Horst D. Deckert

Die Durchschnittstemperatur diesen Juli betrug 18,3°C… glaubt das jemand??!

Zu einer meiner Pflichtlektüren hat sich einmal im Monat das Ablesen der neuesten Lufttemperatur in Deutschland entwickelt. Bei Wikipedia gibt es diese Tabelle mit den Monatswerten, die stolze 250 Jahre zurückreicht und wo sich nachschlagen lässt, was die Klimazunft gerade wieder errechnet hat. Im Juli sollen es deutschlandweit 18,3°C gewesen sein – wohlgemerkt dem Hochwasserjuli des Jahres 2021. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich das mit meinem inneren Thermometer in Einklang bringen soll, nachdem ich bereits mit dem Juni meine Probleme hatte, als es 19°C warm gewesen sein soll. Es mag an meiner Gegend liegen, aber bei mir war es die letzten 61 Tage gerade einmal an vier Tagen zuverlässig sonnig und warm genug, dass ich mich getraut habe, mir für den Folgetag ein Coronaticket fürs Schwimmbad vorzubestellen.

Kälter und doch irgendwie wärmer

Hier ein paar Fakten aus der Zeitreihe mit der Lufttemperatur pro Monat:

  • Laut offiziellen Zahlen soll es im Juli 2020 mit 17,7°C ein halbes Grad kälter gewesen sein als in diesem Jahr.
  • Insgesamt sei der Juli im letzten Jahrzehnt gleich drei Mal kühler ausgefallen als der Juli diesen Jahres und ein Mal in etwa vergleichbar kühl mit 18,6°C.
  • Im Jahr 2011 soll der Juli ganze 2,1°C kälter gewesen sein als in diesem Jahr.
  • Im Jahrzehnt zwischen 2001 und 2010 waren nur drei Julimonate wärmer als die 18,3°C.
  • Im Verlauf des letzten Jahrzehnts kam es wie in diesem Jahr nur zwei Mal dazu, dass der Juli durchschnittlich kälter war als der Juni: Einmal 2011, als die Temperatur um 0,4°C fiel und einmal 2019, als es den letzten „Rekordjuni“ gab und der Juli wie dieses Jahr um 0,9°C kühler ausfiel.
  • Das Jahrzehnt 2001 bis 2010 erlebte nur zwei Temperaturrückgänge, die mit 0,2 bzw. 0,3°C allerdings nur sehr klein ausfielen.

Der gefühlte Zweifel an diesen Vergleichswerten ist fraglos subjektiv. Doch es gibt weitere Parameter, die nicht gerade darauf hindeuten, dass es sich mit der Temperatur im Juli 2021 so tatsächlich so verhalten hat, wie beschrieben:

  • Verglichen mit dem langjährigen Julimittel lag die Niederschlagsmengen in diesem Juli knapp 50% mehr Regen. Regen, das sollte bekannt sein, kühlt einmal direkt, da das herabfallende Wasser kälter ist als der Boden und auch indirekt, da der Regen in der Regel mit einer die Sonne verdeckenden Wolkendecke einhergeht.
  • Auch die Sonne schien signifikant weniger als im langjährigen Durchschnitt. Um 5,3% betrug der Rückgang der Sonnenscheindauer im Juli. Besonders markant sticht in der Grafik der Juni diesen Jahres hervor, als es 28% mehr Sonne gegeben haben soll als im langjährigen Mittel. Daher soll der Juni 2021 laut Temperaturdaten überdurchschnittlich warm gewesen sein. Jedoch beißt sich das mit der Tatsache, dass die Sonne im Juli diesen Jahres um 23% weniger oft geschienen haben soll, als noch im Vormonat.

Die Diskrepanz zwischen dem Einfluss der Sonnenscheindauer und der daraus folgenden Temperatur im Juni und Juli ist so auffällig, dass die offiziellen Temperaturwerte kaum glaubwürdig erscheinen.

Auf mich wirkten die Zusammenhänge so merkwürdig, dass ich beschloss, mir aus den Wetterdaten bei Wetter.com einige Stationen herauszusuchen, um deren Temperaturverlauf miteinander zu vergleichen. Einmal habe ich mir sechs Großstädte gewählt und dann noch sechs kleine Stationen irgendwo auf dem Land, die jeweils in etwa den selben Regionen angehören. Mein Ziel war es, herauszufinden, ob die offiziell errechnete Diskrepanz vielleicht auf die Überbetonung versiegelter Flächen mit Wärmestau zurückgeführt werden können. In der Karte sind die Großstädte mit rotem Punkt versehen, ihre Namen sollte jeder kennen. Die kleinen Orte sind blau und mit Namen markiert, ausgewählt habe ich sie nach dem Zufallsprinzip.

