Horst D. Deckert

Die ESG-Bewegung ist noch gefährlicher als man denkt

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Bette Grande

Die Gedanken, die hinter der ESG-Bewegung (Environmental, Social and Governance) stehen, gibt es schon seit geraumer Zeit. Bis vor kurzem blieben sie jedoch weitgehend dem Blickfeld der Öffentlichkeit verborgen.

Was ist also das Ziel der ESG-Bewegung? Die ersten ESG-Bemühungen zielten auf fossile Brennstoffe (Kohle, Erdöl und Erdgas) ab, um unsere Wirtschaft zu dekarbonisieren und auf „saubere“ Energie umzustellen.

Doch was ist, wenn der Übergang mehr umfasst? Was, wenn es um mehr als Energie geht? Schließlich geht es bei dem „E“ in ESG um mehr als nur um „Umwelt“. Themen wie Landnutzung und landwirtschaftliche Produktion müssen im Hinblick auf das Klimarisiko bewertet werden. Was wäre, wenn der von den ESG-Befürwortern angestrebte Wandel auch die Produktion und den Verbrauch von Nahrungsmitteln, den Bergbau und die Holzindustrie umfasst? Und das ist nur das „E“ in ESG.

Es ist wichtig zu verstehen, dass der von den ESG-Befürwortern angestrebte Wandel weit über die Energiequelle hinausgeht und in Wahrheit wenig, wenn überhaupt etwas, mit der Umwelt zu tun hat. Der von den ESG-Befürwortern angestrebte Wandel zielt darauf ab, unsere Gesellschaft nach den Vorstellungen unserer utopischen Vordenker umzugestalten.

Die meisten großen globalen Unternehmen, Zentralbanken und Wall-Street-Investmentfirmen sind sich einig in ihrer Unterstützung von ESG und NetZero 2050. Die Biden-Regierung hat durch zahlreiche Durchführungsverordnungen alle Bundesbehörden angewiesen, ESG-Ziele, -Politiken und -Vorschriften zu entwickeln. Diese unheilige Allianz kontrolliert fast jeden Sektor unserer Wirtschaft. Und wenn Sie dachten, das „E“ in ESG sei schon schlimm, dann warten Sie mal, bis wir zu dem „S“ kommen.

Selbst ein zufälliger Beobachter der Nachrichten der letzten Jahre hat gesehen, dass die Dinge, die die Grundlage unserer Gesellschaft bilden, angegriffen werden. Die Familie, das Elternrecht, die öffentliche Bildung, die Verfassung, der freie Markt, die Redefreiheit, die Versammlungsfreiheit, der Mann, die Frau, alles.

Das bringt uns zu Disney. Wenn Sie nicht glauben, dass es das Ziel der ESG ist, unsere Gesellschaft, unsere individuellen Rechte und Freiheiten grundlegend zu verändern, wie erklären Sie dann die jüngsten Aktionen von Disney? Zum Beispiel hat Disney vor kurzem die Begrüßung „Ladies and Gentlemen, Boys and Girls“ im Magic Kingdom* abgeschafft, um die Inklusion zu fördern. Vielfalt und Inklusivität sind sehr wichtig für das „S“ der ESG. Wer kann schon gegen Vielfalt und Inklusivität argumentieren? Das Tückische an den ESG ist, dass sich der Übergang auch auf die Bedeutung und die Absicht von Wörtern bezieht.

[*“Magic Kingdom“ ist im Disney-Vergnügungspark in Orlando, Florida, die Selbstbezeichnung desselben. Ich war Anfang der 1980er Jahre selbst dort. Es ist ähnlich dem „Skyline Park“ in Bad Wörishofen im Allgäu oder dem „Heidepark Soltau“, nur mit noch etwas mehr Brimborium. A. d. Übers.]

Disneys „Wandel“ begann viel früher und geht viel tiefer, wie die jüngsten Videos und Erklärungen zeigen. Ich bin damit aufgewachsen, sonntagabends Walt Disney zu sehen. Ja, so alt bin ich. Und ich muss mich fragen, wie es zu diesem Punkt mit einer so ikonischen Marke kommen konnte. Wann hat der Zauber das Königreich verlassen? Und warum?

In einem kürzlich erschienenen Artikel im Washington Examiner wies Vivek Ramaswamy, Autor des Bestsellers „Woke, Inc.“, auf die Rolle hin, die die drei größten Disney-Aktionäre bei der Auslösung des Kampfes um das Gesetz über die elterlichen Rechte im Bildungswesen in Florida gespielt haben könnten. Wer sind die drei größten Aktionäre von Disney? BlackRock, Vanguard und State Street – kommen Ihnen diese Namen bekannt vor? Zusammen besitzen diese drei Firmen 15,3 Prozent der Disney-Aktien. Bei einem börsennotierten Unternehmen ist das eine ganze Menge.

