Die Deindustrialisierung Deutschlands scheint unaufhaltsam voranzuschreiten. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) haben Unternehmen noch nie so viel Geld aus der Bundesrepublik abgezogen und ins Ausland transferiert wie im vergangenen Jahr.
Demnach betrug die Lücke zwischen Direktinvestitionen heimischer Firmen außerhalb Deutschlands und ausländischer Firmen in Deutschland 125 Milliarden Euro.
Deutsche investieren im Ausland
Konkret bedeutet dies, dass ausländische Investoren die Bundesrepublik nach Kräften meiden. Deutsche Unternehmen investierten dagegen rund 135,5 Milliarden Euro im Ausland. Selbst für die eigenen Unternehmen verliert Deutschland also mehr und mehr an Attraktivität als Wirtschaftsstandort. Das Institut erklärte, der Abwärtstrend habe vor der Corona-Pandemie mit ihren Lieferengpässen und dem russischen Überfall auf die Ukraine sowie den damit verbundenen hohen Energiepreisen begonnen. Im schlimmsten Fall sei das der Beginn der Deindustrialisierung, lautet sein alarmierendes Fazit.
Schleichende Deindustrialisierung
Auch Wolfgang Große Entrup, der Hauptgeschäftsführers des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), spricht von einer schleichenden Deindustrialisierung. Zwar würden Unternehmen noch Geld in den Erhalt bestehender Anlagen stecken, neue Investitionen seien jedoch rar. Es fehle an internationaler Wettbewerbsfähigkeit, vor allem aufgrund der hohen Energiepreise. Eine Befragung von 120 Managern durch die Unternehmensberatung Deloitte ergab, dass 52 Prozent zu dem Schluss gelangt sind, Deutschlands Image als attraktiver Standort habe bereits schwer gelitten habe, wobei der Negativtrend anhalte.
Experten sind pessimistisch
45 Prozent schätzten das Risiko der Deindustrialisierung als „groß oder sehr groß“ ein. Neben den hohen Energiekosten werden auch ein Mangel an Arbeitskräften und die stetig wachsende Bürokratie aus Berlin und Brüssel beklagt. Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck taten dies als „Panikmache“ ab. AUF1 hatte über die Deindustrialisierung Deutschlands bereits im Februar ausführlich berichtet und dazu den Wirtschafts- und Börsenanalysten Günter Hannich befragt.
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Sehen Sie hier das AUF1-Interview mit Günter Hannich:
Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben für AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien (unter anderem „Journalistenwatch.com“). Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein.“
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