Horst D. Deckert

“Anbiederung ans System”: Pöttler wirft hin – MFG droht Zerriss

Man möchte aktuell nicht in der Haut der MFG-Verantwortlichen stecken. Der Hofburg-Wahlkampf für Parteichef Dr. Michael Brunner nimmt kaum an Fahrt auf, am Sonntag verfehlte man in Tirol deutlich den Einzug in den Landtag. Nun verabschiedet sich Bundesgeschäftsführer Gerhard Pöttler. Im Abgang unterstellt er seiner nunmehrigen Ex-Partei auch noch, sich mit dem System zu arrangieren. Zeigen sich erste Auflösungerscheinungen bei der jungen Partei, in die viele Österreicher die womöglich naive Hoffnung steckten, eine Alternative zum System darzustellen?

Spesen: Ist MFG eine Systempartei?

Erst im August erklärte er in einem AUF1-Interview: “Die MFG ist ganz bewusst keine Systempartei”. Nun verlässt er sie – und wirft der Partei vor, genau das zu sein: “Ein Anbiedern an das bestehende System, wie es bei anderen Parteien Usus ist und aus meiner Sicht in der MFG zum Teil auch schon erfolgt, ist für mich nicht schlüssig […] Da kann und da will ich nicht mehr mitmachen.”

Im Detail richtet er sich damit an Abrechnungen in Höhe von €28.800 für Coaching-Ausbildungen der drei Landtagsabgeordneten in Oberösterreich: “Moralisch ist es für mich in einer MFG, die “anders” sein will, nicht vertretbar, für eine Einheit von 45 oder 50 Minuten brutto pro Person fast 1.000 Euro an Steuergeld zu zahlen und das zu einer Zeit, wo sich viele Menschen ihre Grundbedürfnisse des täglichen Lebens nicht mehr leisten können.

Aufregung über Pro-Migration-Aussagen

Aber auch Pöttler selbst war bereits seit Wochen angezählt: War es doch seine Aussage im selben AUF1-Interview, die ihm breite Kritik alternativer Medien einbrachte. Er sprach sich dabei dafür aus, dass man in Österreich sehr wohl Armuts- und Wirtschaftsflüchtlinge aufnehmen sollte. Angesichts der aktuellen Asyl-Rekordzahlen und der klaren Verankerung der Massenmigration als globalistisches “Agenda 2030”-Ziel brandete eine Welle der Empörung unter Systemkritikern auf.

Doch Pöttler ruderte trotz der Kritik nicht zurück und positionierte die Partei als politische Kraft, die für “bedarfsorientierte Zuwanderung” sei. Diese begründete er mit dem Geburtenrückgang der Österreicher infolge der Impfkampagne und offene Stellen in Mangelberufen, die Österreicher angeblich nicht machen wollten. Alternativen Medien unterstellte er beleidigt “billigen Populismus” und vermeintliche Spaltungsversuche. Wenige Wochen später sucht er das Weite und lässt seine Partei in dieser inhaltlichen Sackgasse allein.

Querelen in mehreren Bundesländern

Für die Zukunft der Partei hat Pöttler die Hoffnung nicht aufgegeben: “Vielleicht ist mein Ausscheiden und mein Ausstieg der Startschuss für die MFG, einen Nachdenkprozess zu beginnen, um festzustellen, dass die MFG ‘anders’ bleiben muss, denn sonst wird sie zu einem ‘One Hit Wonder’.” Allerdings zweifelt er offenbar, dass das mit dem momentanen Personal möglich sei: “Dazu braucht es aus meiner Sicht andere Denkmuster und Menschen, die mit Herz, Selle, Verstand, aber vor allem Authentizität und Begeisterungsfähigkeit ohne Schauspielen und Show andere Menschen gewinnen und die Zukunft mitgestalten können.” Mit den aktuell gelebten Werten hingegen könne er sich nicht mehr identifizieren, so Pöttler.

Damit lässt er durchklingen, dass er einen eklatanten Schiefstand in der Partei sieht. Tatsächlich kämpft die MFG auch in mehreren Bundesländern mit Auflösungserscheinungen. In Kärnten kam es zur Parteispaltung. In Tirol wurden zwei Vorstandsmitglieder herausgeworfen, umgekehrt gab es heftige Kritik am Landesobmann. Auch Salzburg wird sich nach Pöttlers Abgang einen neuen Landeschef suchen müssen. Ob die Querelen bis zur Landtagswahl in Niederösterreich – dort schaffte man bei Gemeinderatswahlen Achtungserfolge – beigelegt sind, wird sich weisen. Für die Aussichten von MFG-Chef Brunner bei der Hofburg-Wahl in neun Tagen kommt der Pöttler-Rückzug jedenfalls zur Unzeit.

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