Die Julitemperaturen in Deutschlands Großstädten

Die ersten beiden Grafiken zeigen den Temperaturverlauf der Großstädte im Juli. Besonders fällt auf, dass die 30°C tagsüber nur an sehr wenigen Tagen überschritten wurde und zwar vier Mal in Berlin und ein Mal in München. Alle anderen Städte blieben deutlich darunter, wobei das gewöhnlich von der Sonne verwöhnte Freiburg im Monatsverlauf kaum besser wegkommt als von Nordseewetter geprägte Hamburg.

Bei den Nachttemperaturen gibt es deutlich weniger Ausreißer, wobei sich auch hier Berlin am oberen Ende des Bandes befindet, Hamburg die stärksten Schwankungen aufweist und sich beim Rest die Temperaturen in einem engen Band bewegen.

Der Mittelwert alle Großstadttemperaturen zeigt einen sehr konstanten Temperaturverlauf, der nur geringfügig von den 18,3°C abweicht. Zu Beginn des Monats war es etwas kühler als im letzten Drittel, was durchaus vorkommen kann, auch wenn der Juni deutlich wärmer gewesen sein soll. Das Temperaturminimum des Monats und insbesondere der Nachttemperaturen fiel zusammen mit dem Beginn der Hochwasserkatastrophe im Rheinland. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass in den Tagen danach tagsüber mit den Temperaturen wieder nach oben ging. Allerdings überrascht, dass es trotz des weiterhin bedeckten Himmels mit vielen kleineren Regenschauern wärmer gewesen sein soll als vor den fast landesweiten Unwettern.

Die Julitemperaturen in Deutschlands Kleinstädten

Analog zur Situation in den Großstädten erreichte das Thermometer kaum einmal an die 30°C Grenze heran. Einziger Ort unter den berücksichtigten ist das brandenburgische Kyritz irgendwo im größeren Einzugsgebiet von Berlin. Aber auch dort wollte es nur zwei Mal klappen mit den 30°C. Am enttäuschendsten verlief der Sommer in der Region um Sigmaringen, wobei auch die anderen beiden Orte südlich von Preußen eher einen Reinfall erlebten als einen Sommer.

Bei den Nachttemperaturen gibt es ebenso ein relativ einheitliches Band, auch wenn das rheinland-pfälzische Winzerkaff (Weinreben->Sonne) Bad Bergzabern just in der Zeit des Hochwassers deutlich wärmere Nächte erlebt haben soll. Der Ort selbst war nicht von den Verheerungen betroffen, wobei sich in Anbetracht dieser starken Abweichung die Frage stellt, ob dicke Regenwolken nachts womöglich einen isolierenden Effekt haben könnten. Ansonsten fällt bei den Nachttemperaturen erneut Sigmaringen auf, was eventuell auch am generellen Regionalklima liegen könnte, da die Stadt gerade einmal 10 Kilometer entfernt liegt vom berüchtigte Stetten am kalten „Arsch“.

Der Gesamtmittelwert aller Kleinstädte unterschreitet deutlich die offiziellen 18,3°C. Man könnte meinen, dass es an Sigmaringen liegen könnte und meine Auswahl daher schlecht war. Allerdings ereigneten sich die größten Temperaturabweichungen nach unten zu Beginn des Monats, als es tagsüber in Sigmaringen auch mal wärmer war als an den anderen Orten und es nachts nicht immer am tiefsten nach unten ging. Lediglich vom 12. bis zum 15. Juli ließe sich Sigmaringen als Faktor klar benennen, ansonsten aber wich der Temperaturwert der Stadt nicht auffällig von den anderen ab.

Große hui, Kleine pfui

In der großen Gegenüberstellung aller Mittelwerte zeigt sich schließlich, wo der Hund begraben liegt. Tagsüber unterscheidet sich der Temperaturverlauf zwischen Groß- und Kleinstädten kaum. Es würde mich nicht wundern, falls er bei einer größeren Auswahl oder auch bei näher an den Großstädten liegenden Wetterstationen mit Natur außen herum absolut deckungsgleich wäre.

