Horst D. Deckert

Antisemitismus im „Tagesspiegel“: Die knallrote Thüringen-Gang gegen Hans-Georg Maaßen

Hans-Georg-Maa%C3%9Fen-640x459.jpg

Im „Tagesspiegel“ werden der Chef des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan J. Kramer, und der Gründungsdirektor des „Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft“ in Jena, Dr. Matthias Quent, zu Kronzeugen der Behauptung, beim ehemaligen Chef des Bundesamtes für den Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, handle es sich um einen verkappten Antisemiten. Die sorgenvolle Medienkritik.

von Max Erdinger

Was ist das, qualitativ betrachtet, wenn sich Stephan J. Kramer, Dr. Matthias Quent und der „Tagesspiegel“ zusammenfinden, um den Antisemitismus von Hans-Georg Maaßen zu belegen? Schwer zu sagen. Aber eine Analogie fällt einem schon ein. Das ist ungefähr so, als würden Walter Röhrl und Rauno Aaltonen von der Zeitschrift „Motorsport aktuell“ zu Kronzeugen der Behauptung benannt, der Rallysport im finsteren Thann diene der löblichen Aufforstung des Thüringer Waldes. Da stutzt der geübte Medienkonsument und fragt sich kritisch, ob an der Geschichte etwas Wahres dran ist, oder ob er „hinter die Fichte geführt“ werden soll.

Der neueste Trick

Wenn sich knallrote Ideologen mit dem Problem konfrontiert sehen, daß sie die Belege für ihre Anschuldigungen gegen eine mißliebige Person schuldig bleiben müssen, dann nehmen sie gern das als Beleg, was der Angeschuldigte nicht gesagt hat, indem sie behaupten, er bediene sich eben hinterlistiger Sprachcodes. Der neueste Versuch der Linken, Kritikern ihrer geliebten Weltbrüderschaft ans Bein zu pinkeln, besteht darin, die Richtigkeit der Behauptung im allgemeinen Bewußtsein zu etablieren, das Substantiv „Globalismus“ sei ein Code für „jüdische Weltverschwörung“. Wer ihnen das abnimmt, müsste logischerweise auch unterstellen, daß „Apfelkuchen“ ein Codewort für „Blutwurst“ sein könnte. Überhaupt müsste so jemand unterstellen, daß alles Lüge ist. Außer natürlich, wenn ein knallroter Ideologe gesprochen hätte. Weil das nämlich die lautersten Charaktere von allen zu sein hätten. Dem Heinerhofbauern sein Knecht kommentiert solches jedoch lakonisch mit einem: „Da scheißt ihnen der Hund was.“

Tatsächlich findet sich im „Tagesspiegel“ nicht ein einziger Beleg dafür, daß Hans-Georg Maaßen Antisemit sein könnte. Eine solche Dürftigkeit muß also übertüncht werden, indem der Fokus des Lesers auf eine Scheinsensation gelenkt wird. Die wird bereits in der Schlagzeile folgendermaßen konstruiert: „Erstmals äußert sich ein Chef einer Verfassungsschutzbehörde zum Fall Maaßen„. – da schraubt der Leser des „Tagesspiegel“ die Äuglein ganz erstaunt heraus und ruft entgeistert: „Wow! Erstmals! Eine Neuigkeit! Und ein Fall ist dieser Maaßen auch schon!“. Bei einem typischen Leser des „Tagesspiegel“ mag das funktionieren. Bei klugen Leuten allerdings nicht. Kluge Leute fragen sich nämlich sogleich, was denn dieser „ein Chef einer Verfassungsschutzbehörde“ genau für ein Chef sein soll. Bei Stephan J. Kramer handelt es sich um einen Landes-Verfassungsschutzchef, der zu seinem Amt gekommen ist wie die sprichwörtliche Jungfrau zum Kinde. Mit Geheimdiensten jedweder Art hatte er keinerlei Erfahrung, als er 2015 zum Präsidenten des Thüringer Landesamtes für den Verfassungsschutz ernannt wurde. Mit Altparteien allerdings hatte er genügend Erfahrung. Kramer arbeitete bereits als Büroleiter für Bundestagsabgeordnete der CDU und wurde dann FDP-Mitglied, ehe er zur SPD wechselte. Sein Studium der Rechtswissenschaften in Marburg, Frankfurt und Bonn hat er nie beendet. Auf seine Tätigkeit als persönlicher Referent von Ignatz Bubis, dem verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, und seinen Aufstieg zum Geschäftsführer des Zentralrats mitsamt seinem späten Übertritt zum Judentum komme ich weiter unten zurück.

