Horst D. Deckert

AKW Saporischschja: Planten die Ukrainer einen Anschlag auf die Atominspekteure?

Moskau beschuldigt Kiew, zwei Sabotagetrupps zum Atomkraftwerk Saporischschja geschickt zu haben, während die internationalen Atominspekteure dort ankamen. Zudem habe es ukrainischen Beschuss am Tagungsort der IAEA-Mission gegeben.

In den vergangenen Wochen behauptete die Führung in Kiew immer wieder, dass die russischen Truppen das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja beschießen würden – und das, obwohl dieses unter russischer Kontrolle steht. Zwar entbehrt dies jeglicher Logik, zumal dies ja bedeuten würde, dass das russische Militär die eigenen Truppen beschießt. Doch in Kriegszeiten zählt die Propaganda (natürlich auf allen Seiten) oftmals mehr als die Wahrheit. Dies ist auch mit ein Grund dafür, weshalb die unvoreingenommene Übernahme ungeprüfter Behauptungen einer Kriegspartei, wie es in den westlichen Medien in Bezug auf die Anschuldigungen Kiews gegenüber Russland geschieht, nicht positiv zu bewerten ist, da sie sich lediglich als Propagandisten betätigen und nicht als Nachrichtenmedien.

I am finishing my first visit to #Ukraine’s #Zaporizhzhya Nuclear Power Plant.@IAEAorg is here to stay and will maintain a continued presence at #ZNPP. pic.twitter.com/k4zO3IMe2I

— Rafael MarianoGrossi (@rafaelmgrossi) September 1, 2022

Dasselbe gilt jedoch auch in Bezug auf die Meldungen aus Moskau bezüglich der Vorgänge in der Ukraine. Insofern gilt es, die nachfolgende Meldung des russischen Verteidigungsministeriums mit entsprechender Vorsicht zu genießen, zumal es bislang noch keine unabhängigen Bestätigungen dazu gibt. Es zeigte sich allerdings bereits mehrfach (siehe etwa unsere Berichte hier und hier), dass Darstellungen Moskaus eher der Realität entsprachen als jene von Kiew.

Russia’s Izvestia media outet shows video of IAEA inspectors at Zaporizhzhya nuclear power plant. Video appears to show turbine hall with Russian military trucks, complete with fascist Russia Zvastikas, that were videoed earlier. pic.twitter.com/YgQtK6wPyU

— Euan MacDonald (@Euan_MacDonald) September 1, 2022

So berichtet “Sputniknews” (in der EU leider unter Zensur, deshalb kein Link) unter Berufung auf das russische Verteidigungsministerium, dass Kiew einen Sabotagetrupp in Richtung Atomkraftwerk Saporischschja gesendet hat. Und das, als Atominspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) dorthin unterwegs waren. “Heute, gegen 06:00 Uhr Moskauer Zeit [03:00 GMT], landeten ukrainische Truppen in zwei Sabotagegruppen mit bis zu 60 Personen in sieben Booten an der Küste des Kachowka-Stausees, drei Kilometer nordöstlich des Kernkraftwerks Saporischschja, und versuchten, das Kraftwerk in ihre Gewalt zu bringen”, so das Ministerium. Man habe die Angreifer aus der Luft außer Gefecht gesetzt.

🇺🇳🇷🇺🇺🇦☢⚛Russia did what it needed to do to protect International Atomic Energy Agency (IAEA) inspectors visiting the Zaporizhzhia nuclear power plant when it foiled an attempt by Ukrainian troops to seize the plant, UN spokesman Stephane Dujarric pic.twitter.com/vAFf5Je3nY

— AZ 🛰🌏🌍🌎 (@AZmilitary1) September 1, 2022

Wie das russische Verteidigungsministerium weiter mitteilte, sollen ukrainische Truppen seit Donnerstagmorgen den Tagungsort der Mission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in der Nähe des Kernkraftwerks Saporischschja beschießen. “Seit 8.00 Uhr Moskauer Zeit [05.00 Uhr GMT] beschießen die ukrainischen Streitkräfte den Tagungsort der IAEA-Mission im Gebiet der Stadt Wassiliwka und des Kernkraftwerks Saporoschschja. Vier Granaten explodierten in einer Entfernung von 400 Metern vom ersten Kraftwerksblock”, so das Ministerium in einer Erklärung weiter.

In den deutschen Mainstreammedien hingegen versucht man, den “Schwarzen Peter” möglichst nicht den Ukrainern zuzuschieben, sondern relativiert auf breiter Linie. Beide Seiten würden sich gegenseitig beschuldigen, das AKW zu beschießen – doch dass die russische Seite gar keinen Grund dafür hat, das Atomkraftwerk zu beschießen, da es dieses ja bereits seit Monaten besetzt hat, wird nicht aufgezeigt. Aber auch dort berichtet man von weiterem Beschuss in der Gegend um das Atomkraftwerk.

Interesting development: The nuclear inspectors trying to get to the plant have been held up by Ukraine’s military for “three hours,” says IAEA spokesman. “Grossi has personally negotiated with Ukrainian military authorities to be able to proceed.” pic.twitter.com/NRAGjjf2Ob

— John Hudson (@John_Hudson) September 1, 2022

Nun stellt sich allerdings nur noch die Frage, warum die Ukrainer mit einem Beschuss der Region um das AKW und mit dem Einsatz von Sabotageteams während des Aufenthalts des IAEA-Teams es riskieren sollen, dass diese verletzt oder getötet werden. Will man dies den Russen in die Schuhe schieben und so eine weitere Verschärfung von Sanktionen und Strafmaßnahmen erwirken? Immerhin weiß man in Kiew auch, dass man die westliche Mainstreampresse weithin in der Tasche hat und diese jede auch noch so absurde Behauptung nachplappert und den Medienkonsumenten in Europa und Nordamerika ungeprüft und völlig unkritisch serviert.

New on MoA:
Ukraine Tries To Prevent IAEA Inspection Of The Zaporizhzhia Nuclear Power Planthttps://t.co/2eA8pA4UPQ pic.twitter.com/IZ4VEytw9p

— Moon of Alabama (@MoonofA) September 1, 2022

Worauf sollte man sich gefasst machen?

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