Dennoch zeigen sich deutliche Abweichungen bei den finalen Mittelwerten. Sollte ich bei der Aufbereitung nicht alles falsch gemacht haben, dann lassen sich die Unterschiede allesamt auf die Nachttemperaturen zurückführen. Wie wenig dabei der Faktor Sigmaringen eine Rolle spielt, zeigt sich darin, dass die Mittelwerte für Tag und Nacht zwischen dem 12. und 18. Juli enger beieinander liegen als davor und danach. Die deutlichsten nächtlichen Diskrepanzen traten zu Beginn des Monats auf und gegen Ende.

Durchaus eine menschengemachte Klimaerwärmung

Was heißt das? Nun, zunächst nicht sehr viel, da die Auswahl zu klein ist für wirkliche Schlussfolgerungen. Dennoch reicht die Gegenüberstellung für das Aufstellen einiger Fragen und Hypothesen, warum die offiziell errechnete Temperatur so sehr von dem abweicht, was vermutlich nicht nur ich im Verlauf der letzten 31 Tage erlebt habe. Es dreht sich dabei alles um die Frage, warum die großen Unterschiede zwischen Stadt und Land nur nachts aufzutreten scheinen.

Diese einseitige Verzerrung deutet an, dass ein Gutteil der Erwärmung wie oft schon vermutet mit der Versiegelung städtischer Böden und hohen Gebäuden mit der folge von weniger Wind erklärt werden könnte. Ebenso wirft es ein Licht auf die Berechnungsweise der deutschlandweiten Mitteltemperatur, wobei weniger die Berechnungsweise selbst ein Problem zu sein scheint, da die Tagestemperaturen sehr vergleichbar sind, sondern eher die Gewichtung verschiedener Regionen mit und ohne urbane Bebauung.

Gemeinsam mit dem Wärmephänomen bei Windkraftanlagen könnte die „menschengemachte“ Erwärmung des Klimas zumindest in Deutschland letztlich durchaus der Wahrheit entsprechen. Jedoch wären keineswegs bei CO2- und andere Emissionen daran schuld, sondern in vor allem menschliche Siedlungsaktivitäten. Ironischerweise würden in diesem Fall zahlreiche Klimaschutzmaßnahmen wie die Bevorzugung städtischer Siedlungen oder das Aufstellen weiterer Windkraftanlagen zur Erwärmung beitragen und sie keineswegs verhindern.

Stichwort: „Die Nacht schluckt die Wärme“

Schließlich darf auch in diesem Beitrag ein kurzer Schwenk ins verschwörungstheoretische nicht fehlen. Alles, was es dafür braucht ist das Wissen um die nächtlichen Diskrepanzen zwischen Stadt und Land, und dass die Mehrheit der Menschen, die sich von der Propaganda um den Klimawandel einfangen lassen, eher in Städten leben. Dort ist die Bevölkerung im Durchschnitt jünger und damit grünenanfälliger, sie wird nicht von Windkraftanlagen in Sichtweite gestört, zumal sie ohnehin von Beton und einem Grundrauschen umgeben sind, und sie sind auch weniger oft auf ein Auto angewiesen als Menschen auf dem Land, das für jeden ohne Funktionärsposten wohl als erstes einer Ökodiktatur zum Opfer fiele.

Die Manipulation der Durchschnittstemperaturdaten würde genauso zum Narrativ einer fortschreitenden Klimaerwärmung passen, wie sich Stadtmenschen dank der wärmeren Nachttemperaturen besser davon überzeugen ließen. Ein Indikator für den Wahrheitsgehalt dieser Verschwörungstheorie bestünde darin, falls Klimaexperten in nicht allzu ferner Zukunft damit beginnen werden, von einer Temperaturerwärmung zu sprechen, die sich vor allem nachts bemerkbar macht. In etwa so, wie Ozeane die zunehmende „Wärme schlucken“, könnte das Narrativ so gelenkt werden, dass auch die Nacht jene zusätzliche „Wärme schluckt“, die wir tagsüber partout nicht bemerken wollen.

Dieses Szenario ist in meinen Augen ausreichend realistisch-verrückt, dass ich sogar bereit wäre, eine Wette darauf einzugehen, dass sie uns das nach spätestens einem weiteren Sommer ohne Hitzetod einreden werden.

Quelle Bildschirmfoto Titelbild, Temperaturgrafiken, Karte

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