Horst D. Deckert

Das Ende des Eigentums

In seinem Buch «Access» beschreibt der US-amerikanische Ökonom Jeremy Rifkin die Wirtschaft der Zukunft als eine solche, in der die Güterverteilung nicht mehr über Kauf und Eigentum, sondern über Miete und Zugang geregelt wird: «Nicht mehr Autonomie und Eigentum, sondern Inklusion und Zugang werden zu Prüfsteinen für das Mass der persönlichen Freiheit.»

Rifkin streicht in der Folge vor allem die positiven Aspekte dieser Wirtschaftsordnung (Sharing-Economy) heraus: Für den Mieter entfallen die Kosten für die Instandhaltung der Güter; die Sharing-Economy führt zu Platzersparnis, da man beispielsweise für das kurzzeitig gemietete Auto keine eigene Garage benötigt.

Als Hauptargument für die Sharing-Economy wird aber meist deren Nachhaltigkeit angeführt. Und in der Tat müssten in der Sharing-Economy weniger Güter hergestellt werden, weil man sie ja nur genau dann mietet, wenn man sie braucht. Teilen statt kaufen und besitzen erscheint so als ein wichtiger Teil einer nachhaltigen Wirtschaftsordnung. Die Gefahren der Sharing-Economy, auf die wir uns mit Siebenmeilenstiefeln zubewegen, dürfen aber nicht ausser Acht gelassen werden.

Die zentrale Frage lautet: Wenn die Konsumenten die Güter nicht mehr besitzen, wer besitzt sie dann? Auch die Sharing-Economy kommt nämlich nicht ganz ohne Eigentum aus. Das Eigentum verschiebt sich lediglich weg vom Konsumenten hin zum Anbieter des Zugangs. Rifkins Prognose hat eine erstaunliche Ähnlichkeit mit den Great-Reset-Plänen des WEF, das bekanntlich in einem Werbefilm unverhohlen verkündete:

«Du wirst nichts besitzen und du wirst glücklich sein.»

Wenn man bedenkt, dass der Great Reset einen von oben verordneten Neustart darstellt, kann einem schon etwas mulmig werden. Denn die Akteure, die gemäss Great Reset den Zugang zu Gütern und Dienstleistungen verwalten sollen, werden die Staaten in Zusammenarbeit mit den Grosskonzernen sein.

Corona-Krise und der Great Reset

Der Umgang mit Corona stellt die grösste forcierte Enteignungsaktion in der Geschichte der Menschheit dar. Unzählige kleinere und mittlere Unternehmen gingen weltweit pleite, weitere werden folgen. Unzählige Arbeitnehmer waren (oder sind immer noch) in Kurzarbeit und haben Ende Monat weniger Geld in der Tasche.

Die anziehende Inflation wird in den kommenden Monaten und Jahren diesen Prozess weiter beschleunigen. Interessanterweise geschieht dies vor allem in den Wohlstandsgesellschaften, in denen die Menschen (noch) über Eigentum verfügen. Das Ziel dieser forcierten Entwicklung ist die genannte Sharing-Economy, in der «Inklusion und Zugang zu Prüfsteinen für das Mass der persönlichen Freiheit werden».

Nach Corona wird die Sharing-Economy den Menschen über den Begriff der Nachhaltigkeit schmackhaft gemacht werden. Aber die Realisierung der Nachhaltigkeit, wie sie hier angestrebt wird, wird mit einem vollständigen Verlust der Freiheit einhergehen. Denn wer wird die Staaten daran hindern, gewissen Menschen nach beliebigen Kriterien den Zugang zu Gütern und Dienstleistungen zu verweigern?

In der Corona-Krise erleben vor allem Ungeimpfte ein derartiges Vorgehen bereits jetzt am eigenen Leib. Nach dem Great Reset könnten Andersdenkende verschiedenster Couleur grösste Mühe haben, sich mit den nötigen Gütern und Dienstleistungen zu versorgen. Zumindest besteht eine reale Gefahr, dass es genau so kommt.

Eigentum bedeutet deshalb immer noch Freiheit. Was aber nicht heisst, dass die Vorteile der Sharing-Economy überhaupt nicht genutzt werden dürfen. Eine Sharing-Economy darf aber nur über möglichst dezentrale Strukturen realisiert werden. Unzählige kleine Akteure müssen den Zugang regeln und nicht wenige grosse. Und vor allem: nicht die Regierungen.

Die Möglichkeit, Eigentum zu besitzen, muss unbedingt erhalten bleiben, ansonsten droht eine neue Art von Totalitarismus ungeahnten Ausmasses.

David Häfliger, Philosoph und Kulturwissenschaftler

Blog: www.homoliber.ch }

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