Viel wichtiger ist hier im Zusammenhang mit dem „Tagesspiegel“ nämlich etwas anderes: Kramer ist Mitglied im Stiftungsrat der „Amadeu-Antonio-Stiftung“ jener berüchtigten Frau Anetta Kahane, die zu DDR-Zeiten als Zuträgerin der Stasi fungierte, und die bereits von dem deutsch-israelischen Journalisten Chaim Noll bezeichnet worden ist als „Spezialistin für Antisemitismus“ im „Figurenbestand des Merkel-Imperiums“. Noll fragte, ob Frau Kahane etwa „Verschwörungstheorien“ verbreiten wolle. Außerdem hätte er Anetta Kahane schon 2019 ganz gern „in die Rente geschickt“. Chaim Noll ist Jude. Auch das wird weiter unten noch zu einer interessanten Fragestellung führen.

Im Zusammenhang mit dem „Tagesspiegel“ ist an dieser Stelle zunächst aber noch etwas anderes interessant: Nicht nur ist Stephan J. Kramer Mitglied im Stiftungsrat der „Amadeu-Antonio-Stiftung“, sondern auch der zweite „Kronzeuge“ für den behaupteten Antisemitismus von Hans-Georg Maaßen, Dr. Matthias Quent, betreibt sein „Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft“ im thüringischen Jena „in Trägerschaft der Antonio-Amadeu-Stiftung“. Und Angela Merkel ist alles andere als begeistert von der Aussicht, daß Hans-Georg Maaßen für die CDU in den Bundestag einziehen könnte. Wir haben also ein Mal den roten „Tagesspiegel“, mit Stephan Kramer und Dr. Matthias Quent haben wir zweimal „Antonio-Amadeu-Stiftung“, ein Mal haben wir den bei Merkel unbeliebten Maaßen, ein Mal den Juden Chaim Noll und „seine“ Kahane als „Spezialistin für Antisemitismus im Figurenbestand des Merkelregimes“ – und dann hätten wir noch Bodo Ramelow (Die Linke) als thüringischen Ministerpräsidenten „von Merkels Gnaden“ (Annullierung der rechtmäßig verlaufenen Ministerpräsidentenwahl in Thüringen, Februar 2020, mit Thomas Kemmerich (FDP) als ordentlich gewähltem MP). Das ist also die Gemengelage, auf welcher der Artikel zum „Antisemitismus des Hans-Georg Maaßen“ im roten „Tagesspiegel“ fußt. Im luftleeren Raum also. Oder, wie der Zyniker sagen würde: Da strotzt alles nur so vor Unvoreingenommenheit, Absichtslosigkeit und Objektivität.

Was der Leser vom roten „Tagesspiegel“ aufgetischt bekommt

Der „Tagesspiegel“ hätte es kürzer – und sich selbst vor allem ehrlich – machen können, wenn er gleich geschrieben hätte, daß er einer knallroten Amadeu-Antonio-Propaganda gegen Hans-Georg Maaßen zu mehr Aufmerksamkeit – , und sich selbst zum Wohlwollen merkelhöriger Regierungskreise verhelfen will, anstatt seine Leser langatmig mit der Insinuation für blöd zu verkaufen, zwei voneinander total unabhängige „Experten“ hätten besorgniserregende Statements zu Hans-Georg Maaßen abgegeben. Har-har-har! Außer für den durchschnittlich thumben Leser des „Tagesspiegel“ ist dieser bauernschlaue Versuch für jeden Kenner der tatsächlichen Frontverläufe so durchsichtig, daß er nur noch in schallendes Hohngelächter ausbrechen kann angesichts eines solchen Ausmaßes an dummdreister Chuzpe.

