Die deutsche Impfkampagne ist zum Erliegen gekommen – kaum jemand lässt sich noch dazu nötigen, sich die experimentellen Covid-Vakzine verabreichen zu lassen. Ungesundheitsminister Karl Lauterbach hatte jedoch etliche Millionen Dosen der umstrittenen Impfstoffe bestellt, die nun in ihren Lagern allmählich ihr Verfallsdatum erreichen.
Nach Angaben von Lauterbachs Ministerium liegen in den zentralen Lagern des Bundes derzeitig 77 Millionen Impfstoffdosen, die faktisch niemand haben will. Bis Ende Juni werden der Beantwortung einer Anfrage der Unionsfraktion zufolge 11 Millionen Dosen ablaufen – im dritten Quartal sind es weitere 57 Millionen. Wenn sich kein Abnehmer mehr findet, werden sie vernichtet werden müssen.
Von Großhandel und Apotheken wurden von Anfang Dezember bis Ende Februar schon allein 100.000 Dosen Moderna-Impfstoff vernichtet. Hinzu kamen 25.000 Dosen anderer Anbieter, vornehmlich von BioNTech / Pfizer. Im Zentrallager des Bundes selbst wurden rund 1.200 Impfstoffe vernichtet. Doch das ist längst nicht alles: An Deutschlands Hausärzte wurden schließlich bereits unzählige Dosen ausgeliefert – doch nicht alle konnten verimpft werden. Die Vakzine sind nur in Mehrdosenbehältnissen verfügbar. Nach Anbruch sind die Impfstoffe darin nur wenige Stunden haltbar: „Bei der derzeitigen Geschwindigkeit der Impfkampagne ist nicht davon auszugehen, dass sich vor Ort in jedem Fall eine hinreichende Anzahl zu impfender Personen findet, um die in einem Mehrdosenbehältnis verfügbaren Impfdosen in Gänze aufzubrauchen.“ Das Ministerium gibt zu: Impfstoff wurde und wird somit schon jetzt in „nicht wenigen Fällen“ vernichtet.
Der Deutsche Hausärzteverband empfiehlt in Anbetracht der minimalen Nachfrage nach Impfterminen nun, Impfstoff „vorausschauend“ an Drittländer mit aktuellem Bedarf abzugeben. Aus Deutschland gingen bis 21. März bereits 106 Millionen Dosen an das globale Impfprogramm „Covax“. Auch direkte Abgaben an andere Länder finden laut Gesundheitsministerium bereits statt – jedoch: „Da die internationale Versorgungslage mit Impfstoffen derzeit sehr gut ist, reguliert auch dieser Faktor die Menge der abzugebenden Impfdosen und determiniert die Auswahl möglicher bilateraler Empfänger.“ Das heißt nichts anderes, als dass auch in anderen Ländern keine nennenswerte Nachfrage besteht – Deutschland wird seine überflüssigen Dosen also nicht los.
Die Unionsfraktion unterstellt Karl Lauterbach nun einen „Einkaufsrausch“ bei Corona-Impfstoffen. CDU-Gesundheitsexperte Tino Sorge kündigte an, dass der Minister sich auf unangenehme Debatten vorbereiten muss: „In einer Zeit angespannter Haushaltsberatungen wird er auch Rechenschaft darüber ablegen müssen, welche Kosten dem Bundeshaushalt durch seine unnötigen Bestellungen entstanden sind.“ Genaue Angaben über die Kosten der Impfstoffe möchte das Gesundheitsministerium nicht machen: Das unterliege dem Schutz der Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse, behauptet man.