Horst D. Deckert

Billy Six aus Lemberg: Die Wunden des Weltkriegs reißen wieder auf

Von Billy Six aus Lemberg

Ankunft im Kriegsgebiet. Mitten in der Nacht. Trotz landesweiter Ausgangssperre ab 23 Uhr sind die ukrainischen Grenzposten zu Polen weiterhin geöffnet; Wartezeit nun keine 30 Minuten mehr. Deutsche Staatsbürger dürfen für drei Monate visafrei und problemlos einreisen – auch mit dem privaten Pkw. Die Überlandstraßen sind in der Dunkelheit fast leer. Diesel und Benzin gibt es nur zu bestimmten Stoßzeiten an ausgewählten Tankstellen – und jetzt noch lediglich leicht günstiger als in Deutschland. Entlang des Straßenrands verteilte Panzersperren, Betonblöcke und Autoreifen stellen bei schlechter Sicht eine nicht zu unterschätzende Unfallgefahr dar. Besetzt sind die provisorischen Kontrollposten hier aktuell nicht mehr. Die Sorgen eines schnellen russischen Durchmarschs sind verflogen. Vorerst – denn ein möglicher Kriegseintritt des nahen Weißrusslands ist nicht vom Tisch. Angekommen in Lemberg, der historischen „Löwenstadt“, von den Ukrainern „Lviv“, bei Russen und Polen „Lwow“ genannt: Spontane Polizeikontrollen, ausgestattet mit Maschinengewehren, werden professionell und zügig erledigt. Mit der Presseakkreditierung sind nächtliche Fahrten sogar formal erlaubt – und könnten dennoch jederzeit auf Unverständnis stoßen. Unvergessen ist die offenbar versehentliche Erschießung eines „ukrainischstämmige(n) Israeli(s)“ an einem Kontrollpunkt im umkämpften Kiew Ende Februar, der „für einen tschetschenischen Kämpfer gehalten und getötet“ wurde, so die „Jüdische Allgemeine“. Obwohl regulärer Tourismus in der 700.000-Einwohner-Stadt mit – so

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