Der Philosemit wird argwöhnisch

Tatsächlich entwickelt der Philosemit in Deutschland größten Argwohn, wenn er darüber nachdenkt, wer hierzulande mit dem Antisemitusmusvorwurf hantiert. Das geht so weit, daß er wegen seiner Abneigung gegen den Antisemitismus sogar dem institutionalisierten Philosemitismus mißtrauen muß. Reichlich bizarr findet der Philosemit zum Beispiel Äußerungen, die aus dem Zentralrat der Juden heraus zur AfD zu vernehmen gewesen sind. Daß von dort immer wieder ausgerechnet diejenigen „eine aufgestrichen bekommen“, die praktisch als einzige Partei seit Jahren vor dem massenhaft importierten Judenhass aus arabischen und islamischen Ländern gewarnt haben, findet der Philosemit gerade angesichts der jüngsten, absolut antisemitischen Proteste der Importierten schier unglaublich. Vor allem, wenn er bedenkt, daß es sogar eine „Jüdische Bundesvereinigung in der AfD“ gibt. „Wie´s wohl kommt?“, fragt sich der Philosemit und sucht nach Antworten. Die sind freilich spekulativer Natur, gespeist von nichts anderem als der Lebenserfahrung, die er mit dem Funktionärstum ganz allgemein hat. Im Rahmen seiner Überlegungen neigt er dann zu der Ansicht, daß Zentralräte aller Art dann, wenn sie bei der Regierung des jeweiligen Landes, in welchem sie Zentralratende sind, wohlgelitten sein wollen, besser nicht durch lästigen Dissens auffallen sollten. Der Zentralrat der Juden in Deutschland könnte beispielsweise sehr hellsichtig zu der Erkenntnis gelangt sein, daß es im eigenen Interesse besser sein könnte, sich der regierungsamtlichen Antinationalstaatlichkeit nicht entgegenzustellen, sondern sich stattdessen am Bashing der Nationalstaatler per „Antisemitismuskeule“ zu beteiligen, wenn doch bereits im allgemeinen Bewußtsein etabliert ist, daß der gräßliche Judenhass „national“ zur Grundlage hatte und hat – und nicht ein „sozialistisch“.

Diese Bereitschaft eines Zentralrats zur Kooperation mit den wahren Antisemiten und ihren Beweggründen könnte in Anbetracht der Gesetzmäßigkeiten, denen etabliertes Funktionärstum generell unterliegt, sogar wider besseres eigenes Wissen existieren. Die Gründe für den „Antisemitismus“ einer Regierung wie der deutschen könnten einer uneingestanden-absichtsvollen, utilitarischen Verwechslung von Antisemitismus mit „Antinationalisraelismus“ geschuldet sein. Letzterer würde dann hinter dem Begriff „Antisemitismus“ versteckt werden sollen. Tatsache ist nämlich – gerade aktuell wieder – daß es der „Judenstaat“ Israel ist, der den deutschen Antinationalstaatlern immer und immer wieder vor Augen führt, daß die Überlebensfähigkeit eines starken Nationalstaats zu großen Teilen an seiner Verteidigungskraft hängt, mithin also, durch welche utopistisch-ideologischen Fahrlässigkeiten sie ihr eigenes Land, Deutschland, immer weiter dem Verfall und der Gefahr durch selbstverschuldete Wehrlosigkeit ausetzen. Israel demonstriert noch jeder deutschen Regierung mindestens seit dem Sechs-Tage-Krieg, daß Fakten zählen und nicht das schöngeistige Friedensgeschwätz, das Deutsche zum Nachweis ihrer Läuterung billigst im Munde führen. Der Philosemit denkt sich also, daß der Zentralrat der Juden folgendermaßen kalkuliert: Da es sich beim „Antisemitismus“ der deutschen Regierung in Wahrheit um Antinationalisraelismus handelt, ist das keine Angelegenheit, die uns Juden in unserer Eigenschaft als Religionsgemeinschaft betrifft, weswegen wir uns mit Blick auf die deutschen Regierungen auch keine Sorgen zu machen brauchen. Da können wir zum Erhalt der Schönheit unseres eigenen Funktionärstums nolens volens ein bißchen mitmachen beim „Rechtenbashing“, indem wir die Gleichung „Nationalstaatler = Antisemit“ unbeanstandet durchgehen lassen.