Sie brauchen einen Beweis. Die Nachricht, dass Elon Musk einen Anteil von 9,2 Prozent an Twitter erworben hat und damit zum größten Einzelaktionär des Unternehmens aufgestiegen ist, wurde viel beachtet. Herrn Musk wurde sogar ein Sitz im Vorstand von Twitter angeboten. Ja, Aktionäre, die 15 % Ihrer Aktien besitzen, haben Ihre Aufmerksamkeit.

Sie mögen die Behauptung von Herrn Ramaswamy in Frage stellen, aber sie steht im Einklang mit der ESG-Bewegung. Der Direktor von BlackRock Larry Fink sagte: „Die Verhaltensweisen müssen sich ändern, und das ist eine Sache, die wir von den Unternehmen verlangen: Sie müssen Verhaltensweisen erzwingen, und bei BlackRock erzwingen wir Verhaltensweisen.“

Wenn BlackRock und die anderen ESG-Macher darauf aus sind, Verhaltensweisen zu erzwingen, glauben Sie dann, dass sie einfach nur zugesehen haben, wie Disney im vergangenen Jahr seine Bemühungen eingestellt hat, bevor sie sich gegen die Gesetzgebung in Florida engagierten? Oder ist es wahrscheinlicher, dass es ein oder zwei Telefonate gab? Wie jeder CEO eines börsennotierten Unternehmens bestätigen kann, muss man diesen Anruf entgegennehmen. Das Vorgehen von Disney zeigt, dass diese großen Finanzinstitute zwar nicht auf diese Entscheidungen drängten, aber sie waren auch nicht dagegen.

Nun werden Sie sich vielleicht fragen, warum BlackRock und andere Wall Street-Firmen sich in soziale Fragen, Elternrechte und öffentliche Bildung einmischen sollten. Es wird Sie nicht überraschen, wenn Sie ihre Websites besuchen und in ihren eigenen Worten über ihre Politik und Initiativen lesen. Es steht alles da, und es ist an der Zeit, dies sehr ernst zu nehmen.

Ein weiterer Beweis dafür ist eine kürzlich erschienene Kolumne im Politico-Newsletter „The Long Game“, in der die jüngsten Bemühungen der SOC Investment-Gruppe um Aktionärsaktivismus erörtert werden, die von Unternehmen eine Prüfung der Bürgerrechte mit Schwerpunkt auf sozialer Gerechtigkeit und verwandten Themen verlangen. Mit Unternehmen wie BlackRock, Citigroup und Apple, die sich bereit erklärt haben, die Audits durchzuführen, haben sie einigen Erfolg. Da ist wieder dieses BlackRock.

Auf den ersten Blick kann es schwierig sein, die Absicht und das Ergebnis dieser Aktionärs-Bemühungen zu verstehen. Einerseits könnte dies die Rechenschaftspflicht für Gelder verbessern, die öffentliche Unternehmen für populäre Zwecke gespendet haben. Andererseits können die Prüfungsergebnisse dazu benutzt werden, Ideologie in börsennotierten Unternehmen zu verbreiten. Was ist angesichts dessen, was wir sehen, wahrscheinlicher?

Eines wissen wir jedoch: Wenn die ESG-Bewegung an Schwung gewinnt, werden große Unternehmen das Werkzeug sein, um „Verhaltensweisen zu erzwingen“ und den Wandel unserer Gesellschaft zu vollenden. Die Aktionäre dieser öffentlichen Unternehmen müssen einbezogen und aufgeklärt werden. Ich möchte hinzufügen, dass Blackrock, Vanguard und State Street nicht die eigentlichen Aktionäre von Disney sind. Die wahren Eigentümer sind die Teilnehmer an staatlichen Pensionsplänen, 401(k)s und Einzelanleger, die diese Geldverwaltungsfirmen beauftragen, mit ihrem Geld Aktien zu kaufen, zu halten und abzustimmen.

[Hervorhebung vom Übersetzer]

Große Unternehmen werden von Finanzinstituten dazu gedrängt, ESG-Strategien einzuführen, mit denen Sie vielleicht nicht einverstanden sind oder die Ihren Werten und Überzeugungen zuwiderlaufen, und sie verwenden dafür weitgehend Ihr Geld.

Mehrere Staaten unternehmen Schritte, um die Stimmrechte im Rahmen staatlicher Pensionspläne und anderer staatlicher Fonds auszuüben. Diese politischen Entscheidungsträger und staatlichen Finanzbeamten sollten in ihren Bemühungen unterstützt werden, denn sie sehen sich enormen Widerständen ausgesetzt. Man wirft ihnen vor, sich in den freien Markt einzumischen“, aber die Idee des freien Marktes ist nicht mehr so unschuldig wie Disney.

Wie schlimm ist die ESG-Bewegung? Beurteilen Sie einen Baum nach seinen Früchten.

Autorin: Bette Grande is a State Government Relations Manager at The Heartland Institute. Prior to coming to Heartland, she served as a North Dakota state representative from 1996–2014, representing the 41st district.

Link: https://humanevents.com/2022/04/12/the-esg-movement-is-even-worse-than-you-think/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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