Horst D. Deckert

Absurde Darbietung bei “Schlagabtausch”: ZDF gibt zu, dass ein linkes Publikum eingeladen wurde

Meinungsvielfalt, Pluralität und Ausgewogenheit: Für all das sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk stehen, er tut es aber nicht. Ein besonders irres Negativbeispiel lieferte die gestrige Sendung “Schlagabtausch” im ZDF, in der die Spitzenpolitiker von AfD, FDP, CSU, BSW, Grünen und Linken debattierten. Absurdes Schauspiel: Das auffallend junge Publikum klatschte frenetisch für den Grünen und Linken und quittierte Ansagen anderer Politiker mit Buhrufen, Grimassen und Kopfschütteln. Schließlich gab das ZDF selbst zu: Man lud Studenten linker Unis fürs Publikum ein.

Neben AfD-Co-Chef Tino Chrupalla waren beim “Schlagabtausch” Alexander Dobrindt (CSU), Christian Lindner (FDP), Jan van Aken (Linke), Sahra Wagenknecht (BSW) und Felix Banaszak (Grüne) zu Gast.

AfD-Politiker müssen bei diesen Shows gute Nerven beweisen – dass er die hat, bewies Chrupalla gerade erst bei Lanz, wo drei weitere Gäste und Moderator Lanz selbst auf ihn einredeten. Der AfD-Co-Chef konterte abstruse Distanzierungsforderungen, indem er feststellte, dass Markus Lanz sich ja auch nicht von Sagern von Kollegen Böhmermann distanziere – ebenso wenig hatte der ebenfalls anwesende Nikolaus Blome sich je von seiner Skandalaussage distanziert, die gesamte Republik möge mit dem Finger auf Ungeimpfte zeigen.

Beim gestrigen “Schlagabtausch” rückte die Debatte der anwesenden Politiker allerdings rasch in den Hintergrund, denn gleich zu Beginn wurde deutlich, dass man ein Publikum ins Studio geholt hatte, dass keineswegs die deutsche Bevölkerung repräsentiert: Applaus gab’s konsequent nur für den Grünen Banaszak und den Linken van Aken. Bei Chrupalla, Lindner, Dobrindt und Wagenknecht herrschte schon bei der Vorstellung Stille.

Das fiel den anwesenden Politikern natürlich selbst auf. Jede noch so stumpfe Wortmeldung von Linksgrün erntete im Verlauf tosenden Beifall – unliebsame Feststellungen der anderen Politiker quittierte man dagegen mit Grimassen, Kopfschütteln oder Buhrufen. Christian Lindner kommentierte das zwischenzeitlich passend mit den Worten “Grüne Jugend”. Chrupalla legte kurz darauf nach: “Berliner Jugend”.

In den sozialen Netzen zeigten sich Nutzer von diesem Schauspiel mehr als genervt. “Wen will man hier bitte verarschen? Das ist echt bodenlos”, kommentierte einer. “Unerträglich” und “erbärmlich” waren andere Adjektive, mit denen diese Darbietung beschrieben wurde. Andere posteten Aufnahmen aus Nordkorea, wo der Diktator artig beklatscht wird. Verständnis für an passender Stelle kopfschüttelnde und klatschende Wackeldackel und Klatscheäffchen hatte hier offensichtlich niemand.

Im anschließenden “Heute Journal Update” kam dann das faktische Eingeständnis: ZDF-Korrespondent Dominik Rzepka legte offen, man habe da hauptsächlich Studenten der Humboldt- und der Freien Universtät Berlin im Publikum – “zwei eher linke Universitäten”, wie er selbst zugab, die man extra angeschrieben habe, um Zuschauer zu sammeln. Dass das nicht repräsentativ war, räumte er selbst ein – dass das in einer Politsendung, die potenziell Einfluss auf die anstehenden Wahlen nimmt, inakzeptabel ist, ließ er leider weg.

Der Aufschrei war laut genug, dass auch der Mainstream über das parteiische Publikum berichtet. Doch damit nicht genug: Beim Livechat auf YouTube während der ZDF-Sendung verschwanden plötzlich reihenweise die Kommentare mit blauen und schwarzen Herzen, die Zustimmung zu AfD und CSU signalisierten. Das zeigen Videoaufnahmen:

“Kann man noch dreister manipulieren?” Das fragen sich online etliche Nutzer. Dass dieses Vorgehen durch Zwangsgebühren finanziert wird, ist – jedes Mal aufs Neue – ein Skandal.

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