Es ist bei Lichte betrachtet schon bitterkomisch, daß ausgerechnet der Zentralrat der Juden in Deutschland nicht eine bissige Bemerkung für den deutschen Wahnsinn findet, welcher darin zu sehen ist, daß es in Deutschland bei aller deutschen Wehrlosigkeit noch immer als Staatsräson gilt, sich als „Schutzmacht Israels“ zu verstehen, ungeachtet der Tatsache, daß sich die Dinge in den vergangenen Jahrzehnten zum folgenden Ist-Zustand entwickelt haben: Die Israeli Defense Forces (IDF) wären im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Deutschland binnen zehn Minuten mit der Bundeswehr fertig. Gleich nach dem Frühstück, sozusagen. Wäre ich der Zentralrat der Juden – ich würde unablässig spotten und sticheln. Aber gut: Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist eben in Deutschland das, was er ist. Nichts für ungut, Frau Knobloch – und Ihnen einen zauberhaften Tag, Herr Schuster. Funktionärstum in Deutschland „sucks“ trotzdem. Aber zurück zum „Tagesspiegel“ und seinen beiden, totaaaal voneinander unabhängigen „Experten“ zum codierten Antisemitismus des Herrn Maaßen.

„Wenn er es nicht gesagt hat, dann hat er es eben gemeint“

Der „Tagesspiegel“ hebt auf einen Essay ab, den Maaßen als Co-Autor für das Magazin „Cato“ verfasst hatte. Damit der Leser des „Tagesspiegels“ keinesfalls gar nichts denkt, wenn er „Cato“ liest, übernimmt der „Tagesspiegel“ vorsichtshalber schon einmal die Einordnung von „Cato“ für seine Leser vor. Die brauchen sie dann nur noch zu übernehmen, um die „richtige Meinung“ zu haben. Das liest sich dann so: „Äußerlich will es konservativen Intellektuellen Lektüre bieten, tatsächlich etabliert es sich als Blatt der Neuen Rechten.“ – Mit anderen Worten: Der „Tagesspiegel“-Leser soll verinnerlichen, daß „konservative Intellektuelle“ und „Neue Rechte“ gefälligst als ein- und dasselbe zu begreifen seien. Und das auch noch unter der Maßgabe, daß er „rechts“ gefälligst mit „braunlinks“ gleichsetzen soll. Wie gesagt: Um die Hellsten kann es sich bei notorischen „Tagesspiegel“-Konsumenten nicht handeln. Jedenfalls hat Co-Autor Maaßen dem „Tagesspiegel“ zufolge seinen gräßlichen Antisemitismus codiert – und Stephan Kramer sowie Dr. Matthias Quent haben ihn decodiert. Im Nürnberger Zoo haben übrigens zwei Schimpansen einen Löwen gefressen, wenn es nicht gelogen ist. Und wenn es ebenfalls nicht gelogen ist, dann hat der „Tagesspiegel“ nur deswegen nicht darüber berichtet, weil er annehmen mußte, seine Leser würden die Story auch noch glauben.

