Horst D. Deckert

Dank Pandemie-Politik: Armutsrisiko in Deutschland so hoch wie nie

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Berlin – Die Profiteure der Pandemie haben ganze Arbeit geleistet: Einer aktuellen Analyse des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zufolge lag das Armutsrisiko in Deutschland 2019, also im Jahr vor der Pandemie, trotz insgesamt guter Lage am Arbeitsmarkt so hoch wie nie. „Das ist ein deutliches Zeichen, dass andere politische Leitplanken gebraucht werden“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Mit einer Besserung der Situation rechnet sie auch für das vergangene Jahr nicht.

„Mit Corona hat sich die Situation vielfach weiter zugespitzt, denn insbesondere Geringverdiener wurden und werden weiterhin durch die wirtschaftlichen Einschränkungen belastet. Ihre Einkommen sind durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit deutlich geschrumpft.“ Laut Piel liegt eine der wichtigsten Ursachen für das Armutsrisiko vieler Menschen in einem zu geringen Niveau der unteren Einkommen.

„Jeder vierte bis fünfte Beschäftigte arbeitet für einen Niedriglohn. Dies hatte und hat zur Folge, dass im normalen Alltag und besonders in schwierigen Zeiten immer mehr Personengruppen von Armut bedroht sind“, warnt sie. Arbeitslosigkeit, eine längere Krankheit, Erwerbsminderung oder die Tatsache, dass eine Familie viele Kinder habe, könne dann sehr schnell zu schlimmer Not führen, so Piel weiter.

Für das DGB-Vorstandsmitglied steht fest: „Armut muss wirksamer bekämpft werden.“ Laut Piel muss der Gesetzgeber deutlich mehr tun, um Tarifbindung zu stärken, um den gesetzlichen Mindestlohn einmalig im Niveau auf mindestens 12 Euro anzuheben sowie um eine Kindergrundsicherung für einkommensarme Familien einzuführen, fordert sie. Nach einer einmaligen Erhöhung des Mindestlohnes sollten weitere Erhöhungsschritte weiterhin in der Mindestlohnkommission behandelt werden, so Piel.

Im europäischen Vergleich liegt Deutschland bei der Armutsrisikoquote laut DGB-Analyse zwar unter dem Durchschnitt, allerdings ist das Armutsrisiko deutlich höher als in Ländern wie Ungarn, Tschechien, Slowakei und Slowenien.

Und es wird garantiert weiter bergab gehen:

Selbstständige Freiberufler befürchten im kommenden halben Jahr einen massiven Abbau von Arbeitsplätzen. Das geht aus einer Umfrage des Instituts für Freie Berufe (IFB) im Auftrag des Bundesverbands der Freien Berufe (BFB) hervor, über die die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben) berichten. Demnach gaben acht Prozent der rund 1.300 Befragten an, im aktuellen Jahr bereits Stellen abgebaut zu haben.

Mindestens 130.000 Arbeitsplätze seien im nächsten halben Jahr bedroht, heißt es weiter. Insgesamt gab jeder vierte Befragte an, dass sich die wirtschaftliche Lage im Vergleich zum Vorjahr verbessert habe. Für jeden fünften Freiberufler ist sie allerdings den Daten zufolge noch schlechter geworden.

„Das gilt besonders für die freien Kulturberufe, solo-selbstständige Freiberufler, kleine Freiberufler-Einheiten mit bis zu fünf Mitarbeitern und ganz junge Unternehmen“, sagte Wolfgang Ewer, Präsident des Bundesverbands der Freien Berufe, den Funke-Zeitungen. Gespalten zeigt sich das Bild auch bei den Auftragsrückgängen und der Arbeitsauslastung: 7,7 Prozent berichteten von einem Auftragsrückgang von mehr als 50 Prozent. Ein Jahr zuvor hatte der Wert mit 11,1 Prozent allerdings noch höher gelegen.

Jeder vierte Freiberufler gab an, dass seine Arbeitsauslastung während der Pandemie gesunken sei. Dagegen ist sie den Daten zufolge bei jedem zweiten Befragten gestiegen – was aber vor allem an der Bürokratie liegt. Bürokratischen Aufwand nannten 55,1 Prozent der Befragten als Grund für die Auslastung.

Bei rund jedem Zweiten habe es aber auch einen gestiegenen Beratungsbedarf bei Patienten, Mandanten oder Kunden gegeben. Knapp jeder Vierte rechnet damit, dass die Arbeitsbelastung bis zum Ende des Jahres wieder sinken wird. Verunsichert zeigte sich jeder zweite Freiberufler – aufgrund möglicher Corona-Maßnahmen im kommenden Herbst. BFB-Präsident Ewer mahnte in Richtung Politik, bei Bedarf bei den Hilfen nachzusteuern. „Mit der verlängerten und verbesserten Neustarthilfe etwa hat die Bundesregierung bereits wichtige Impulse gegeben“, sagte Ewer.

Für viele Bürger in Deutschland ist die Zukunft also alles andere als rosig. Aber Hauptsache es ist noch genügend Geld da, um die vielen neuen Flüchtlinge, die kommen werden, aufzunehmen und auszuhalten. (Mit Material von dts)

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