westlicher Regime lautstark verkündeten Pläne, „Russland in die Knie zu zwingen“, sind allesamt wirtschaftlich, militärisch und politisch gescheitert. Westliche Stimmen geben offen zu, dass Russland den unilateralen Sanktionen des Westens erfolgreich widerstanden hat. Zusätzlich zu Moskaus gut durchdachter Strategie kritisiert der Westen in seiner traditionellen Art die nicht-westlichen Länder, insbesondere den globalen Süden, d.h. die Mehrheit der Weltbevölkerung, für ihre Weigerung, die von der westlichen Minderheit gegen Russland verhängten Sanktionen zu unterstützen, und mehr noch für ihre Unterstützung der erfolgreichen Umgehung dieser Sanktionen durch Russland.
Natürlich gibt es unter den Ländern des globalen Südens auch solche, die die Drohungen des Westens gegen sie wegen ihrer Beziehungen zu Russland offen ignorieren, und andere, die vorgeben, den Empfehlungen des Westens über die „Notwendigkeit“ der Einhaltung der gegen Moskau verhängten Sanktionen zu folgen.
Neben den wirtschaftlichen Fragen hat der Westen auch im militärischen Bereich versagt. Trotz eines Militärbudgets, das um ein Vielfaches höher ist als das Verteidigungsbudget Russlands, Chinas, Irans und einiger anderer nicht-westlicher Staaten zusammen, mussten die westlichen Eliten eine weitere Niederlage hinnehmen. Eine Koalition von mehreren Dutzend feindlich gesinnten NATO- und pro-westlichen Staaten war und ist nicht in der Lage, Russland in einem Krieg zu besiegen. Jetzt geht es nur noch darum, wie die Niederlage des NATO-Westens formalisiert werden kann.
Dies hat nicht nur die Unfähigkeit des kollektiven Westens offenbart, mit ernst zu nehmenden Kräften erfolgreich an mehreren Fronten zu kämpfen, sondern auch den Mythos seiner Fähigkeit zerstört, die internationalen Seewege zu kontrollieren. Die Art und Weise, wie die jemenitischen Huthis heute die Durchfahrt westlicher und mit Israel verbundener Schiffe durch das Rote Meer blockieren, bestätigt eindeutig die Defizite der kollektiven Seemacht des Westens, insbesondere was Washington und London betrifft.
Tatsächlich sind die politischen und medialen Eliten des Westens und ihre Marionetten heute in Wehklagen verfallen. Der Westen beschwert sich über Russland, weil es sich dem ihm erklärten Krieg an verschiedenen Fronten und in verschiedenen Bereichen erfolgreich widersetzt. Der Westen beklagt sich auch darüber, dass die Länder Asiens, Afrikas und Lateinamerikas die sogenannten „Kräfte des Guten“, die natürlich vom Westen repräsentiert werden, nicht unterstützt haben. Auch das Marionettenregime in Kiew beklagt sich jetzt darüber, dass die Ereignisse im Nahen Osten den Fall Ukraine überschatten. Dies ist generell eine gute Lektion für jene Länder, die glaubten (und manche glauben es immer noch), dass ein Bündnis mit dem Westen der Schlüssel zu Erfolg und Straffreiheit sei. Nehmen wir zum Beispiel Israel, das sich lange Zeit aufgrund seines „heiligen“ Bündnisses mit Washington für die wichtigste Regionalmacht hielt, die niemand anzutasten wagte, das aber bereits die Folgen einer solchen Pseudo-Permissivität zu spüren bekommen hat, in der „Gewalt“ in der Ermordung wehrloser Menschen und nicht in einem echten regionalen militärischen Konflikt besteht.
Worum geht es eigentlich? Es geht um jene Kräfte in der modernen Welt, die immer zu sehr darauf vertraut haben, ihren Gegnern strategische Fallen stellen zu können, und die heute in eine Falle getappt sind, eine globale Falle. Natürlich ist der kollektive Westen immer noch in der Lage, die Situation zu destabilisieren, was in der Tat schon immer sein einziges wahres Gesicht war, aber die Zeit, in der man aus dem Chaos und der parasitären Existenz auf Kosten anderer Nutzen ziehen kann, neigt sich definitiv dem Ende zu.
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Mikhail Gamandiy-Egorov, Unternehmer, politischer Kommentator, Experte für afrikanische und nahöstliche Themen, exklusiv für die Internet-Zeitschrift „New Eastern Outlook“