Also steht im „Tagesspiegel“ Folgendes: „Maaßen und sein Co-Autor haben in dem Beitrag jedenfalls eine gesteuerte Zerstörung gewachsener Traditionen und Nationalkulturen ausgemacht – das Ziel sei es, das Volk in eine „anonyme, atomisierte Masse“ zu verwandeln, die „leicht zu kontrollieren und zu manipulieren ist“. Jene, die von der „Idee eines totalen Staates angezogen“ seien, die „im Namen von Gerechtigkeit, Gleichheit oder neuerdings Ökologie eine neue Weltordnung radikal zu verwirklichen hoffen“, würden nun die „Abschaffung“ der Freiheit verfolgen. Aber sie würden „heute nicht als Feinde unserer Gesellschaftsordnung erkannt; schließlich sind sie Geisteswissenschaftler, Journalisten, Berufspolitiker, EU- und UN-Bürokraten, Befürworter der ökonomischen Globalisierung sowie Manager multinationaler Konzerne und deren Dienstleister“.“ – ha! Erkennen Sie den Antisemitismus in Maaßens Einlassungen? – Nicht? Ich auch nicht. Aber vielleicht kommt ja noch etwas Deutlicheres. Probieren „wir“ es hiermit zur Steigerung unseres Erkenntnisvermögens: „Maaßen sieht hinter dem Komplott zwei Akteure – und ihre „mehr oder weniger offene Verschmelzung“. Nämlich die „vormals sozialistischen Linken mit dem Wirtschaftsliberalismus“. Und weiter heißt es in dem Beitrag: „Diese Ideologie bildet eine Projektionsfläche für die politischen Erlösungshoffnungen linker Denker, während Wirtschaftsglobalisten sie als Rechtfertigung ansehen, globales Eigentum und globale Profite zunehmend auf einige tausend Familien zu konzentrieren, die sich daranmachen, bald alles zu besitzen.“ – und? Jetzt? Antisemitismus? Noch immer nicht? – Ich auch nicht. Aber zum Glück gibt es den Parteiswinger Kramer als Mitglied im Stiftungsrat der Amadeu-Antonio-Stiftung, der uns im „Tagesspiegel“ auf die Sprünge hilft. Der sieht nämlich direkt im Anschluß an den zuletzt zitierten Absatz „etwas“: „Der Thüringer Verfassungsschutzchef sieht darin klare antisemitische Muster: „Globalisten ist ein rechtsextremer Code, darin sind sich unter anderem die Konrad-Adenauer-Stiftung und die Bundeszentrale für politische Bildung einig“ … “ – Wie gesagt: Apfelkuchen ist ein bulimie-extremer Code für Blutwurst. Es kommt nur darauf an, daß man das so sehen will. Das ist also Maaßens Antisemitismus: Das, was Kramer sieht – und das, worin sich eine Stiftung und eine Zentrale einig sind, weil Stiftungen und Zentralen genau so gut sehen können wie rote Mitglieder in Stiftungsräten, von deren Scharfsichtigkeit eine rote Ideologenpostille so begeistert berichtet, daß der durchschnittliche „Tagesspiegel“-Konsument glaubt, er habe gerade ebenfalls den absoluten Durchblick gewonnen. Ja, das ist eine etwas umständliche Beschreibung von „Antisemitismus“, aber einfaches Denken taugt ja auch nichts in Deutschland. Das muß immer kompliziert sein, damit man als Denker durchgeht.

Und da ein einziger Amadeu-Antonionierender noch keine sommerliche Schwalbe macht, braucht es einen zweiten, welcher dem antisemitischen Maaßenfaß den rechtsextremistischen Boden ausschlägt, respektive den deutschen Faßkraut gar fett macht. Kein Geringerer als der demokratie- und zivilgesellschaftsinstitütliche Dr. Quent sekundiert dem ersten Amadeu-Antonionierenden recht trägerschaftlich: „Auch der Rechtsextremismusforscher Matthias Quent kommt zu dem Schluss, dass sich Maaßen in dem Magazin-Beitrag in der ideengeschichtlichen Tradition antisemitischer Weltbilder bewegt. Der „taz“ sagte Quent: „Das ist die Erzählung von wurzellosen, in der Diaspora lebenden jüdischen Kräften, die angeblich sowohl hinter dem Kapitalismus als auch hinter dem Bolschewismus stecken und für die Auflösung von Volk und Nation verantwortlich seien.“ – Wohlgemerkt: Nichts davon hatte Maaßen selbst behauptet. Alles das wurde lediglich hineininterpretiert von zwei Figuren, die selbst überreichlich Anlaß für Interpretationen aller Art böten. Mich interessiert schon lange, was Quent eigentlich meint, wenn er „Demokratie“ sagt. Und weshalb sein Institut nicht „Kleinverein“ oder „Kleinvereinsheim“ heißt. Und wieso sein Vereinsheim „Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft“ heißt – und nicht „Demokratisches Institut in der Zivilgesellschaft“. Woher diese Trennung von „Demokratie“ und „Zivilgesellschaft“? Und was genau soll so ein „Rechtsextremismusforscher“ eigentlich sein? Ein „Experte“ vielleicht, wie sie allerweil und überall Pilzen gleich aus dem Boden schießen, auf daß sich der Demokrat seine eigene Meinung von ihnen bilden lasse? Realiter jedoch ein ganz gewöhnlicher Meinungsinhaber von links, der sich „in der ideengeschichtlichen Tradition“ von sich selbst bereits ad absurdum geführt habenden Weltbildern bewegt?

Hans-Georg Maaßen

Zu hoffen bleibt, daß es der klug analysierende Hans-Georg Maaßen noch hinbekommt, sich von seinem „Staatsdienerbewußtsein“ zu lösen. Das scheint ihm nämlich den Blick dafür zu verstellen, daß es kein Zeichen von geistiger Gesundheit sein kann, sich um die Akzeptanz einer zutiefst kranken und verhetzten Gesellschaft zu bemühen, indem man sich selbst vor den infamsten Anschuldigungen einer solchen Gesellschaft noch per „Distanzierung“ in Sicherheit zu bringen trachtet. Erkennt der Mann die Stöckchen nicht, die ihm hingehalten werden, auf daß er sie zum Zwecke seiner eigenen Demontage überspringen soll? Insofern ist mir Maaßen bis zum heutigen Tag ein Rätsel geblieben. Er kann doch nicht ernsthaft der Auffassung sein, daß in einer solchen, zivilreligiös verhetzten und in die Illusion geschickten Gesellschaft ohne fundamentale Änderungen noch etwas zu reißen sein soll. Die Bundesrepublik Deutschland müsste sich in ihren ganzen politischen und medialen Strukturen neu aufstellen, wenn sie bleiben will, wovon voll der naiven Glaubenswilligkeit ständig beteuert wird, daß sie es noch sei: Ein freiheitlicher, demokratischer Rechtsstaat. Das ist sie längst nicht mehr. Und mit demselben Personal, das heute an den Schalthebeln der politischen und der medialen Macht sitzt, wird sie auch nie wieder ein freiheitlicher und demokratischer Rechtsstaat werden.

Zuletzt noch die ketzerische Frage, wen der „Tagesspiegel- & Amadeu-Antonio-Komplex“ als nächstes mit dem Antisemitismus-Vorwurf überziehen will: Chaim Noll etwa? Oder die „Jüdische Bundesvereinigung in der AfD“? Er wäre vermutlich imstande, selbst das noch in Betracht zu ziehen in seinem Wahn von der eigenen Unfehlbarkeit.

Ähnliche Nachrichten